Reisebericht Ghana - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Ghana





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Teil I >  Lomé - Tatale      04.09. - 05.10.2018      1.975 km

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Ghana bzw. seine Bevölkerung gilt als eine der am besten ausgebildeten Populationen in Afrika. Und, das Land hat eine funktionierende Demokratie. So sagt man.
Doch wenn man durch Accra fährt, wird schnell klar, dass Ausbildung allein die afrikanischen Pro-bleme nicht löst. Die wirtschaftliche Entwicklung hinkt aus vielen Gründen hinterher, wie sooft. Es gibt längst nicht so viele Arbeitsplätze wie benötigt werden würden und das stete Bevölkerungs-wachstum wird die Situation in den nächsten Jahren noch verschlimmern.

Die Hauptstadt platzt jetzt schon aus allen Nähten, ist verkehrstechnisch jeden Tag aufs Neue am Kollabieren. Ehemals periphere Städte und Ortschaften sind längst eingemeindet. Viele Millionen Menschen versuchen ihr Glück in der Stadt. Edel-Shopping-Malls, Luxuskarossen, teuer gekleidete Frauen und Männer zwischen, gefühlt, tausenden Straßenverkäufern und dazwischen auch immer wieder verwahrloste, auch nackte, Menschen.

Ich bin wieder da! Bin wieder angekommen in „meinem“ Afrika, und direkt wieder mitten drin. Und auch, wenn Vieles nicht neu für mich ist, sehe ich, nach diesen Monaten in Deutschland, vieles wieder bewusster, nehme die Langsamkeit, das fröhliche Lachen, die Gerüche, das vermeintliche Chaos, indem dann doch irgendwie alles funktioniert, und auch den Müll wieder anders wahr.

In Ghana gibt es durch die Nähe zum Äquator keine klassischen Jahreszeiten, sondern lediglich eine Trocken- und eine Regenzeit und wir bewegen uns jetzt, im September, offiziell am Ende der kleinen Regenzeit. Doch alle sagen uns es hat viel mehr Regen als die Jahre davor. Der Himmel ist häufig bewölkt und sehr oft gibt es dann Schauer und das ohnehin schwüle Klima wird dann natürlich noch feuchter.

Zu Kolonialzeiten war Ghana DER Sklavenumschlagplatz Nr. 1 in Afrika. Von hier wurde die neue westliche Welt mit Arbeitskräften versorgt. Aus dem ganzen Land, bzw. aus Zentralafrika wurden die, von den Ashanti Königen besiegten und gefangenen Feinde an die Küste getrieben. Hier kauften die Holländer und dann die Briten die „wertvolle Fracht“ pferchte die Menschen unter menschenunwürdigsten Bedingungen zusammen in Burgverließen bis zu ihrer Verschiffung zusammen. Einige dieser Festungen sind sehr gut erhalten, renoviert und können als UNESCO Weltkulturerbe besichtigt werden. Wir entscheiden uns für Elmina, eine der drei größten Sklavenfestungen. Bis zu 1000 Menschen, 400 Frauen und 600 Männer, wurden hier gefangen gehalten und durch die „Tür ohne Wiederkehr“ auf Schiffe verbracht.


Nach eingehender Besichtigung machen wir uns auf den Weg ins Hinterland der Küste. Ein von einem Meteorit geschaffener Kratersee, Lake Busuntwi, ist unser Ziel. Idyllisch und ruhig, mit vielen kleinen Dörfern an seinem Ufer, liegt der See zwischen den kleinen Hügeln. Die Fischer werfen ihre Netze von breiten Brettern aus in den See, sie verwenden keine klassischen Boote oder Kanus.

Die Kente Webereien in der Ashanti Region sind unser nächstes Ziel. Der Kente wird heute noch für die Könige gewebt, lange Stoffstreifen, die dann zu breiteren Stoffbahnen zusammengenäht werden aus denen dann der Umhang, der Rock genäht werden. Jeder König hat seine Farben und sein bekanntes Muster. Heutzutage kann jeder Kente kaufen und doch ist es tatsächlich nichts Alltägliches.

Das Land ist unglaublich grün und saftig. Der Regenwald ist schon längst den Feldern der Bevölkerung gewichen und dennoch gibt es auf den Märkten kaum Obst und Gemüse, lediglich Kochbananen, Yamswurzeln und Maniok. Auch für Palmöl und Kakao wurden große Anbauflächen gerodet, denn neben Gold- und Ölfunden vor der Küste, sind das die Exportgüter des Landes.

