Reisebericht Iran Teil I - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Iran
05.11. - 28.01.2013

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Teil I   >>  Grenze bei Noroz - Now Shahr            
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Schon auf der Grenzbrücke binde ich mir ein Kopftuch um und ziehe mir eine weite, den Hintern bedeckende lange Bluse über. Es gibt Kleidervorschriften im Iran und die wollen befolgt werden. Am ersten Stopp werden wir mit „Welcome to Iran" freundlich empfangen, das Fahrzeug wird in ein Buch eingetragen und man zeigt uns den Weg zur Pass- und Visumskontrolle. Alles läuft sehr professionell und reibungslos. Ab hier werden wir begleitet. Das Fahrzeug muss durch ein Desinfektionsbad fahren, ob das etwas bringt kann bezweifelt werden, muss aber sein, das kostet 1.000 ArmDram oder 40.000 Rial derzeit ca. 1 Euro.
Von dort geht es weiter in ein Gebäude zur Carnet- bzw. Zollbearbeitung. Freundlich werden wir gebeten Platz zu nehmen und zu warten. Der Schreibkram dauert eine Weile. Schließlich werden wir aufgerufen und 2 Herren gehen mit uns die Fahrzeuge begutachten bzw. die Zolldokumente mit den Chassis Nummern vergleichen. Wie selbstverständlich ziehen sie, bereits auf der Straße die Schuhe aus, bevor sie unseren „Shumba" Begehen. Ganz am Schluss, an der Ausfahrt des Geländes, muss man noch einen Zettel abgeben und alles ist erledigt – die ganze Grenzabfertigung dauert nicht mal eine Stunde. Wir wechseln noch an der Grenze etwas Geld und fahren dann weiter nach Jolfa, zur ersten Orientierung und um zu tanken. Wir haben kaum noch Diesel im Tank. Wir haben nichts Spezielles erwartet an der Grenze, sind am Ende aber doch überrascht, dass es so freundlich und aufgeräumt von statten geht. Zuhause in Deutschland existieren ja doch die einen oder anderen Ressentiments gegen Iran. Und auch wir wurden im Vorfeld konfrontiert mit Fragen wie: „Muss das denn sein, in den Iran fahren?" „Ist das denn nicht zu gefährlich?" „ Da werden doch die Frauen diskriminiert!" „... und die Menschen werden ausspioniert, könnt ihr Euch da frei bewegen?" Sehr schnell erhalten wir ein völlig anderes Bild von dieser uns so fremd scheinenden Kultur. Schon im Vorbeifahren, wenn wir auf Menschen treffen, winken sie uns zu. Vorbeifahrende Autos hupen uns an und grüßen uns. Wir werden ein wenig sprachlos ob so viel Freundlichkeit. Bereits die ersten Kilometer erhalten wir so viele Eindrücke, dass wir richtig mit uns selbst beschäftigt sind, diese zu verarbeiten. Die erste Nacht verbringen wir irgendwo abseits der Straße, ein Hirte kommt auf seinem Esel mit seiner Herde und verwickelt uns in ein Gespräch. Es scheint für ihn unvorstellbar, dass wir ihn nicht verstehen. Über das ganze Gesicht lachend, reitet her hinter seinen Schafen her und winkt uns zurück.
Unser erster richtiger Stopp im Iran ist die Stadt Tabriz. Auf dem Weg dorthin treffen wir Theres und Jost aus der Schweiz. Sie sind seit 4 Monaten mit ihren Fahrräder unterwegs und wollen nach Indien. Wir tauschen uns aus, und wie wir so dastehen, kommt ein junger Iraner von einer Eisdiele mit 4 vollbepackten Eiswaffeln zu uns. „Welcome to Iran!" Where are you from?" Das Eis schmeckt lecker in der heißen Sonne! Nach einer Weile verabschieden wir uns herzlich und fahren weiter.  
