Chimanimani gleicht eher einer Streusiedlung, nur ganz wenige weiße Farmer haben die sog. „Landreform“ überstanden und sind noch auf ihrem Land. Die anderen Farmen wurden „zerschlagen“, die ehemals großen und ansehnlichen Farmhäuser dabei dem Erdboden gleichgemacht, oder sie verkommen nach und nach, auch wenn der Herr Bürgermeister darin wohnt. Die verlassenen Farmen, die wir 2002 hier noch gesehen haben, existieren nicht mehr, es ist alles beseitigt. Wir übernachten zwischen den Funkmasten der örtlichen Telefonanbieter auf dem Hausberg der Stadt, dem Pork Pie. Von hier oben haben wir einen Rundumblick ins Land bis hinüber nach Mozambique. Drei nette Sicherheitsleute, die, im 2-wöchentlichen Wechsel, die Anlagen bewachen, erklären uns die Umgebung.
Die schroffe Gebirgskette des Chimanimani Nationalparks ist eine der letzten Ausläufer des großen afrikanischen Grabenbruches, der dann steil in das Lowveld abfällt. Die Berge sind ein Paradies für Bergsteiger und Wanderer. Alles ist naturbelassen und nur manchmal weisen kleine Steinhäufchen oder farbige Markierungen den richtigen Weg. Auch wir steigen vom Base Camp die sehr steile Route durch die Felsen hinauf in die Berge. Die Aussicht oben ist wahrlich spektakulär und entschädigt für die Bewältigung der 700 Höhenmeter. Als wir nach 7 Stunden beschwerlicher Wanderung wieder zurück im Camp sind, lodert bereits das Feuer unter den Wasserfässern und wir freuen uns auf die heiße Dusche, bevor wir geschafft auf unsere Polster sinken.
Auf dem Rückweg nutzen wir nochmals den kleinen Markt in der Stadt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Auf einer sehr guten, kurvenreichen Teerstraße in Richtung Süden verlieren wir nach und nach an Höhe. Wir nähern uns dem sehr fruchtbaren „Middleveld“. Avocados, Bananen, Kaffee, Tabak und Macadamia Nüsse werden hier in großem Stil angebaut. Wir sind beeindruckt von den riesigen Anbauflächen in der Umgebung von Chipinge. Und die kleine Stadt überrascht uns auch mit vielen schönen Häusern und vielen Neubauten. Den Menschen hier scheint es vergleichsweise gut zu gehen. Eventuell gibt es ja hier mehr Jobs, die die Menschen ernähren und zu einem überschaubaren Wohlstand bringen.
Kurz hinter Chipinge erleben wir unsere erste, wirkliche Polizeikontrolle. Freundlich stellt sich der Constable vor und bittet Klaus um das Einfuhrpapier und darum, alle Lichter und Blinker einzuschalten. Als er feststellt, dass alles in Ordnung ist, winkt er uns sehr freundlich weiter, ohne Anstalten irgendetwas mehr von uns zu wollen.
Unser Ziel ist der letzte noch intakte Regenwald im südlichen Afrika, und speziell dort reizen uns die Urwaldriesen bei Chelinda am Mount Selinda. Zunächst versuchen wir mit dem Auto auf die ausgewiesenen Parkplätze zu kommen, doch keine Chance, zu tief hängen die Äste der Bäume. Also marschieren wir zu Fuß los. Dunkel und feucht ist es in dem Wald, Lianen hängen von den Bäumen. Stellenweise ist der Wald, durch den der schmale Pfad führt, so dicht, dass kein Sonnenstrahl den Boden erreicht. Entsprechend modrig riecht es auch. Ein riesiger Mahagoni-Baum, angeblich zwischen 1000 und 2000 Jahre alt, macht seinem Namen „Big Tree“ alle Ehre. Sein Stamm umfasst einen Durchmesser von mehr als 5 Meter. Ein Koloss! Von hier wandern wir weiter ins „Valley of the Giants“ dem Tal der Riesen, dort stehen noch mehr solch riesigen Bäume.
Ich darf gar nicht dran denken, was uns hier im Unterholz des dichten Urwaldes alles begegnen könnte. So ein Regenwald ist natürlich auch Lebensraum von Pythons, Puffottern, schwarzen Mambas und anderem Getier. Ein paar nette Waldaufseher, die immer auf der Pirsch nach Wilderern unterwegs sind, bestätigen uns das dann auch. Dennoch, der Wald von Chilinda ist wirklich ein Kleinod.
Auf der Suche nach einem Schlafplatz treffen wir Nick Jackson, weißer Farmer, der gemeinsam mit Edward, einem Farbigen, eine sehr große Farm leitet. Sie bauen Kaffee, Avocados und Macadamia Nüsse in großen Stil an. Wir dürfen auf der Farm übernachten und finden zwischen den Traktoren und Bürogebäuden ein ebenes Fleckchen. Natürlich kommen wir mit Edward ins Gespräch. Er erzählt uns von den guten und den schlechten Jahren, als er 2010 verraten und von dieser Farm verjagt wurde. Doch dann nach einem Monat zurück kam und die Arbeiter die Farm und somit auch ihre Jobs gegen die Eindringlinge verteidigten. Heute floriert die Firma zwar wieder, es werden tonnenweise Nüsse und Kaffee verkauft, dennoch hat die Firma kein Geld, um die Arbeiter zu bezahlen. Die Banken ziehen alle Gelder ab, und trotz bezahlter Rechnungen steht der Firma kein Cash zur Verfügung.
Edward ist in Chimanimani groß geworden und hat in seinen jungen Jahren dort auf einer Farm gelernt und gearbeitet, die mehr als 2000 Rinder hatte. Das gibt es heute nicht mehr, alles ist kaputt sagt er und schüttelt seinen Kopf, ganz so, um dieser Sinnlosigkeit noch mehr Nachdruck zu verleihen.
Zum Abschied bekommen wir noch eine ausführliche Wegbeschreibung und einen großen Beutel Nüsse in der Schale. Dazu erhalten wir eine ausführliche Erklärung, wie man Macadamia Nüsse behandelt, um an das leckere Innere zu kommen.