Reisebericht Namibia II Teil 2 - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Namibia II

Teil II


Das Kaokoland

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Teil II >  Windhoek - Ruacana      30.04. - 01.07.2017                  1.627 km

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Nach einigen Wochen „Standzeit“ in der uns intensiv um uns und unser Fahrzeug gekümmert haben, sind wir endlich wieder unterwegs.

Wir machen einen großen Sprung in Richtung Norden Namibias, in die kleine Stadt Kamanjab, nahe an der Etosha Pfanne gelegen und auch eigentlich die letzte Versorgungsmöglichkeit, wenn man in das Kaokoland in die Abgeschiedenheit der Namibwüste möchte. Und genau das ist unser Plan.

Wir lassen die Stadt Okahandja schon hinter uns, als wir eine WhatsApp Nachricht von unserem Freund Matze erhalten. „Wo seid Ihr, wir brauchen Hilfe!“ Wir wissen unsere Freunde Matze, Conny und Tommy sind gemeinsam in das Kaokoland gefahren, um dort gemeinsam eine längere Tour zu fahren. Erst am nächsten Morgen erreichen wir Matze telefonisch. Tommys Fahrzeug hat einen Federbruch. Sie können nicht mehr weiterfahren, stehen „im Nirgendwo“ und haben keinen Telefonempfang. Ob wir denn nicht eine Feder mitbringen könnten. Es ist Samstagmorgen. Wir versuchen unsere Kontakte in Windhuk, doch eine derartige Feder liegt nicht auf Lager. Wir vereinbaren noch für den Abend einen Treffpunkt mit Matze in Kamanjab im „Oppi Koppi“ Camp. Das Wochenende müssen wir abwarten.

Am Montagmorgen marschieren Klaus und Matze zu der lokalen LKW-Werkstatt im Ort. Und ab hier beginnt die Organisation. Schnell stellt sich raus, eine derartige Feder ist weder in Namibia noch in Südafrika zu erhalten. Es wird gerätselt, recherchiert, telefoniert, verhandelt und organisiert. Es eilt, Conny und Tommy müssen in 10 Tagen das Land verlassen, ihr Visum läuft aus. Zwischenzeitlich haben sich die beiden provisorisch beholfen, und so können sie im Schritttempo 250 km Schotterpiste bis nach Kamanjab in beinahe 2 Tagen fahren. Am Dienstag rollen sie auf unserem Camping Platz ein. Und bereits am Mittwoch früh, können sie eine Bestellung und eine Verfrachtung zweier Federn aus Deutschland organisieren.
 
Die beiden können kommende Woche die Federn in Windhoek am Flughafen abholen und wir wollen nach Norden aufbrechen. Wir verbringen noch zwei gemeinsame Tage und verabschieden uns dann, mittlerweile zum vierten Mal, doch diesmal endgültig, für einen langen unbestimmten Zeitraum. Alles ist gut.

Eigentlich sind wir gerade dabei, unsere Zelte in Kamanjab abzubrechen, als Dani und Didi, aus Deutschland, Kevin und Steph aus Holland und Dan, Australier aus Yukon, Alaska auf dem Campingplatz eintreffen. Sie alle sind, zunächst unabhängig voneinander, und dann, nachdem sie sich unterwegs kennengelernt hatten, lange Strecken gemeinsam die Westküste gefahren. Erst vor etwa 10 Tagen sind sie von Angola nach Namibia eingereist. Sie alle haben vor die Ostküste weiterfahren. Das bietet natürlich jede Menge Gesprächsstoff und aktuelle Informationen für beide Seiten, und so bleiben wir noch eine Nacht länger und tauschen uns ausgiebig über unsere Erfahrungen aus.

Doch dann ist es soweit, Abfahrt! Ein letztes Mal ins Internet, email checken, noch einmal unsere Vorräte auffüllen, Fleisch und Wurst vakuumieren lassen. Das Angebot im Ort ist übersichtlich, man muss nehmen, was man bekommt. Danach richtet sich dann das Menu.



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Unser Plan ist an das Nordende des Kaokolandes zu fahren, Hartmanns Tal, Marienfluss und zu den Epupa Fällen. Das Kaokoland, speziell die Region Hartmanns Tal, ist die abgelegendste Gegend in Namibia. Dort gibt es keinerlei Versorgung, keine Tankstellen, kein Wasser, man ist komplett auf sich selbst gestellt, auch in einem Notfall hätte man keine Hilfe zu erwarten.