Die Stadt an sich ist nicht aufregend und hat auch nicht viel zu bieten. Wir jedoch wollen uns jetzt endlich Zeit nehmen. Der nahende Winter hat uns bisher etwas vor sich her „getrieben". Obwohl ich sagen muss, dass wir bis jetzt richtig Glück mit dem Wetter hatten, bisher hatten wir kaum Regen. Jetzt ist erst mal angesagt im Iran anzukommen, jetzt treibt uns nichts mehr. Und so passt es uns sehr gut, dass wir etwas außerhalb am Goli Park, unterhalb eines großen Hotels, einen guten und ruhigen Platz gefunden haben, der auch noch eine Internetanbindung ermöglicht. Der ganz normale Alltag begleitet uns auch hier und so verbringen wir mal wieder einen Tag damit, uns mit Deutschland in Verbindung zu setzen, zu skypen, Emails zu verfassen und unsere sonstigen Angelegenheiten zu erledigen.
Den kommenden Tag besichtigen wir die Blaue Moschee. Heute ist die Moschee, die 1779 bei einem Erdbeben fast zerstört wurde und erst seit 1973 restauriert wird, ein Museum. Die riesige Kuppel wurde erneuert und die fantastische Fliesenverkleidung in seltenem kobaltblau ist stellenweise noch erhalten.  Natürlich treibt es uns auch in den Basar. Der hier in Tabriz soll einer der typischsten des Landes sein, zumindest ist er richtig groß und in dem Gewirr von Gassen und Hinterhöfen kann man sich ganz gut verlaufen. Das Schöne hier ist, man wird nicht „angemacht", nichts ist hier für Touristen aufgebaut. Alles läuft ruhig und normal ab, wir können schauen und schauen und werden nicht einmal darauf angesprochen etwas zu kaufen. Hier machen wir auch die erste Erfahrung mit Geld wechseln im Iran. Normalerweise geht unsereiner dafür ja in eine Bank. Aber als wir das tun, sagt uns die nette Dame hinter dem Schalter wir sollten das Wechseln auf der Straße erledigen, die Bank würde kein Geld wechseln. Und tatsächlich ein paar Häuserreihen weiter stehen die Geldwechsler auf der Straße. Und was zunächst anrüchig erscheint, ist völlig normal. Mit Bündeln voll Geld stehen die Männer vor den Wechselstuben und tauschen sich rege über die neuesten Inflationsraten und Kursdaten aus. Da man uns ansieht, dass wir Fremde sind, werden wir sofort angesprochen. Wir fragen uns ein wenig nach dem besten Kurs durch und wechseln schlussendlich in einer der vielen Wechselstuben 50 Euro. Mit mehr als 1 Million Rial stehen wir dann wieder auf der Straße, sozusagen als frischgebackene Millionäre. Am nächsten Tag nutzen wir das Internet noch ausgiebig und kommen dann am frühen Nachmittag weg aus Tabriz in Richtung Kaspisches Meer. Der Weg führt uns über Sarab nach Ardabil. Heute ist Sonntag, nein eigentlich ist Freitag, aber der Freitag ist hier im Iran eben der Sonntag. Viele Geschäfte sind zu, das übliche Verkehrschaos in den Städten fällt aus, Familien spazieren in den Parks oder machen Picknicks, oder Nutzen die Zeit zum Besuch im Museum. So wie wir. Wir besichtigen hier das Mausoleum von Sheikh Safi. Ein beeindruckendes Bauwerk aus dem 14. Jhd. mit zahlreichen Ornamenten aus Keramik, umfangreiche Goldarbeiten, einer beachtlichen chinesischen Porzellansammlung aus verschiedenen Epochen und der Kopie des unglaublich großen „Ardabil Teppich" dessen Original in einem Londoner Museum ausgestellt wird.
