Reisebericht Mauretanien - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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                    Reisebericht Mauretanien

                               22.02. - 16.04.2019


Landesroute



Währung:           1€ = 41,38 OGU  03/19

Diesel Preis:       0,93

Einreise:             Diama

Ausreise:            Guerguerat
Gesamt km:       4.379
Visum:                an der Grenze

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Teil I >  Diama - Tidjikja              22.02. - 13.03.2019        2.048 km

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Im Land des Windes

Schwarzafrika liegt hinter uns. Wir sind im Land der Mauren.

Der Grenzübergang war mit einer der entspanntesten und freundlichsten in den letzten Monaten. Alles läuft korrekt ab, es gibt hier keine Schlepper nur ein paar nette Geldwechsler, und die sind völlig unaufdringlich und hilfsbereit.
Entlang dem Atlantik fahren wir auf dem Damm von Diama auf einer Piste, die entweder durchsetzt mit Schlaglöchern ist oder tiefes Wellblech hat, beides ist extrem blöd zu fahren. Kaum ist man auf Wellblech, hat Geschwindigkeit aufgenommen, kommen Schlaglöcher oder umgekehrt, und man muss wieder auf die Bremse, runter vom Gas. Doch die Gegend ist schön, wir sehen viele Vögel und unglaubliche Flugspektakel.

Wir erreichen Rosso, den anderen vielbeschriebenen Grenzort an der mauretanisch-senegalesischen Grenze. Hier besorgen wir uns zu einem guten Kurs Geld am Schwarzmarkt und versorgen uns mit dem Nötigsten, etwas Gemüse, Brot und SIMKarte. Wir freuen uns, dass es endlich wieder gutes Brot gibt und wir nicht mehr das französische „Luftbaguette“ essen müssen. Ansonsten bietet die Stadt nicht viel, so dass wir direkt weiterfahren. Das Gebiet um Rosso hat Sahel-Charakter und ist noch sehr schwarzafrikanisch geprägt. Die Straße ist wider Erwarten sehr gut und so „stemmen“ wir uns ostwärts in Richtung der Stadt Boghé, dem Harmattan, dem Nord-Ost Passat, entgegen. Leider liegt so viel Sand in der Luft, dass die Sonne nicht recht durchkommt und alles in ein fast mystisches Licht taucht.

Die kleinen Ortschaften am Straßenrand sind regelrecht auf Sand gebaut. Nur wenige Menschen leben hier in dürftigen Behausungen, aus Schilf gebauten Hütten oder auch in einfachen Zelten auf einem Betonfundament. Sie arbeiten auf den Feldern, Generatoren laufen, um die Wasserpumpen für die Bewässerung zu betreiben. Einige große Erntemaschinen der Firma Claas stehen wie in Wartestellung im tiefen Sand, wo sie einen doch recht deplatzierten Eindruck hinterlassen. Chinesisches Projektschilder am Straßenrand geben Aufschluss über die Größe und die Zeitrahmen einiger Agrar-Großprojekte. Der Süden Mauretaniens, entlang dem Senegal Fluss, ist das fruchtbarste Gebiet des Landes. Weite, ertragreiche Felder werden hier aus dem Boden gerungen. Wir folgen auf einer Länge von etwa 100km diesen Flächen und erinnern den Satz von Dr. Sedogo aus Burkina Faso „Afrika könnte sich selbst ernähren…“.

In Mauretanien gibt es viele Polizeikontrollen. Stets werden wir mit Handschlag begrüßt, die obligate Frage nach woher und wohin wird beantwortet und ein Fiche, ein Datenblatt mit sämtlichen Pass- und Fahrzeugdaten, ausgehändigt  .... hier weiterlesen

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Teil II >  Tidjikja - Guelb er-Richat - Atar       13.03. - 29.03.2019        1.278 km