Direkt nach Kamanjab beginnt die Schotterstraße, die uns nach Norden führt. Sie wurde erst kürzlich von einem „Grater“ neu geschoben, so dass wir fast ohne Wellblech gut vorankommen. Wir sind in dem Lebensraum der Herero und Himba und treffen wieder auf das „arme“ Namibia, armselige Behausungen, Wellblechhütten, qualmende Feuer vor den Hütten und jede Menge Ziegen. Das Wetter ist ideal, tagsüber ist es klar und wolkenlos und die Temperatur so um die 27, nachts kühlt es auf 14 Grad ab. Im Sommer ist es hier fast unerträglich heiß.

Wir besuchen die kleine Festung Sesfontein. Das alte deutsche Fort wurde 1896 zur Eindämmung der Rinderpest, der Wilderei und des Waffenschmuggels errichtet und mit 25 Mann besetzt. Und als diese 1914 wegzogen überließen sie das Fort und alles was dazu gehört sich selbst. Erst zu Beginn der 90er Jahre erhielt ein privater Investor die Genehmigung, das Fort zu restaurieren und als Lodge zu nutzen. Wir machen eine kurze Pause in dem von Palmen beschatteten Garten. Bevor wir uns weiter auf den Weg nach Norden machen.

Immer wieder fahren wir an großen Viehherden vorbei, hauptsächlich Ziegen, aber auch Rinder. Wie überall sind auch hier bei den Hereros Tiere Statussymbol. Doch die Überweidung hinterlässt auch ihre Spuren.

Auf den Giribes Plains entscheiden wir uns durch eine weite Ebene hinunter zu den Ganamub/Hoanib Flüssen zu fahren. Wir wollen doch mal sehen, ob wir die berühmten Wüstenelefanten entdecken. Eine gute Sandpiste führt erst durch die Ebene vorbei an hunderten Springböcken, die hier grasen und uns gelegentlich auch ihre Springkünste vorführen, um dann im Wadi des Obias zu münden. Hier sind die Spuren von geflossenem Wasser noch sehr deutlich im Sand und auf dem steinigen Untergrund zu erkennen. Die Regenzeit soll ja nicht schlecht gewesen sein. Wir freuen uns, wieder unterwegs zu sein.

So erreichen wir das Flussbett des Hoanib. Doch leider sehen wir keine Wüstenelefanten, dafür jedoch Giraffen, Strauße und Oryx Antilopen. Ein privates Konzessionsgebiet zwingt uns, kurz vor Erreichen des Sperrgebietes Skeleton Küste, das Flussbett zu verlassen und wir folgen ab jetzt den vielen Spuren durch die Wüste nach Norden.

Die Fahrt durch die Abgeschiedenheit der Wüste bietet jede Menge mögliche traumhafte Übernachtungsplätze, wir entscheiden uns für einen Aussichtspunkt auf einem Hügel, von dem wir eine 360 Grad Rundumsicht bis zum Atlantik genießen. Es ist so traumhaft, so eine großartige Landschaft!

Langsam verändert sich die Umgebung, wir passieren beeindruckende massive Granitformationen und kommen langsam, Kilometer für Kilometer, nordwärts. Wir queren erneut eine riesige Steinebene. Lediglich ein paar Springböcke wundern sich über den weißen Koloss mit der riesigen Staubfahne. Rechts in der Ferne eine Bergkette, links im Hintergrund die Nebelbank am Atlantik über den Dünen.

Wir sind mit der Strecke gefordert, Wellblech, große Steine, immer wieder Querrillen, fordern die ganze Aufmerksamkeit, doch im Großen und Ganzen ist alles gut zu fahren.


Heute Morgen, wir sind gerade am Zusammenpacken, hören wir zwei Fahrzeuge in der Ferne vorbeifahren. Auch eine Oryx Antilope stapft, ohne weiter von uns Notiz zu nehmen, vorbei. Hin und wieder hören wir ein Pfeifen. Ein Vogel? Eine Wüstenmaus? Ansonsten Stille, hörbare Stille.

Die weitere Route ist sehr abwechslungsreich und unterschiedlich. Viele, von Wind und Wasser über Jahre geschaffene Bodengegebenheiten und Felsen müssen umfahren werden, bevor die Route uns dann erneut in eine weite Ebene führt, die hauptsächlich sandig ist, aber sehr gut zu fahren.