Wir fahren weiter Richtung Sar-e Eyn am Fuße des Vulkan Sabalan. Hier hat es viele Thermalquellen die man in Hydro-Therapie Zentren genießen könnte. Wenn wir das tun würden, dann wollten wir es gemeinsam tun, und dies wiederum ist in der hiesigen Moralvorstellung nicht vorgesehen. Männer und Frauen strikt getrennt in den Bädern! Also belassen wir es dabei den 4811 m hohen und somit dritthöchsten Berg des Iran, den Sabalan, im strahlenden Sonnenschein zu bewundern. Es liegt schon Schnee auf dem Vulkankegel.
Wir nehmen die direkte Route nach Astara über die Wetterscheide zum Kaspischen Meer. Je näher wir kommen zieht plötzlich Nebel auf, es wird nasskalt. Aber das hindert die Menschen nicht Zelte aufzustellen, Teppiche auszurollen, den Grill anzuheizen, die Wasserpfeife auszupacken und mit Kind und Kegel Sonntag zu feiern und zu picknicken. Es ist kaum zu glauben, aber hier oben im Nebel steht ein Zelt am anderen, eine Picknickdecke an der nächsten. Und das nicht nur an einem Ort, sondern mehr oder weniger die ganze Strecke von Passhöhe bis runter in die Ebenen vor Astara. Das wirklich Schlechte dabei ist, dass am Ende viel Müll zurückgelassen wird.
Entlang der Aserbeidschanischen Grenze fahren wir nach unten von über 2000 m auf 0 m, durch große Reisanbaugebiete. Die sehr hohe Luftfeuchtigkeit macht die Gegend sehr fruchtbar. Es gibt viel Obst, hauptsächlich Kiwi. Wir verbringen eine Nacht bei Lomir und obwohl wir einen guten Platz direkt am Meer gefunden haben, treibt es uns wieder hoch in die Berge, so dicht hängt der Nebel hier unten.
Von Asalem nehmen wir eine sehr schöne Bergstraße wieder hinauf Richtung Khalkhal zu den Sommerweiden der Taleshi. Halbnomaden, die von ihren Dörfern in den Tälern im Frühjahr mit ihrem Vieh hier hinaufziehen und den Sommer über ihre Tiere hier oben weiden und im Winter nach unten in die Dörfer zurückziehen. Fast alle haben schon abgetrieben. Wir sehen nur noch einige Schafe, die wie weiße Punkte an den steilen immer noch grünen Hängen kleben. Viele der Almen sind schon winterfest gemacht. Am Nachmittag wird es dann ganz schwarz am Himmel, ein heftiger Sturm zieht auf, wir kommen bis Kolur und finden einen guten Standplatz im Dorf, bevor es richtig anfängt zu schütten.
Wir gehen noch Brot besorgen und Klaus will sich die Haare schneiden lassen. Gesagt, getan. Dieser Spaziergang in den Ort endet damit, dass Hossein, der Friseur, uns in seinen klapprigen Renault packt und zu sich nach Hause einlädt. Seine Frau, Leila, ist mit dem 3-jährigen Sohn Madi allein zu Haus und sieht Fußball, Bundesliga, FC Bayern gegen Frankfurt, was ein Zufall! Es wird ein lustiger Abend. Leila kocht Fisch und Reis, wir tauschen uns aus, teilweise mit Händen und Füßen, teilweise auf Englisch, irgendwie geht es schon.
Leila und Hossein erzählen, dass er aus Teheran und sie aus Kolur kommen. Sie ist Näherin, er ist Friseur und betreibt den kleinen Laden an der Kreuzung. Die beiden haben es nicht leicht. Das Leben im Iran sei sehr teuer für sie, die hohe Inflation macht ihnen sehr zu schaffen. Leila hatte in der Schule Englisch, hat aber keine Gelegenheit mehr es zu sprechen, so ist leider vieles verloren gegangen. Jetzt kümmert sie sich als Hausfrau um den Sohn und den Haushalt und versucht nebenbei mit Nähen etwas dazu zu verdienen. Nach dem Essen und dem obligatorischen Tee bringt uns die gesamte Familie in dem kleinen Renault zurück zu unserem „Zuhause" und wir revanchieren uns, in dem wir sie zum Kaffee einladen und dem kleinen Madi ein Spielzeugauto schenken.
