Reisebericht Oman Teil I - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Oman

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Teil I   >>  Grenze bei Hatta - Nizwa         28.02. - 14.03.2013              792 km            
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So, da stehen wir nun in Südarabien an der Grenze zum Oman. Wie das klingt! Schon an der Grenze spürt man die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen. Erste Station der Zoll. Hier sollte auch das Carnet abgestempelt werden, nur leider wusste das keiner der Beamten. Man erhält einen kleinen Laufzettel, der ist besonders wichtig und muss ganz am Ende der Einreiseprozedur, bei der Ausfahrt abgegeben werden. Ganze 7 km weiter ist dann die Personenkontrolle. Das Visum kostet pro Person 20 Rial Omani, das entspricht ca. 40 Euro und gilt erst mal für 30 Tage, ist aber, nach Auskunft an jedem Immigration Office im Land verlängerbar. Hier wird auch nochmals nach dem Carnet gefragt, ob alles ordnungsgemäß erledigt ist. Und da unser Carnet nicht abgestempelt wurde, schickt man uns die 7 km eben wieder zurück, nicht ohne vorher anzurufen und sicherzustellen, dass es diesmal klappt. Ohne etwas zu inspizieren wird das Carnet dann abgestempelt und wir sind fertig. Es ist Nacht und schon 23:00 Uhr. Wir fahren nur noch in die nächste Stadt ans Meer, suchen uns ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen. Wir merken bereits am nächsten Morgen, dass in diesem Land alles etwas gemütlicher abläuft. Alles ist ruhig, keine Menschen auf den Straßen zu sehen. Wir sind schon ganz gespannt, was uns erwartet, wir wissen ganz wenig über den Oman, nur, dass Sindbad der Seefahrer hier in Sohar geboren worden soll und von hier seine sagenumwobenen Reisen unternommen hat. Da ist jedoch weit mehr, in diesem Land ging nicht immer alles so ruhig und friedlich von statten.
Bereits vor 5000 Jahren entstand in dieser Region die erste Hochkultur bedingt durch die Gewinnung von Kupfer. Bekannt und reich wurde der Oman, speziell der Süden, allerdings durch Weihrauch. Nach dem, friedlichen Einzug des Islam im 7. Jhdt. begann eine Phase wichtiger Handelsbeziehungen, die das Land zu einer der wichtigsten Mächte am Indischen Ozean werden ließen. Wegen dieser weitläufigen Kontakte zu den Kulturen des Fernen Ostens, Indien und Ostafrikas war der Oman Bindeglied zwischen diesen Regionen. Diese kulturellen Einflüsse sind mit der islamisch-arabischen Kultur verschmolzen und prägen heute noch den Alltag der Omanis. Lange Zeit übten die Perser Macht im Oman aus. Während ihrer Herrschaft wurden z.B. die „Falaj –Kanäle", ein altes Bewässerungssystem, das wir im Iran sehr häufig bestaunt haben, auch im Oman eingeführt. Im 10. Jhdt. dann erlebte die Küstenregion einen enormen Aufschwung, denn der Seehandel der Omanis hat eine lange Tradition. Während man zunächst immer an der Küste entlang nach Indien segelte, entdeckte man zur Zeit der Griechen den Monsun, der alle 6 Monate seine Richtung änderte und dadurch konnte man übers offene Meer bis nach Malaysia oder gar China, nach Kanton, segeln. Von dort kam Seide, Chinesisches Porzellan, Juwelen und exportiert wurden Teppiche, Wolle oder auch Elfenbein und Gewürze aus den Ostafrikanischen Ländern. Aus Indien erhielt man das Teakholz für den Bau der Schiffe und Reis. Das See Imperium der Omanis umfasste nahezu den gesamten indischen Ozean. Bis die Portugiesen mit Vasco da Gama das Omanische Monopol brachen, und unter Albuquerqhe die