Plötzlich sehen wir in der Ferne, etwas verschwommen in der gleißenden Mittagssonne, unter einem einzelnen Baum eine Gestalt sitzen. Ein Mensch ?! Hier mitten im Nichts? Das kann nicht sein. Und als wir näher kommen, erkennen wir, es ist eine, einem Menschen nachempfundene Skulptur aus Steinen und Eisen. Davor steht, wohl für den Künstler, eine Schale mit Kleingeld. Äußerst interessant, wir sind mitten im Nirgendwo! Wäre interessant zu erfahren, wer sich diese Mühe gemacht hat, die Reisenden auf diese Weise zu erheitern.

Wir durchqueren das breite Flussbett des Grometum, wo wir kurz drauf auf die Kreuzung „Groendrum“, Grüne Tonne, stoßen. Entgegen der Information sie sei verrostet und existiere nicht mehr, stehen jetzt an dieser Stelle drei Tonnen, darauf ein alter Computer und ein Notizbuch mit allerlei witzigen Einträgen. Die wichtigsten Kreuzungen im Kaokoland sind mit unterschiedlich farbigen Tonnen markiert, daran kann man sich gut orientieren.

Jetzt kommen wir durch ein Gebiet mit Sicheldünen, die wir umfahren müssen, es sind Wanderdünen, Ableger der großen Sandfelder der Namib, an der wir seit geraumer Zeit entlang fahren, während vor uns im gleißenden Sonnenlicht die schroffen, zackigen Hartmannberge auftauchen. Auch hier können wir, wegen der vielen Bodenunebenheiten, die teilweise nur schwer zu erkennen sind, nicht allzu zügig fahren. Ständig werden wir von unsichtbaren Wellen ausgehoben und das belastet natürlich das Material. Dazu kommen immer wieder Wellblechpassagen, denen man ausweichen möchte. Langsam zu fahren ist in dem teilweise tiefen Sand auch keine gute Idee, weil wir dann zu sehr graben und dies lässt den Spritverbrauch in die Höhe schnellen. Irgendwo dazwischen liegt das Optimum und so bleibt es bei dem ständigen Versuch, die richtige Fahrentscheidung zu treffen. Es ist ein sehr arbeitsintensives Fahren, da bleibt leider nicht viel Zeit, um in die Landschaft zu gucken.

Doch es macht Spaß hier zu sein. Es ist so grandios, so einsam und abgeschieden, und wir sind schon gespannt, was uns am Ziel, am Ende des Hartmann Tales erwartet. Werden wir etwas wieder erkennen? Es ist schon so lange her, dass wir in diesem Teil Namibias waren, am Kunene, an der Grenze zu Angola. Und damals sind wir eine ganz andere Strecke gefahren.
Am späten Nachmittag erreichen wir die großen Sandgebiete im Norden. Ein Fehlversuch an einer tiefsandigen Auffahrt zwingt uns mehr Luft aus den Reifen abzulassen und mit neuem Anlauf kommen wir problemlos diesen Hügel hoch. Es ist immer wieder erstaunlich wie sehr das hilft.

Den ganzen Nachmittag sind wir mehr oder weniger leicht bergauf gefahren, ergo muss es irgendwann wieder runter gehen. Und das tut es! Wir ahnen es schon, als wir vor uns nur noch die Gipfel der Granitberge erkennen. Wir fahren auf ein Tal zu, wir stehen vor einem langen, gefühlt sogar sehr langen, Abhang. Es sind zwei Spuren im tiefen Sand und ein paar Kurven, die wir von oben nicht einsehen können. Es ist eine dieser sogenannten Monsterdünen. Uns ist klar, wenn wir einmal unten angekommen sind, gibt es kein Zurück mehr, wir würden hier nicht mehr wieder hochkommen, im Falle, dass es unten nicht für uns weitergeht.

Die Routen auf unserer Landkarte werden hoffentlich schon stimmen und die eingetragenen Höhenlinien stimmen uns zuversichtlich, dass wir nicht wieder nach oben müssen. Wir gehen den Hang ab. Es ist steil, sehr steil, und die wenigen Kurven, so wie die gesamte Spur nach unten hängen nicht seitlich ab. Also fahren wir, erster Gang Untersetzung und immer ein wenig Gas geben, kein Problem. Am Abend stellen wir fest, es waren ca. 17% Steigung und 180 Höhenmeter, die wir an der Düne zu überwinden hatten.