Am nächsten Tag strahlt die Sonne wieder. Hossein bringt pünktlich um 09:30 Uhr frisches Brot und einen Sack Walnüsse. Als kleine Geste geben wir noch ein kleines Gastgeschenk. Es macht schon verlegen wie gastfreundlich die Menschen sind. Kaum ist Hossein weg, kommt schon ein älterer Herr des Wegs, der in der Nähe wohnt und uns beobachtet hat, unaufgefordert erklärt er uns den Weg aus dem Dorf und auch er lädt uns ein. Wir lehnen dankend ab und machen ihm klar, dass wir weiterfahren wollen.
Hinter Kolur ist die Straße nach Masouleh noch ein ganzes Stück befestigt, geht aber bald in eine gut zu befahrende Schotterstraße über. Auch hier oben in dieser grandiosen Bergwelt haben die Taleshis ihre Sommerweiden. Wir „klettern" wieder auf 2500 Meter und je näher wir Masouleh kommen sehen wir schon wieder den Nebel aus der Tiefe der Täler aufsteigen. Wir merken gar nicht wie rasant uns die vielen Serpentinen über mehr als 1000 Höhenmeter nach unten in den Ort führen.
Masouleh ist am Steilhang gebaut und so stehen die Häuser im Hang übereinander. Die Dächer der unteren dienen als Aufgang zu den nächsthöheren. Im Sommer ist das Dorf wohl ziemlich überlaufen, da es hier oben erträglich kühl ist, aber jetzt ist es fast wie ausgestorben. Nur ein paar Souvenirläden haben geöffnet und ein paar ältere Frauen bieten Selbstgestricktes an. Wir spazieren die Gassen hinauf und hinunter und fahren anschließend wieder hinab in die „Nebelsuppe" zum Kaspischen Meer, über Furman Richtung Rasht.

                                                  

        

Es fängt erneut heftig zu regnen an und in Rasht finden wir keinen Standplatz für die Nacht. Also fahren wir weiter raus und haben Glück. Richtung der Hafenstadt Bandar Anzali finden wir einen „Camping Platz". Es ist eigentlich nur ein Parkplatz, mit für Zelte betonierten Flächen, am Rande eines Wohngebietes. Hier können wir stehen und haben sogar noch Stromanschluss.
Es gießt zwei Tage wie aus Eimern. Bei diesem Wetter jagt man keinen Hund vor die Türe, so genießen wir die „Zwangspause" mit Faulenzen, bearbeiten Fotos, schreiben Emails etc. Erst am dritten Tag lässt der Regen etwas nach und wir machen uns wieder auf. Schön wenn man Zeit hat. Wir müssen Geld wechseln und Einiges einkaufen, deshalb fahren wir zurück nach Rasht. Der Tag vergeht wie im Fluge.
Im Grunde wollten wir vom Meer direkt von Rasht über die Berge in Richtung Teheran fahren. Angesichts des Wetters entscheiden wir uns jedoch dafür, noch einen Tag am Meer entlang zu fahren. Während die Berge in dichten Wolken liegen, sehen wir hier wenigstens etwas von den Dörfern.
Und es ist interessant. Die Küste hier hat nichts von dem, was der europäische Badeurlauber erwarten würde, zu bieten. Dafür gibt es große Ferien-Bungalow-Anlagen und die noble Feriendomizile der reichen Teheranis. Wir staunen nicht schlecht, als wir in Chalus ankommen und bereits am Stadteingang moderne Glasbauten, Designer-Shoppingmalls mit internationalen Marken, in unsere Augen stechen. Dazu sehen wir, zum ersten Mal seit wir im Iran unterwegs sind, einige der teuren deutschen Automarken im Verkehr.