Hafenstädte plünderten und niederbrannten. Erst im 16. Jhdt. mischten dann die Briten und die Niederländer im Indien- und Afrikahandel kräftig mit. Während dieser Zeit führten auch viele Kriege unter den verschiedenen Dynastien im Lande zu Bürgerkriegen, dennoch konnten die Omanis die Rolle der führenden Seemacht im indischen Ozean zurückgewinnen. Auseinandersetzungen zwischen den Franzosen und den Briten führten später zu einem Wettlauf um die Gunst des omanischen Herrschers. Mitte des 19 Jhdt. hatte der Oman seine größte Ausdehnung erreicht. Die gesamte Küste des Indischen Ozeans, im Süden bis Mombasa und Sansibar, im Norden bis zum Irak. Der Sklavenhandel, bzw. der Zwischenhandel, lag fest in der Hand der Omanis. Sansibar war wirtschaftliches Zentrum des Landes und auch Hauptstadt, unter anderem wegen der aus Indonesien eingeführten Gewürznelke. 1964 vereinigte sich Sansibar mit Tansania. Die Öffnung des Suezkanals und der Wegfall Sansibars hatten einen schnellen wirtschaftlichen Verfall zur Folge. Die internationalen Schifffahrtsrouten verlagerten sich. Innenpolitisch begann eine turbulente Zeit. Die Macht der Engländer, immer noch verstrickt im Land, nahm wegen leerer Staatskassen weiter zu. Erst 1932 als Sultan Said bin Taimur die Herrschaft übernahm, gelang es innenpolitisch zwischen den Dynastien für Frieden zu sorgen und den hohen Schuldenberg abzubauen. Durch hohe Geldgeschenke gelang es die Stammesfürsten im Inneren des Landes auf die Seite des Herrschers zu bringen und das Land zu befrieden. Mit Hilfe der Briten gelang es dann auch die Wahabiten aus Saudi Arabien endgültig zu vertreiben. Inzwischen hatte man auch das erste Öl in der Region gefunden. Er hatte zwar das Land geeint doch führte er es in die Isolation. Es wurden keine Straßen, Schulen oder Krankenhäuser gebaut, es gab Rundfunk- und Sonnenbrillenverbot, Visa für Ausländer gab es nicht. Die Einnahmen aus der beginnenden Erdölsuche flossen in seine Taschen. 1970 stürzte ihn sein Sohn Quaboos. Die Renaissance des Landes begann. Er hat dem Land Freiheit, Modernität und Wohlstand beschert. Sein Prinzip an Elementen des traditionellen islamischen Herrschaftssystems festzuhalten und in Einklang mit einer modernen Staatsverwaltung zu bringen, trägt Früchte. Das omanische Bildungswesen ist kostenlos. Alle staatlichen medizinischen Leistungen bis zur Spezial Operation sind für Staatsbürger kostenfrei. Ein Sozialhilfesystem wurde eingeführt, der Natur und Umweltschutz hat einen hohen Stellenwert. Heute machen die Erdölerträge etwa 67% der gesamten Staatseinnahmen aus. Erdgasvorkommen, beinahe unerschöpflich, sind noch längst nicht gänzlich erschlossen. Oman ist das an Bodenschätzen reichste Land der Arabischen Halbinsel an Kupfer, Chrom, Eisen, Gold, Mangan, Zink. Seit 1980 öffnet sich der Oman vorsichtig dem Tourismus, einem qualitativ hochwertigen Tourismus.

                                                  

Wir stehen am Strand von Sohar. Donnerstagabend, das Wochenende hat begonnen, ein reges Treiben beginnt. Ganze Gruppen von Menschen mit Musikinstrumenten kommen zum Strand, andere spielen Fußball, wieder andere gehen mit ihren Familien spazieren. Sie sitzen auf ihren Decken im Sand, oder um unseren LKW herum, andere wiederum haben Campingstühle dabei. Man will draußen sein, die kühle Nacht genießen und die Brise des Indischen Ozeans. Wir sind von Dubai noch wie gerädert und gehen früh zu Bett. Die Trommeln und das rhythmische Klatschen und Singen wiegen uns in den Schlaf.