Unten empfängt uns eine wunderbare Ebene, ein Tal. Wir sind angekommen im Hartmanns Tal. Weiter kann man nicht fahren. Die Landschaft, die ganze Region ist, die letzten Tage schon, einfach nur der Hammer! Noch ein kurzes Stück, wieder bergauf und wir stehen auf einem Bergrücken, von dem aus wir einen herrlichen Blick hinunter zum Kunene und hinüber nach Angola genießen.

Wir verbringen einen wunderschönen Tag auf unserem Aussichtshügel. Klaus genießt das faul sein und liest, ich schreibe ein wenig und mach mich dann auf, die Gegend zu erkunden und möglichst ganz ganz viele Eindrücke aufzusaugen. Was für ein Glück wir doch haben, das alles sehen zu dürfen. Weit unter uns, auf einem Sandfeld, sehen wir einige Hütten und am Abend ein Feuer. Diese Himbafamilien leben bereits in Angola.



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Am nächsten Morgen, wir packen gerade unsere Siebensachen, kommt ein Auto der Firma „Wilderness Safaris“ zu uns. Einem knappen guten Morgen Gruß folgt direkt die Frage, ob wir denn die Schilder nicht gesehen hätten, wir dürften hier gar nicht sein, wir befinden uns auf privatem Konzessionsgebiet. Wir erklären ihm, dass wir gerade packen und das Schild an der letzten Kreuzung falsch interpretiert hatten. Schnell verwickeln wir den jungen Mann in ein Gespräch über die Straßenbedingungen und welche Strecke wir am besten nehmen sollten. Und so fährt er wieder.

Ja, der komplette obere Teil des Hartmann Tales ist für Individual Touristen leider tabu, seit der Abfahrt von der Monsterdüne und auf unserer Weiterfahrt Richtung Süden, also wieder raus aus dem Tal, stehen an fast allen Pisten und Kreuzungen „strictly no entry“ Schilder. Über die Düne sind wir sozusagen durch die Hintertüre gekommen. Wie bitte hätten wir von hier weiter kommen sollen, wenn alles gesperrt ist? Wir machen uns nicht weiter einen Kopf, genießen ein paar letzte Male ausgiebig den Blick über die einzigartige Landschaft und hinüber nach Angola und nehmen weiter unsere geplante Route, die Piste, die uns Richtung Süden durch eine riesige weite Ebene führt. Wir sehen viele Gruppen Hartmann Zebras, sie sind etwas kleiner und kräftiger als ihre „Steppenkollegen“. Bald wechselt der tiefe Sand in steinigen Untergrund. Wieder etwas Luft aufpumpen ist angesagt. Ein kleiner LKW überholt uns, auf der Ladefläche den Zivilisationsmüll aus der Fly in Lodge. Gerne nimmt er unser kleines gepacktes Müllsäckchen der letzten 7 Tage auch noch mit in das ca. 200km entfernte Opuwo.

An der „Oranje Drum“, orangen Tonne, drehen wir ab in Richtung Westen, um weiter zum Marienflussgebiet zu fahren. Durch das bereits verblassende Steppengras, das sich wie ein Watteflaum über die Ebene legt, schaut die Region für uns ganz neu und unbekannt aus. Ja, unser letzter Besuch ist lange her, und wir waren immer im Dezember/Januar hier, dann wenn wegen der Hitze alles trocken und kahl ist. Die Strecke ist manchmal mühsam und grob steinig, doch insgesamt gut zu fahren.

Im Marienfluss Gebiet öffnet sich die Gegend erneut in eine weite Ebene. Erneut passieren wir die ersten Himba Kraals. Freundlich lachend winken sie uns zu. Sie alle haben mehr oder weniger ihr Auskommen, viele Rinder und Ziegen in ihrem Besitz, und jetzt haben sie auch noch Wasser. Es wurden Wassertanks mit solarbetriebenen Pumpen installiert, die die alten Brunnen ersetzen. Die letzten 80 km folgen wir einer sandigen Piste immer weiter nach Norden, durch eine einzigartige Szenerie.

Wir treffen auf zwei Himbafrauen, Mutter und Tochter, mit Kindern, die nach Wasser fragen. Vollgepackt ziehen sie auf ihren Eseln durch die Savanne. Natürlich geben wir Wasser. Sofort fragen sie auch nach Medizin für ihre geschundenen Füße, doch diese Hornhaut können wir nicht behandeln. Auch Sachen für die Kinder sind beliebt, doch auch da können wir nicht mit Nützlichem dienen. Nachdem sie alle reichlich getrunken haben, bedanken sie sich dennoch freundlich und winken zum Abschied, bevor sie ihren Eseln wieder die Peitsche geben.