In der Mitte des Landes, auf einer, vom vorhergegangenen Regen, ausgewaschenen und stellenweise leicht rutschigen, also miserablen Urwaldpiste, ohne dazugehörigen Urwald, fahren wir durch die Mampong Berge. Immerhin bewegen wir uns auf 300 Metern, was uns jetzt nicht wirklich klimatische Verbesserung verspricht. Es ist sehr schwül und mit 31 Grad noch nicht mal so heiß, doch kaum bewegt man sich, klebt schon alles am Körper.

Hier oben, abseits der Küste und weg von den großen Städten, sind die Behausungen ärmlich, lediglich noch Lehm- und Holzhäuser prägen die Dörfer. Autos besitzen die wenigsten, das Taxi bringt einen. Am Straßenrand häuft sich das Angebot an „ready to eat”-Bushmeat. Auch lebende oder frisch getötete Tiere werden zum Kauf angeboten, so z.B. Opossum, kleine Antilopen oder „Grascutter“, rattenähnliche Nagetiere, sowie dutzende Schüsseln voller Schnecken im XXL-Format. Die Menschen schauen teilweise sehr erbärmlich aus, laufen in zerfetzten Klamotten umher und trotzdem passiert es uns, dass wir freundlich gefragt werden, ob wir ein Problem hätten, nur weil wir am Weg irgendwo anhalten und aussteigen. Warum nur sind die Menschen in den Ländern so arm? Wir denken, die Antworten mittlerweile zu kennen und haben sie häufig in unseren Berichten thematisiert. Es sind in fast allen Ländern die gleichen Probleme wie Überbevölkerung, Korruption, fehlende Ausbildung, Festhalten an Tradition und Kultur ….
Wir müssen noch einmal zurück nach Tema zur Firma mbg. Ein MAN-Mitarbeiter hat uns aus Deutschland ein Steuergerät für die Luftfederung mitgebracht und das soll noch eingebaut werden. Das gibt uns auch die Gelegenheit nochmals große Wäsche zu machen und unsere Vorräte aufzufüllen.

Nachdem der LKW repariert und ich dann auch noch eine heftige Magenverstimmung mit Fieber überstanden habe, kommen wir mit Verzögerung vom Hof. Dieses Mal wohl für immer. Die freundlichen Männer und Frauen von mbg haben uns wirklich sehr geholfen.


In Ghana sind die Seitenstreifen der großen Straßen gespickt mit Hinweisschildern jeglicher Art, hauptsächlich ist es Werbung, aber auch Hinweise zu Kirchen. Gefühlt haben wir mindestens 100 verschiedene Kirchenhinweise gesehen und ich fange an, die Namen mitzuschreiben und zu zählen. Nach drei Tagen Fahrt durchs Land zähle ich die stolze Zahl von 78 (!) verschiedenen Kirchen. Manche halten sogar Nachtgottesdienste ab, die 6-7 Stunden dauern, einige verbreiten ihre Messen mit Lautsprechern und beschallen so ganze Ortschaften. Für uns unfassbar. Der Glauben hält die Menschen anscheinend bei Laune, denn wir haben nicht den Eindruck, dass es den Leuten in Ghana wirklich gut geht. Das Land ist gespickt mit leerstehenden Ruinen, halbfertigen Rohbauten jeglicher Größe, teilweise schon wieder zugewachsen und verwuchert. Man kauft den Grund, fängt an zu bauen solange man Geld hat und dann spart man weiter, hin auf den nächsten Bauabschnitt, in der Hoffnung, dass das bisher erreichte nicht schon wieder verrottet ist.

Die Voltaregion ist sicherlich ein Highlight in Ghana, vorausgesetzt man mag schwülwarmes Wetter. Im Jahr 1966 wurde hier der größte Stausee der Welt geschaffen indem man die drei größten Flüsse des Landes den schwarzen, weißen und roten Volta mit ihren kleinen Zuflüssen gestaut hat. Der See erstreckt sich über 520km. 78.000 Menschen wurden insgesamt umgesiedelt und gemäß Vertrag wird der hier erzeugte Strom auch an die Nachbarländer verkauft. Die Produktion hier reicht längst nicht mehr aus. In einem neuen Elektrizitätswerk in Tema wird zudem Strom mit Gasgeneratoren hergestellt.

Der Staudamm hat aus dem kleinen Nest Akosombo eine ansehnliche Kleinstadt gemacht. Hier leben die Angestellten der Betreibergesellschaft mit ihren Familien und die brauchen eine entsprechende Infrastruktur, so z. B. ein angesehenes Hotel, eine bekannte internationale Schule, Banken und Geschäfte. Und das schafft natürlich auch wieder Arbeitsplätze.