In Now Shahr finden wir einen schönen Platz direkt am Meer. Mittlerweile scheint die Sonne und wir machen einen Strandspaziergang. Wir treffen junge Leute, die wissen wollen, ob wir tatsächlich mit diesem Fahrzeug von Deutschland bis hier in den Iran gefahren sind. Aber was sie am meisten interessiert ist die Frage, was der gravierendste Unterschied zwischen Deutschland und dem Iran sei. Ihre Antwort war: Deutschland sei ein sehr modernes Land.
Ich hätte ihnen gerne gesagt, der größte Unterschied für mich ist: In Deutschland gibt es keine Kleidervorschrift.
Ich akzeptiere das Kopftuch, ich bin Gast in diesem Land und mittlerweile habe ich mich auch daran gewöhnt, das eher kühle Wetter kommt dem entgegen. Ich beobachte auch, dass viele Frauen das Kopftuch wie ein Modeaccessoire tragen. Die Frauen haben ihren Weg mit der Kleiderordnung gefunden scheint mir. Man muss den Hintern verhüllen? Bitte sehr, dann trägt Frau eben einen hautengen knielangen Mantel. Die weiblichen Attribute kann das auch unterstreichen. Man soll einen Chador tragen um sich komplett zu verhüllen? Auch kein Thema, dann werden das Gesicht und die Augen geschminkt. Und die ohnehin meistens sehr, sehr hübschen Gesichter werden noch mehr hervorgehoben und die dunklen Augen blitzen nur so, dick umrahmt von schwarzem Kajal. Alles sehr stolz und selbstbewusst. Die Frauen haben ihren Weg gefunden. Aber was ich nicht verstehe ist, warum es in Linienbussen 2 Einstiege und eine Sitzordnung gibt. Die Männer steigen vorne ein und sitzen auch im vorderen Teil des Busses, während die Frauen hinten einsteigen und auch nur im hinteren Teil sitzen dürfen. Aber das hat ja auch nichts mit der Kleidervorschrift zu tun.




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Am nächsten Morgen gibt es erst mal ein kräftiges Frühstück mit Spiegelei und danach machen wir uns auf einen Spaziergang durch dieses Ski Resort. Wir stapfen im Schnee über die Skipisten und freuen uns wie die Kinder weil es so herrlich ist. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, heut Nacht hatten wir -5 Grad, wir unterhalten uns nett mit den Liftarbeitern und spähen nach den Steinböcken. Anschließend fahren wir in den Ort Dizin und kaufen Brot und tanken bei der Gelegenheit richtiges Quellwasser. Dann geht es zurück Richtung Kandovan Pass, wir wollen die Querstrecke durch das Alborz Gebirge Richtung Baladeh fahren. Heute finden wir den Abzweig, in einem kleinen Dorf in einer Kurve unscheinbar und nicht beschildert. Steil führen auch hier die Serpentinen nach oben in eine sagenhafte Szenerie. Schroffe Berge, glitzernder Schnee, kleine verlassen Sommerweiler, alles im gleißenden Sonnenschein. Eine schmale Straße, die uns nach und nach durch ein menschenleeres Gebiet nach oben auf 3153m bringt. Mittags sitzen wir in der Sonne, essen Salat und sind ganz kleinlaut, so imposant wirkt das alles auf uns. Es sind genau diese Momente, die uns bewusst machen, wie gut es uns geht. Noch ein kurzer Blick in die Motorradkiste, ob alles richtig steht und fest ist und schon geht’s weiter hinunter in ein Tal am Fluss Nour entlang. Baladeh selbst ist ein kleiner Ort, der den kleineren Dörfern ringsum Versorgung bietet, mehr auch nicht. Kurz hinter Baladeh finden wir einen netten Standplatz an einer schönen steinernen Brücke direkt am Fluss. Wir genießen die gute Luft und das tolle Wetter bei einem Spaziergang den Fluss entlang und bevor es dann richtig kalt wird gehen wir zurück in unsere „Hütte".