Fast am Ende des Tales, direkt am Fluss gelegen ist unser altes Camp. Heute, so sagt man uns gehört es zum „Community Camping Ground“ und die Übernachtung kostet 100 Namibia Dollar pro Person. Wir sehen nicht ein für Nichts 14 € zu bezahlen noch dazu, wo der eigentliche Campingplatz ein ganzes Stück entfernt liegt, und fahren weiter noch ganz bis an das Ende des Tales. Hier geraten wir zu einer Lodge und erhalten die seltene Gelegenheit, diese zu besichtigen. Italienischer Charme in Namibia. Die Gäste sind alle abgereist, die Belegschaft ist bereits zu Hause, aber, wenn wir uns einbuchen wollen, kein Problem, dann werden die Leute eben wieder geholt. Für 3200 N$ pro Person und Nacht können wir gerne bleiben. Ein Schnäppchen!

Wir fahren zurück zu dem Campingplatz und drücken die 200 N$ ab, sehen es als Betrag in die Gemeinde. Den Rest des Tages verbringen wir damit, Brot zu backen und nach Angola zu schauen, bzw. den vor uns dahin mäandernden Fluss nach Krokodilen abzusuchen. Schwimmen sollte man hier besser nicht. Am Abend schwelgen wir unter einem sagenhaften Sternenhimmel am Lagerfeuer in unseren Erinnerungen.


Ganz gemütlich machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zurück nach Süden, in Richtung „Blue Drum“. Eine Schotterpiste, in die wir mit unserer Spurbreite gerade so hinein passen, führt in das kleine Himbadorf Orupembe. Immerhin gibt es hier eine Polizeistation, einen Brunnen und einen kleinen Shop, in dem es Mehl, Nudeln, Seife, Schnaps und Bier zu kaufen gibt. Von da an folgen wir einer breiteren Schotterstraße, doch mit teilweise extrem schlechten Passagen, nach Westen durch weite Steinebenen und später durch die Berge.

Immer wieder passieren wir die kleinen Kraals der Himbas. In kleinen Familienverbänden leben sie verteilt im Kaokoland, so gut sie es noch können, ihr traditionelles, halbnomadisches Leben. Während die Männer zunehmend Gefallen an westlicher Kleidung finden und kaum noch in ihren „Röckchen“ zu sehen sind, tragen die Frauen sehr selbstbewusst, stolz und ganz selbstverständlich ihren traditionellen Schmuck und ihre „Lederröckchen“ sowie sonstige Insignien, die zeigen ob sie verheiratet oder noch zu haben sind.

Erst in Kaoko Otavi, einer vergleichsweise größeren Ansiedlung, wird aus der Rüttelpiste eine sehr gute Schotterstraße, auf der wir Opuwo, den Verwaltungssitz des Kaokolandes, erreichen. Früher war es einmal die hässlichste Stadt des Landes, mit herumlungernden, Himbas, die den Konflikt zwischen Moderne und Tradition und damit verbundenen sozialen Anforderungen ihrer Gesellschaft, Gegebenheiten in denen Geld keine Rolle spielt, nicht gewachsen waren und dem Alkohol sehr zugänglich waren. An fast allen Gebäuden waren die Fensterscheiben eingeschlagen, die Kriminalität war hoch. Doch in Opuwo war der letzte Supermarkt auf dem Weg nach Norden, man musste hier durch.

Nach elf Tagen Abgeschiedenheit in den Weiten des Kaokolandes, in denen wir 6 Autos gesehen haben, tauchen vor Opuwo im dichten Staub des Windes, die ersten Wellblechhütten und Müllberge auf. Die Stadt empfängt uns mit einer Teerstraße und hat sich insgesamt sehr verändert. Sie ist gewachsen und viele der notdürftigen Hütten sind Steinhäusern gewichen. Am Rand ist eine Art Shopping Center mit Spar entstanden. Und wir haben den Eindruck, es ist insgesamt besser geworden. Obwohl wir an einem Freitag /Samstag hier sind, sehen wir wenig Alkoholisierte in der Stadt herumlaufen. Es wirkt auch insgesamt nicht mehr so aggressiv wie früher.