Am nächsten Morgen füllt sich der Strand bald mit Menschen. Wir verbringen den ganzen Tag in Sohar am Strand, ruhen uns aus und genießen das Strandleben der Omanis. Viele Familien verbringen den Tag hier, ein stetes Kommen und Gehen. Sie bringen ihr Essen mit, lassen Drachen steigen, die Männer spielen Kricket oder Fußball, es gibt Kamel- und Pferdereiten. Dazwischen immer höchst elegant, die männlichen Omanis in ihren weißen Dishdashas, die knöchellangen, meist strahlend weißen, knitterfreien Männergewänder, am Halsausschnitt eine parfümgetränkte Quaste. Viele Omanis sprechen uns an, ganz freundlich" Where do you come from?" „ Is this your home?" Niemand stört sich an uns. Wir mischen uns unter die Leute, gehen ebenfalls spazieren. Kaufen uns Fleischspiesse vom Grill am Strand machen noch einen Salat dazu, fertig ist das Abendessen, und richtig lecker.
Von unserem LKW sind es mehr als 4 km am Strand entlang zum Fischmarkt von Sohar. Ein netter kleiner Morgenspaziergang, bevor die Sonne so richtig heiß vom Himmel brennt. In einer riesigen Halle werden an vielen einzelnen Plätzen Fische jeglicher Art verkauft. Große Thunfische bis kleine Sardellen, alles ist geboten. Wir erstehen 3 kleine Red Snapper, ca. 1 kg um 4€ und nehmen uns ein Taxi zurück „nach Hause" um nach dieser Anstrengung erst mal ordentlich zu frühstücken. Der Weg führt uns weiter ins Wadi Hibi, Richtung Ibri, über Yangul, in den „Inner Oman". Auf guter Teerstraße, die immer kurviger wird, durchqueren wir Steinebenen, die Landschaft wird immer bergiger. Die wenigen Ortschaften sind in der Hitze wie ausgestorben. Für die Nacht biegen wir einfach ab auf eine kleine Piste und bleiben abseits stehen. Bald begrüßen uns Anwohner einer naheliegenden Farm ganz herzlich. Natürlich können wir hier bleiben „no problem". Es fällt uns überhaupt auf, dass die Menschen sehr freundlich sind. Viele lachen uns zu, winken uns zu, hupen. Die Männer sind stets gut aufgelegt, Frauen bekommt man so gut wie nicht zu Gesicht.
Wir wollen unseren Wasservorrat auffüllen und sehen am Straßenrand einige der blauen Wasser-LKW's stehen, Männer sitzen im Schatten unter Bäumen. Hier wird betankt, hier muss eine Quelle sein. Wir fragen nach. Die jungen Männer, alle so um die ca. 25 Jahre, springen sofort auf. Natürlich können wir Wasser haben. Sofort bemühen sie sich uns zu helfen und finden eine Lösung unseren Tank zu füllen. Die Jungs haben überhaupt keine Berührungsängste. Sie nehmen mich in den Arm, wollen Fotos mit mir, führen mich an der Hand, oder geben die Hand zum Gruß. Das bin ich aus dem Iran nun überhaupt nicht mehr gewohnt. Als wir fertig sind, schenkt uns einer der Jungs noch eine große Tüte feinster Datteln. Wir verabschieden uns herzlich und fahren mit lautem Hupen vom Gelände.
Nach Ibri kommen wir genau zur Mittagsruhe. Die Festung und auch alles andere sind geschlossen und so fahren wir weiter in den malerischen Ort Al Sulaif. Eine alte verlassene Ruinenstadt, die derzeit wieder saniert und aufgebaut wird. Bis vor 5 Jahren haben hier noch zwei ältere Paare gelebt, aber die seien „weggestorben". Dies erklärt uns der Wächter, der uns das Tor öffnet und uns eine „Exklusivführung" zuteil werden lässt. Es war eine gänzlich ummauerte Stadt, die neben einem gedeckten Souk und einem Scheichspalast die Familien zweier Stämme beherbergt hat und hinter diesen Mauern seit 1350 jahrhundertelang den Widrigkeiten getrotzt hat. Jetzt wird es zum Museum.