Weiter in Richtung Teheran kommen wir am höchsten Berg des Iran, dem Damavand immerhin 5672m hoch, vorbei. Auf dem Weg hinunter nach Teheran lassen wir die fantastische Bergwelt des zentralen Alborzgebirges somit hinter uns. Wir haben beschlossen, uns nicht mit dem LKW durch die Stadt zu mühen, sondern an eine, im Norden der Stadt in den Bergen liegende, Seilbahnstation am Berg Tochal zu fahren und den dortigen Parkplatz zu nutzen. Das hiesige Management wurde anscheinend von Bekannten, die ein paar Wochen vor uns hier waren, schon vorgewarnt. So ist der „Empfang" sehr entspannt und der General Manager der Firma ist auch nicht überrascht ob unseres Anliegens und bietet sehr nett seine Unterstützung an.
Hier ist es ideal für uns. Wir stehen mit einem schönen Blick auf die Stadt, können mit der U-Bahn alles Sehenswerte erreichen und haben in einem nahe liegenden Café einen sehr gut funktionierenden Internetanschluss. Für heute machen wir lediglich noch einen kleinen Spaziergang und sondieren die Lage.
Nachdem wir am nächsten Morgen das Internet erst einmal ausgiebig genutzt haben, kümmern wir uns um unsere Wäsche. Es hat sich in den letzten Wochen so viel angesammelt, dass wir uns entscheiden alles in eine Wäscherei zu geben. Wir fragen beim Management um einen Tipp und werden erst einmal zum Tee eingeladen und dem kompletten Managementteam vorgestellt. Diese Firma, dazu gehören die Seilbahn, ein Rekreation Center und das höchstgelegene Hotel der Welt, hat 200 Mitarbeiter und das alles will organisiert sein. Bezüglich unserer Wäsche empfiehlt man uns das zur Firmengruppe gehörende Hotel Esteghlal, das frühere Hilton, wohl eines der besseren 5 Sterne Hotels in Teheran. Gleich ruft man dort an und macht klar, dass wir vorbeikommen. Der Hotel Manager bringt uns auf seinem Nachhauseweg mitsamt unseren 3 Kopfkissenbezügen voller Schmutzwäsche dorthin. Im Hotel herrscht Hochbetrieb. Der Haupteingang ist mit X-Ray und Polizei gesichert. Unsere Schmutzwäsche muss auf das Laufband, genauso wie unsere Jacken. Dann marschieren wir, die Säcke geschultert, an der Rezeption vorbei, mitten durch eine große Menschenmenge Richtung Concierge. Unser Begleiter hilft uns, die richtige Person ausfindig zu machen und so drängen wir uns, wieder durch die Menschenmenge in der Lobby, hinter die Kulissen des Hotels in die Wäscherei. Dort erwartet man uns schon. Alles wird neu sortiert und jedes Wäschestück wird sorgfältig erfasst. Ich würde am liebsten im Boden versinken. Erst spazieren wir mit unserer Schmutzwäsche durch die Lobby des 5 Sterne Hotels voller elegant gekleideter Menschen, und jetzt sortieren 2 iranische Hotelmanager meine Schmutzwäsche. Als wir wieder raus aus dem Hotel zurück zum Auto gehen, erfahren wir, dass die vielen Menschen zu der zurzeit stattfindenden Syrienkonferenz der arabischen Liga gehören. Das erklärt den hohen Sicherheitsaufwand am Hoteleingang und die TV-Übertragungswägen vor dem Hotel. Und wir marschieren mit Schmutzwäsche mittendurch! Der Manager bringt uns noch zur U-Bahn, drückt uns seine U-Bahnkarte in die Hand und wünscht uns weiter einen schönen Tag. Wir finden uns leicht zu Recht, alles ist gut erklärt und bald sind wir in der Innenstadt. Bei einem langen Spaziergang lassen wir das Treiben der Millionenstadt auf uns wirken. Es ist ziemlich turbulent und laut, aber was für uns auf den ersten Blick chaotisch ausschaut hat System. Die Motorradfahrer und die PKWs scheinen wie wild durcheinander zu fahren, immer nahe an der Grenze sich irgendwie zu verkeilen, aber es funktioniert! Alles löst sich immer wieder auf und niemand schimpft und regt sich auf. Alle sind ruhig und gelassen, nur hin und wieder hupt jemand, aber das war es auch schon. Lediglich als Fußgänger ist man das schwächste Glied. Im Grunde überquert man die Straße im fließenden Verkehr, zwischen den fahrenden Fahrzeugen hindurch, die bremsen einfach nur kurz etwas ab und geben hinter einem wieder Gas. So schlängelt man sich von Fahrzeug zu Fahrzeug über die Straße. Am Anfang ist es ein unsicheres Gefühl, aber auch das hat System.