Was sich allerdings geändert hat, es ist ein Schmelztiegel unterschiedlicher Stämme. Von überall aus der Region kommen die Menschen hierher, um ihre Besorgungen zu machen. Und so sieht man die Herero Frauen in ihren viktorianischen Gewändern und den „Kuhhauben“ neben der barbusigen Himbafrau, dazu kommen jetzt die Semba Frauen aus Angola, auch barbusig, und teilweise üppig mit Perlenschnüren geschmückt. In Angola geht es ihnen noch schlechter und hier in Namibia versuchen sie handgemachte Armbänder und Halsketten an Besucher und Touristen zu verkaufen. Es ist äußerst interessant das Treiben dieser Menschen zu beobachten. Dennoch ist es immer noch ein befremdlicher Anblick, wenn die mehr oder weniger nackten Himba- oder Semba Frauen, zwischen westlich gekleideten Bewohnern, einen Einkaufswagen durch den Spar schieben.



Wir bleiben noch eine Weile im Kaokoland und machen uns auf den Weg nach Norden zu den bekannten Epupa Wasserfällen. Die Gegend ist wesentlich dichter besiedelt, als die westlichen Wüstengebiete. Hier ist es bewaldet und verbuscht, vereinzelt gibt es sogar Maisanbau, es lässt sich einfacher hier leben. Immer wieder passieren wir die Kraals und sehen Menschen ihr Vieh treiben oder Holz sammeln. Wobei Viehtreiben natürlich Männersache und das Holzsammeln Frauensache ist. Was sonst?

Der Kunene, Grenzfluss zu Angola, umrahmt von Bergen, breit, mit Inseln durchsetzt, stürzt über Schnellen und einen Wasserfall in eine 60m tiefe Schlucht. Palmen säumen seine Ufer. Dieses Naturschauspiel ist einfach nur schön und man kann gut verstehen, dass es ein Touristen Magnet ist. Epupa selbst, das ehemalige Himbadorf, ist mittlerweile eine größere Ansiedlung mit touristischer Infrastruktur, mehreren Camps und Lodges geworden.

Etwas außerhalb des Dorfes finden wir einen guten Platz mit einem guten Blick direkt auf die Fälle und das Treiben der Einheimischen am Wasser. In den kleinen Wasserbecken im Fluss waschen sie nicht nur ihre Wäsche, sondern auch sich selbst. Und jeden Nachmittag werden die Rinder und Ziegen zum Wasser geführt.

Am zweiten Tag gelingt es mir mit großer Zurückhaltung Kontakt zu zwei Himbafrauen aufzunehmen und mich ein wenig mit ihnen zu unterhalten. Zugegeben, die Unterhaltung beschränkt sich auf Handzeichen und Rätseln, doch es klappt, und wir haben viel zu lachen. Die eine schenkt mir zum Abschied eine Halskette, mit der anderen sitze ich nebeneinander am Wasser und sie redet und redet, und fuchtelt mit ihren Händen durch die Luft, um mir Vögel, Bäume und was sonst noch zu erklären. Ganz nebenbei wäscht sie ihre Tücher im Fluss. Alles ganz normal. Die Begegnung mit Männern gestaltet sich nicht so einfach. Sie sind sehr stolz, strahlen Würde aus und wirken so auch unnahbar. Doch einen freundlichen Gruß erwidern sie immer lächelnd.

Wir verlassen den kleinen Ort Richtung Osten, immer entlang dem Fluss. Die alte Militärstraße wurde durch eine neue Trasse ersetzt. Man kann von Glück reden denn jetzt haben die Menschen auch eine bessere Anbindung an Versorgung. Die alte Verbindung durch dieses bergige Gebiet war eine strapaziöse Katastrophe.

Immer wieder gibt der Busch den Blick auf den langsam dahinfließenden Fluss frei. Und hin und wieder sieht man auch eines der großen Kunene Krokodile auf einer Sandbank in der Sonne dösen.

Kurz vor Ruacana erreichen wir nach 15 Tagen wieder einmal eine Teerstraße. Welch‘ ein Genuss! Wir lieben gute Teerstraßen! Der kleine Ort ist unsere letzte Station in Namibia. Ein letztes Mal füllen wir unsere Vorräte auf und „verbraten“ noch alle restlichen Telefondaten, bevor wir zur Grenzstation nach Angola aufbrechen.

Es fällt ein klein wenig schwer, Namibia, aus heutiger Sicht für immer, adieu zu sagen. Es ist definitiv eines unserer Lieblingsländer.

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BILDERGALERIEN - Namibia II

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