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In der Region Adrar

Nach kurzer Orientierung visieren wir erst einmal die örtliche Tankstelle am Ortsausgang an. Ein älterer Herr in einem feinen, hellblauen Gewand, dem Bou-Bou, spricht uns an und bietet seine Hilfe an. Ohne viele Umschweife lädt er uns ein, auf seinem Grundstück direkt hinter der Tankstelle zu übernachten. Er habe dort ein Hotel gebaut, das sei aber noch nicht eröffnet, gerne können wir uns dort aufhalten, Wasser tanken und, wenn wir etwas bräuchten, sollen wir es ihm nur sagen. Am Abend ist das Champions League Spiel FC Bayern gegen Liverpool, ob er denn einen Fernseher habe fragen wir zögerlich. Nein, das hat er nicht, aber er findet eine Lösung. Wir tauschen die Telefonnummern aus und am Abend sitzen wir im Privathaus des Chefarztes der örtlichen Klinik zwischen den männlichen Familienmitgliedern und sehen zu, wie der FC Bayern sang- und klanglos verliert. Schadenfreude ist keine Tugend, die Männer entschuldigen sich fast bei uns, dass ihr Club Liverpool gewonnen hat. Die nächsten beiden Tage nutzen wir zum Wäsche waschen, Emails beantworten, der Versorgung auf dem örtlichen Markt mit frischem Gemüse, Obst und Brot, und wir lassen den defekten Reifen flicken. Dann kann es wieder weitergehen in Richtung Süden, nach Matmata.

Ein unscheinbarer kleiner Abzweig führt von der Teerstraße auf eine enge sandige Piste. Zwei Spuren folgend über Sandfelder, vorbei an kleinen Dörfern, erreichen wir ein größeres Wadi, um gleich danach über große Steinplatten ein Plateau zu queren, von dem wiederum eine grobe Piste erneut hinab in ein Wadi führt, bis es in einem Qued nicht mehr weitergeht.
Es ist ein wunderschöner, offener Übernachtungsplatz, wo wir auf drei französische Land Cruiser treffen. Es sind ältere Herrschaften, die mit einem lokalen Führer sechs Wochen durch Mauretanien unterwegs sind. Sofort werden wir zum Tee eingeladen und es entwickeln sich nette Gespräche. So lernen wir Baba, den Guide, kennen, der uns ohne Umschweife direkt zu sich nach Hause, nach Atar, einlädt.

Am nächsten Morgen verabschiedet sich die französische Gruppe und wir machen uns zu Fuß auf, die berühmten Matmata Krokodile zu finden. Durch tiefen Sand folgen wir einem trockenen Flusslauf, bis wir an einen Abbruch gelangen unter dem ein, von einer Quelle gespeister, See liegt. Etwa 16 Krokodile sonnen sich unter uns am sandigen Ufer des Sees. Sie scheinen etwas kleiner als die Tiere in Tamrout Metrouche, doch nicht weniger faszinierend. Diese Tiere (über-)leben und vermehren sich in der Wüste in einem kleinen See, der während der Trockenzeit immer weniger Wasser hält. Viel tut sich nicht, trotzdem sitzen wir lange in den Felsen und genießen diesen Ort. .... hier weiterlesen

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Teil III >  Atar - Maaden - Guerguerat       29.03. - 16.04.2019        1.053 km

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Besondere Gastfreundschaft und der längste Zug der Erde

Doch es hat auch sein Gutes. Bei Baba lernen wir Salek, seinen Freund, kennen. Salek lädt uns ein, ihn in sein Dorf, nach Maaden, zu begleiten. Sowohl Baba als auch Salek machen ein Geheimnis um diesen Ort. Wir erfahren nur, dass dieser Ort vor etwa 30 Jahren von einem weisen Marabout gegründet wurde, der eine besondere, fortschrittliche Philosophie verfolgte und Menschen um sich geschart hat, die mit seinen Gedanken übereinstimmten. Was damit gemeint ist, spüren wir sofort, als wir die kleine Oase in den Dünen des Erg Almatlich über sehr beschwerliche Anfahrtswege erreichen.

Obwohl es schon spät und bereits dunkel ist als wir ankommen, steht eine Abordnung der Ortsverantwortlichen bereit, um uns zu begrüßen. Die Tochter des Marabouts, die Bürgermeisterin, und ihr Mann, Mohamed, Dorfarzt und Nachfolger des Marabouts, sowie Lamin, der Imam des Dorfes. Herzlich werden wir mit Handschlag begrüßt, sogar ich. Schnell spüren und erkennen wir den achtsamen und sehr respektvollen Umgang miteinander. Hier ist jeder willkommen. Es gibt in der Ortsmitte extra ein Haus für Gäste, das uns zur Verfügung steht. Hier können wir schlafen und uns aufhalten. Es wird Tee gekocht, geredet, gelacht und im Hintergrund kocht man das Abendessen für uns, das wir dann alle gemeinsam einnehmen.