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In der Stadt laufen die Vorbereitungen für das am Wochenende bevorstehende Ashurafest auf Hochtouren. Ashura ist der bedeutendste Feiertag im Iran, es wird der Ermordung des dritten Imam Hossein, 680 n. Chr. in Kerbela gedacht. Zu diesem Anlass hat sich eine Volkskultur von Trauerprozessionen entwickelt, für die jede Menge Standarten und Banner verkauft werden. Ganze Straßenzüge sind bereits in schwarz und grün beflaggt.
Per Zufall finden wir in einer Seitenstraße im Zentrum ein Restaurant voller Shisha rauchender und Fußball schauender Männer, richtig gemütlich ist es hier und es gibt gute traditionelle Küche. Nach dem Essen, wir bezahlen umgerechnet € 8,00, kommen wir mit dem Wirt ins Gespräch. Er zeigt uns Fotos seiner zahlreichen Deutschlandreisen. Zur Fußball WM war er in München und Nürnberg und er hat Freunde in Hamburg und Berlin, die er gelegentlich besucht. Er hält Deutschland für ein starkes, diszipliniertes Land, das wirtschaftlich sehr stark ist und er mag die Menschen dort. Und dann kommt wieder die Frage, was uns am Iran so gut gefällt? Ganz einfach, es sind die Menschen, die hier sehr, sehr nett sind und ein Gefühl des Willkommenseins in uns auslösen.
Satt und geschafft vom vielen Laufen kommen wir spät wieder „zu Hause" an.
Der nächste Tag ist der Kultur gewidmet. Nach dem wir gefrühstückt haben und uns gerade fertig machen, klopft es an der Türe. Es ist der Hotel Manager, er bringt Willkommensgeschenke und frägt nach unseren Plänen und ob wir Hilfe brauchen. Nein, heute kommen wir alleine klar, wir haben ein einfaches Programm. Wir werden erneut mit der U-Bahn in die Stadtmitte fahren und dort den Golestan Palast sowie das Nationale Juwelenmuseum besichtigen. Es ist bemerkenswert wie aufmerksam die Menschen sind.
Im Golestan Palast sind heute einige Museen untergebracht. Einige prunkvoll ausgekleidete Spiegelsäle sowie das ethnologische Museum, das anhand von Wachsfiguren die traditionellen Trachten und Gebrauchsgegenstände darstellt, sind durchaus sehenswert.
Das Juwelenmuseum befindet sich im Untergeschoß der Iranischen Zentralbank. Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen wird man dort eingelassen. Hinter einer mächtigen Stahltüre sind zwei mit Juwelen verzierte Thronsitze, ein mit 50.000 Edelsteinen verzierter Globus, die Kronen und Throninsignien der Pahlavi-Shahs, Diademe und weitere tausende Schmuckstücke ehemaliger Herrschergenerationen, sowie der größte jemals geschliffene Diamant mit 182 Karat zu sehen. Die Exemplare sind auf der Welt einmalig.
Und dann reicht es auch für heute. Jetzt zur U-Bahn, noch einige Kleinigkeiten besorgen und mit dem Sammeltaxi zurück zum LKW. Wir hatten heute wieder so viele nette Begegnungen, wurden erneut wieder häufig angesprochen und gefragt wo wir herkommen. Laufend werden wir Willkommen geheißen in diesem Land: Welcome to Iran!

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