Hoch über Akosombo mit wunderschönem Blick auf die Staumauer, verbringen wir zwei kurzweilige Abende mit unserem Freund Ayamful auf der Baustelle seines Hauses. Ayamful ist ein lustiger, offener Typ und wahrhaftig interessiert an unserem Leben und auch er erzählt seinerzeit sehr offen über Traditionen und Kultur in Ghana. Seit vielen Jahren ist er im Senior Management der Volta Water Corporation tätig, seine Kinder studieren teilweise im Ausland. Und wenn er und seine Frau nicht gerade Golf spielen, fährt er eben nach Akosombo in sein, gerade im Entstehen befindliches Wochenendhaus, um die Ruhe zu genießen. Definitiv gehört die Familie zur besseren Mittelschicht in Ghana, ebenso wie sein Freund Joseph, der Werkstattleiter von mbg, und einige andere nette Menschen, die wir hier kennenlernen durften.

Im weiteren Verlauf der Strecke, nach Norden bekommen wir vom See kaum noch etwas mit, lediglich einige kleine Stichstraßen führen dorthin. Das leicht hügelige Gebiet ist tropisch grün, dicht bewachsen und fruchtbar. In den Feldern steht Wasser, auch hier hat es oft und viel geregnet die letzte Zeit.


In der Wli Waterfall Lodge verbringen wir zwei ruhige Nächte. Sabine, die deutsche Besitzerin, lässt uns auf dem Grundstück stehen, obwohl sie Urlaub haben und im Begriff sind wegzufahren. Sie stellt uns sogar ein Zimmer zum Duschen zur Verfügung. Ihr Mann, Bernhard, lässt sich nicht blicken, er nimmt den Begriff Urlaub wohl sehr ernst, denn er nimmt nicht mal Notiz von uns als sie an uns vorbei vom Gelände fahren.

Vom Grundstück aus hat man einen fantastischen Blick auf die gegenüberliegende Bergkette und auf den höchsten Wasserfall Westafrikas. Wir nutzen den regenfreien Nachmittag zu einer Wanderung durch den dichten, schattigen Wald entlang einem Flusslauf, mit hohem Wasser und reißender Strömung, hinauf zum Wasserfall. Es ist sehr gut zu erkennen, dass der Weg gestern noch überschwemmt war. Mit heftigem Donnern und unglaublicher Wucht stürzt das Wasser über drei Felsvorsprünge nach unten. Wir sehen so gut wie nichts, ein heftiger Wind weht uns die tosende Gischt ums Gesicht, es ist unmöglich die Augen offen zu halten. Kaum oben angekommen, sind wir in Sekundenbruchteilen bis auf die Haut durchnässt und in unseren Schuhen steht das Wasser. An Baden in dem Pool ist gar nicht zu denken.

Je weiter wir nach Norden kommen, umso ärmer und einfacher werden die Verhältnisse. Das Angebot auf den Märkten und an den Straßen, ohnehin schon sehr überschaubar, wird noch weniger.

Ganz „schleichend“ verlassen wir das christliche geprägte Ghana und erreichen den islamisch geprägten Norden, oberhalb des Volta Staudammes und seinem mächtigen Zufluss Oti. Das Straßenbild ist verändert durch das Leben auf der Straße, Fleisch am Grill, die Häuser verstecken sich hinter Mauern. Und leider, ist auch der Müll, mehr als anderswo, verstreut in den Dörfern zu sehen. Doch die Menschen sind wahrhaftig nett, herzlich und freundlich und winken uns schon von Weitem zu. In der Nacht erleben wir erneut ein heftiges Gewitter mit Donner und starkem Platzregen. So „rollen“ wir am nächsten Morgen auf einer schlechten, mit Schlaglöchern durchsetzten und stellenweise vom Regen durchweichten, Erdpiste langsam nordwärts. An einem kleinen Grenzübergang im Osten verlassen wir das Land in Richtung Togo.

Seit vor 2 Jahren der neue Präsident gewählt wurde geht’s bergab sagen die Leute. Doch der Präsident hat einen Plan: „Ghana beyond Aid“ Was soviel bedeutet wie „Ghana muss nach Abklingen aller Entwicklungshilfen und Auslands-Subventionen allein klarkommen und darauf bereiten wir uns vor“. Klingt doch vielversprechend. Das Potential ist allemal vorhanden.

Wir wünschen diesem Land mit seinen fantastischen Bewohnern alles Gute, viel Erfolg und vor allem viel Geduld.

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