Lange haben wir überlegt, ob wir überhaupt
nach Simbabwe fahren sollten. Zu viele negative Geschichten und Gerüchte kursieren
über die Zustände im Land. Wir haben auch einige Reisende getroffen, die uns
klar gesagt haben: „Simbabwe nie wieder, zu viel Korruption und Abzocke.“
Wir haben uns schließlich doch für das Land
entschieden. Zu neugierig waren wir darauf, jetzt selbst zu sehen, was, nach
all den Schwierigkeiten der letzten beiden Jahrzehnte, aus diesem wunderschönen
Land geworden ist.
Das erste Mal haben wir das Land 1993 besucht,
damals war es noch der Brotkorb Afrikas, vor allem des südlichen Afrika. Auf
unseren Reisen in den Jahren 2002 und 2003 konnten wir die enteigneten und teilweise
zerschossenen Farmen sehen, haben Schwarze erlebt, die zwar jetzt auf den
Ruinen einer ehemals weißen Farm leben, aber nicht das Geld hatten, sich
Streichhölzer und eine Kerze zu kaufen. Die Inflation war so unfassbar hoch,
dass das Geld wahrlich auf der Straße lag. Diese hatte ihren Höhepunkt im
Frühjahr 2009 mit unvorstellbaren 230 Millionen Prozent!! Die Supermärkte waren
leer und Benzin bzw. Diesel gab es, wenn überhaupt, nur auf dem Schwarzmarkt. Das
war das Resultat von Präsident Mugabes „Landreform“. Simbabwe war jetzt nicht
mehr der Brotkorb, es war das Armenhaus Afrikas geworden.
Und nun der Reihe nach: Wir sind dieses mal 56
Tage im Land unterwegs gewesen und haben es nicht ein einziges Mal bereut. Nie
hatten wir das Gefühl abgezockt zu werden. Frisches Gemüse und Obst kann man,
ohne zu handeln, an den Straßen kaufen. In den Supermärkten der größeren Städte
bekommt man alles, was man braucht und noch mehr. In den ländlichen Gebieten
allerdings, findet man in den Läden nur das Allernötigste.
Simbabwe ist landschaftlich phantastisch und
sehr vielseitig, und obwohl die Straßen stellenweise sehr schlecht sind, macht
es Spaß, durch das Land zu fahren. Die Bevölkerung ist unglaublich herzlich und
freundlich. Es scheint grad so, als freuten sich die Menschen über unseren Besuch.
Ihre Gastfreundschaft ist großartig, obwohl sie arm sind und häufig, außer
Sadza (Maisbrei), nichts zu essen haben.
Kommt man näher mit den Menschen ins
Gespräch, wirken sie dann doch eher bedrückt, die fehlenden Perspektiven lassen
hin und wieder Resignation spürbar werden. Kein Wunder bei der momentanen
Arbeitslosenquote von 90% (!). Doch es sind ehrliche, fleißige und anständige
Menschen. Wann immer wir auf einer Strecke ein Problem hatten, dauerte es nicht
lange und von irgendwo her kam jemand, der dann ohne viel Aufhebens mit
angepackt hat. Wir haben die Menschen als aufmerksam und sehr hilfsbereit
erlebt
Simbabwe im Winter zu bereisen, war eine
gute Idee. Das Wetter ist gut und es ist nicht so heiß, die Luft ist klar und
der Himmel strahlend blau, meistens jedenfalls. Wir konnten gut in alle
Gebiete, ob Berge oder Lowveld, reisen.
Zu den Aussagen über Polizeikontrollen
können wir lediglich Folgendes beitragen: Wir sind hauptsächlich Schotterpiste
gefahren. Während der 7 Wochen, die wir im Land waren, haben wir insgesamt 31
Polizeikontrollen gesehen, diese in der Regel an Kreuzungen von Teerstraßen. Wir
wurden 24 Mal freundlich durch gewunken und 5 Mal angehalten und angesprochen.
Lediglich 1 Mal wurden die Lichter kontrolliert und 1 Mal das Carnet de
Passage. Die Situationen waren immer freundlich und korrekt, also absolut in
Ordnung.
Es ist wichtig, genügend US$ in das Land
mitzunehmen. Wir hatten Schwierigkeiten an Bankautomaten Geld zu ziehen und
Kreditkartenzahlungen sind so gut wie unmöglich.
In der letzten Woche, die wir im Land waren,
fingen Unruhen und Generalstreiks an. Die Bevölkerung fing an, sich gegen ihre
Regierung aufzulehnen. Es lässt den Schluss zu, dass über kurz oder lang eine
Änderung bevorsteht. (Mehr darüber im Reisebericht.)
Für uns gibt es keinen Grund, nicht in
dieses Land zu fahren. Die Menschen sind so unglaublich, sie haben es verdient,
dass man sie besucht. Es gibt ihnen Freude und außerdem die Zuversicht, dass
man sie „draußen“ nicht ganz vergessen hat.
Von ganzem Herzen ist es diesen Menschen zu
wünschen, dass bald eine Wende eintritt und dieses Land wieder zu dem wird, was
es einmal war: Der Brotkorb Afrikas.