Für heute geht es noch nach Al-Ayn am Fuße des Jebel Misht, einem zerklüfteten Gebirgsmassiv, dessen südöstliche Flanke fast senkrecht in die Tiefe abbricht. Direkt am Jebel Misht finden wir einen tollen Schlafplatz, die Kulisse ist beeindruckend. Diesen Koloss im Hintergrund erscheinen die knapp 5000 Jahre alten „Bienenkorbgräber" wie Miniaturen, obwohl jeder Bau ca. 3-4 Meter hoch ist. 18 Stück haben noch ihre ursprüngliche Gestalt und bei einigen ist die Öffnung zur ehemaligen Grabkammer auch noch zu bestaunen. In diesem Tal leben schon seit Mitte des 3. Jtds. v. Chr. Menschen. Unser Ziel ist das Wadi Damm. Das Thermometer zeigt bereits um 11:00 Uhr 30 Grad im Schatten. Am Ende des Tales wird die Teerstraße zu einer Piste, weit können wir nicht hineinfahren. An einem breiten Ausläufer des Wadis ist Schluss für uns, ab hier geht es nur noch zu Fuß. Am Rand des Wadis stehen hohe Palmen, dahinter fließt langsam Wasser in einem Falaj, einem kleinen Kanal, der zur Bewässerung der Felder im Dorf genutzt wird. Wir parken unseren LKW am Rande des Wadis leicht erhöht nahe den Palmen, hier haben wir es schön schattig. Für heute machen wir nur noch eine kleine Wanderung ca. 40 Minuten bis zu den ersten Pools, die zum Schwimmen geeignet sind. Das Wasser ist s...-kalt, Klaus meint es sei sehr erfrischend. Der Sternenhimmel am Abend ist einfach nur grandios! Die große Wanderung ganz nach oben zur Quelle nehmen wir am nächsten Tag in Angriff. Es ist schon am Morgen ziemlich heiß. Gottseidank geht man viel im Schatten der beeindruckenden Schlucht. Den Weg muss man sich suchen, teilweise wird er zur Kletterpartie über riesige Felsen, deren Auswaschungen Jahrhunderte alt sind. Die immer wieder durch das Flussbett tobenden Wassermassen, haben die Wadiwände und die riesigen Steinkolosse regelrecht aufpoliert. Es ist eine traumhafte Schlucht hinein in das Al Akhdar Gebirge. Circa 1,5 Stunden gehen wir bergauf. Ein paarmal müssen wir umkehren weil unser Weg nicht weiterführt. An einer einzelnen Palme, hier ist die Quelle, wird das Tal dann zum Trockenfluss. Wir gehen zwar noch ein Stück weiter, aber in dem Flussbett zwischen den riesigen Steinen ist es mittlerweile so heiß, dass wir umkehren und zurück zur Quelle gehen. Versteckt hinter Felsen, man sieht es kaum, tut sich unter einem Bett aus Moos, bewachsen mit riesigen Oleandern ein wunderschöner Pool mit glasklarem Wasser auf. Nur kleine Fische schwimmen darin. Die Beckenränder sind rutschig wie Eis und da kann es leicht passieren, dass man schneller im kühlen Nass sitzt, als es einem lieb ist, denn das Wasser ist kalt. Nach einer Weile ist es aber so angenehm, dass es richtig angenehm wird. Das Schöne ist, dass der Pool bis zum Nachmittag in der Sonne liegt. Nach einer ausgedehnten Badepause klettern wir langsam wieder nach unten. Diese traumhafte Wanderung hat sich wirklich gelohnt! Leider hat sich Klaus beim Klettern das Knie verdreht, so dass wir eine Zwangspause einlegen müssen und noch ein paar Tage im Wadi Damm verbringen. Unser Platz unter den Palmen ist bald so gemütlich, dass wir uns richtig zu Hause fühlen. In der Hängematte zwischen den Palmen kann Klaus sein Knie pflegen und den Palmenkletterern bei der Arbeit in luftiger Höhe zusehen. Hin und wieder kommen ein paar Einheimische aus dem Dorf schauen nach dem kleinen Falaj, der direkt an der Hängematte vorbeiläuft, oder nach den Ziegen, die uns immer mal wieder neugierig besuchen. Mit einem freundlichen „as-salam’alaykum" begrüßen sie uns und gehen ihrer Wege.




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So wurden aus geplanten 2 Nächten im Wadi Damm dann 6 Nächte und wir brechen über die Bergkette in Richtung Sant, eine enge teilweise sehr steile Piste führt uns Richtung Bahla, und von dort nach Jabrin, wo wir ein ehemaliges Wohnschloss, den Palast von Jabrin besichtigen. Er  wurde um 1670 erbaut und vor ein paar Jahren erst wunderschön renoviert zeigt er jetzt wieder wundervolle Wohn- und Repräsentationsräume mit Malereien an den Holzdecken und Stuckaturen an den Wänden. Mit verschiedenen Einrichtungsgegenständen und antiken Möbelstücken wurde her so hergerichtet, dass man einen sehr lebendigen Einblick in das höfische Leben des mittelalterlichen Oman erhält.