Am nächsten Morgen erwarten uns Mohamed und Salek bereits, um uns den Ort und die umliegenden Plantagen zu zeigen. Der erste Weg führt uns in Mohameds Praxis. Auch hier bereitet man bereits heißes Wasser zur morgendlichen Teezeremonie. Stolz zeigt er uns alle Gerätschaften und Räume des kleinen Hauses. Wir sind überrascht, wie gut er bereits ausgestattet ist und welche Visionen er noch verfolgt. Natürlich hat es sich im Ort rasend schnell herumgesprochen, dass Weiße angekommen sind. Die Menschen winken aus den Häusern zu oder laufen uns entgegen, wenn sie uns sehen und begrüßen uns. Wir schütteln viele Hände. .... hier weiterlesen

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FAZIT

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Mauretanien ist ein armes, ein sehr armes Land mit einer schlechten medizinischen Versorgung, wenig Schulen. Die Versorgung auf den Märkten in den Städten ist gut, Restaurants wie wir sie kennen sucht man häufig vergebens. Es gibt kaum touristische Infrastruktur außer in den „erschlossenen“ Gebieten rund um Atar und Chinguetti.
 
Die Distanzen sind riesig. Das Land ist viermal so groß wie Deutschland, viel zu groß, um innerhalb von 2 Monaten alles sehen zu können. Und trotzdem hat Mauretanien alle unsere Erwartungen übertroffen. Aber der Reihe nach.

Das Land besteht zum größten Teil aus Wüste und kann sich trotz reicher Fischgründe und großer Rohstoffreserven nicht aus eigener Kraft ernähren. Hinzu kommt ein Sicherheitsproblem. Islamistische Terroristen haben den Menschen in Mauretanien eine sehr wichtige Einnahmequelle genommen.

Seit der Ermordung von vier französischen Touristen im Dezember 2007 gelten die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes. Es folgte die Absage der Rallye Paris-Dakar Anfang 2008. Seitdem ist der Tourismus in Mauretanien auf zehn Prozent der früheren Zahlen eingebrochen und erholt sich nur sehr langsam.

Auf die Terrorgefahr hat die Regierung massiv reagiert. Sie hat in die Sicherung der Grenzregion investiert und alle 50 Kilometer Straßensperren errichtet, an denen von Reisenden ein sogenannter Fiche abgegeben werden muss. Es ist eine Liste mit den persönlichen Daten und den Daten des Fahrzeuges. Auf unserer Strecke haben wir insgesamt 81 Fiche gebraucht. Es wurden militärische Sperrgebiete ausgewiesen. So will man die Zusammenarbeit von Al-Kaida-Anhängern mit Drogen und Waffenschmugglern in der Sahara unterbinden. Man weiß, dass es Al-Kaida-im Maghreb in der Grenzregion gibt, aber es gibt keine Basis von Al-Kaida auf dem Gebiet Mauretaniens.

Wir haben das Land als sicher empfunden, nicht ein einziges Mal hatten wir ein ungutes Gefühl. In Atar hatten wir in der Werkstatt mitten in der Stadt sogar einmal vergessen, abends die Klappen der Unterflurboxen zu schließen. Sie waren den Abend und die ganze Nacht offen. Die Menschen gingen einfach vorbei, nicht einer kam in die Nähe unseres Fahrzeuges, war neugierig, wollte sehen was es „zu holen“ gäbe. Die Mauretanier sind ursprünglich Nomaden, in den Wüstengebieten leben noch viele unter diesen Bedingungen, und so sind sie es gewohnt, dass man frei übernachtet. Man kann überall unbehelligt stehen.

Überhaupt sind die Menschen in Mauretanien sehr besonders, sehr freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit und respektvoll. Der Umgang ist liberal, interessiert und zugewandt. Die Frauen habe ich als sehr selbständig erlebt, sie genießen Respekt und hohes Ansehen. Viele von ihnen versuchen sich mit Souvenirverkäufen über Wasser zu halten.

Mauretanien hat uns verzaubert. Nicht nur wegen der tollen Landschaften, hauptsächlich wegen der Begegnungen mit den Menschen, die diese Reise so besonders gemacht haben.

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>>> Westsahara kommt bald

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BILDERGALERIEN -

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