Wir bleiben gleich für die Nacht auf dem Parkplatz des Palastes stehen und nachdem alle Touristengruppen abgefahren sind, sind wir ganz alleine und es wird herrlich still.
Am nächsten Tag wollen wir auf den Jebel Shams, den höchsten Berg Omans, das geht allerdings nicht ohne vorher in Bahla die Sultan Quaboos Moschee zu besichtigen. Dieser Neubau steht so beeindruckend an der Ausfallstraße, dass man gar nicht anders kann, als anzuhalten. Ein sehr stilvoller Bau, nicht überladen, eher schlicht, der glänzende Marmor äußerst gepflegt eine durchaus beeindruckende Anlage. Wir nehmen die Route auf in das Wadi Guhl, passieren Al Hamra und auf asphaltierter Straße geht es vorbei am Ort Ghul, und vom alten Ort sind noch die alten Lehmhäuser und Stadtmauern zusehen. Sehr steil und extrem kurvig geht es hinauf auf den Jebel Shams, dem Sonnenberg.  Wir passieren Wegweiser zu kleinen Weilern, bis wir auf ein Plateau kommen, das unmittelbar oberhalb einer gewaltigen und schwindelerregend tiefen Schlucht liegt, dem Grand Canyon Omans. Hier türmen sich die Gesteinsschichten des Gebirges am kühnsten auf wild übereinander gefaltet und von schroff geschnittenen Tälern durchfurcht.
Wir sind auf ca. 2000m. Der Gipfel des Jebel Shams liegt dem Plateau gegenüber auf 3009m, ist aber militärisches Sperrgebiet. Einheimische Frauen versuchen ihre Knüpfarbeiten, wie Schlüsselbänder und Armbänder an die Besucher zu bringen. Wir finden etwas weiter einen schönen Platz direkt an der Schlucht. Außer ein paar neugieren Ziegen, die uns später auch noch das Brot vom Tisch klauen, ist niemand hier. Adler ziehen in der Thermik der Schlucht ihre Kreise über uns. Die Nacht hier oben ist ziemlich kühl, daher fällt es uns leicht, am Morgen im Auto zu frühstücken und bald den Weg nach unten anzutreten. Wir machen noch eine kleine 21km lange Rundfahrt durch eine grandiose Berglandschaft. Scharf gezackte Bergsilhouetten, klaffende Spalten, scharfe Grate, tiefe Brüche sind brachial ungestümen Kräften geschuldet, die vor rund 65 Millionen Jahren die Arabische Platte und hunderte Millionen Tonnen schwere kilometerdicke Basaltplatten aus dem Ozean übereinander schoben. Hier sind Erdschichten zu begehen, die andernorts in 40 bis 50 Kilometer Tiefe ruhen.
Die Pisten sind steil, die Kurven sind eng, aber ohne Probleme zu fahren. Wir kommen durch kleine Dörfer und fragen uns schon, wie und wovon die Menschen hier oben leben. Nur hin und wieder sieht man terrassenförmige Anlagen in denen „Grünzeug" angebaut wird. Bei dem Dorf Al-Gubairah kommen wir wieder auf die Hauptroute und wieder auf Asphalt. Interessant ist, dass die Dörfer per Tanklaster mit Wasser versorgt werden, jedes Haus hat einen Wassertank auf dem Dach oder im Hinterhof. Die schulpflichtigen Kinder werden jeden Tag per Allradfahrzeug zur Schule und wieder nach Hause gebracht, natürlich Buben und Mädchen streng getrennt.
Wieder unten im Dorf Guhl angekommen, machen wir einen Abstecher ins Wadi Nakhar. Diese 7 Km führen auf einer sehr schmalen Piste direkt im Flussbett am Grunde des „Grand Canyons" in ein verlassenes Dorf. Wir kommen mit Webern ins Gespräch, die hier für Touristen Teppiche weben und versuchen, diese an den Mann, bzw. die Frau zu bringen. Sie erzählen uns, dass die Siedlung vor 4 Jahren aufgegeben wurde. Immer wieder musste die Straße neu gemacht werden, weil das Wasser alles wegriss. Die Kinder konnten nicht in die Schule und im Übrigen gibt es hier bis heute keine Elektrizität. Die Menschen haben mittlerweile aufgegeben und sich in Al Hamra eine neue Existenz aufgebaut.
Heute fahren wir nur noch in Richtung Misfat. Hoch über Al Hamra finden wir einen schönen Stellplatz mit Blick über die Ebene von Al Hamra. Die Ortschaft Misfat, die wir am Morgen besichtigen, ist ein wunderschönes altes Dorf. Es zählt wohl zu den schönsten Dörfern im Oman. Zauberhaft am Hang gelegen, zwischen riesigen Palmenhainen, die in Terrassen angepflanzt wurden, stehen alte Steinhäuser, teilweise auch schon ersetzt durch moderne Bauten. Treppenaufgänge und Gehwege führen an den schnell dahinfließenden Falaj entlang. Alles ist schattig durch die riesige Palmen und Bananenpflanzen. Es ähnelt mehr einem botanischen Garten als einem Dorf. Die Einwohner schützen ihre Privatsphäre mit verschlossenen Türen und Fenstern und großen „privat"-Schildern an den Haus- und Hofeingängen vor allzu aufdringlichen Menschen mit Kameras. Über eine Stunde wandern wir in dem Dorf umher, bevor wir uns auf einer etwas abgelegenen Straße, die uns durch kleine Dörfer führt, zu unserem nächsten Ziel für diesen Tag aufmachen. In jedem Dorf, selbst in dem hintersten, durch das wir bislang gefahren sind, stehen teilweise wunderschöne Häuser in einem hier sehr eigenen Baustil. Die meisten sind sehr gepflegt und aufgeräumt, mit ihren verspiegelten Scheiben sehen sie fast verlassen aus. Man sieht, dass es den Menschen in diesem Land gut geht. Hinter dem Dorf Rawdah winden wir uns auf extrem staubiger und teilweise extrem steiler Piste den Berg hinauf. Wir passieren einige Dörfer und staunen immer wieder in welcher kargen Umgebung sich die Menschen ansiedeln. Die Ausblicke die sich auf dieser Strecke immer wieder ergeben sind spektakulär. Wir haben das Gefühl auf dem Dach Omans zu fahren. Im Hintergrund sehen wir bis Nizwa und Al Hamra, wir sehen die Gipfel des Jebel Shams und auf der anderen Seite zum Greifen nahe das Saiq Plateau. Dazwischen immer wieder tiefe Schluchten, tiefe Wadis. Einfach fantastisch. Am Ende der Strecke als es wirklich nicht mehr weitergeht sind wir am Dorf Qiyut angekommen. Das Dorf scheint verlassen zu sein, ganz sicher sind wir uns allerdings nicht. Zu Fuß passieren wir das Dorf, überqueren ein kleines Wadi und wandern auf großen Steinplatten ein Plateau entlang, bis wir einen fantastischen Blick in das Wadi Tanuf und hinüber zu den Dörfern auf dem Saiq Plateau haben. So fesselnd diese Landschaft auch ist, es ist spät geworden und wir wollen noch einen Schlafplatz suchen. Hier oben haben wir nicht wirklich einen geeigneten Platz gesehen, also machen wir uns auf den Rückweg. Erst hinunter merken wir, wie steil die Piste wirklich ist. Nur im Schritttempo zuckeln und ruckeln wir hinunter. Vor dem Dorf Mibat finden wir was wir suchen, ein kleines Plateau mit einem wunderschönen Bick in alle Richtungen. Die letzten 13 km bremsen wir uns in 1,5 Stunden im Staub de Straße nach unten und steuern Wadi Tanuf an. Ein breites Flussbett folgend fahren wir in eine Schlucht ein. Das Wadi Tanuf biegt irgendwann links ab und ist dort nicht mehr befahrbar, Wadi Qashan allerdings, die Richtung rechter Hand kann noch ein paar Kilometer bis zu einem kleinen Parkplatz und den Gärten vor dem Ort Al Far weiter befahren werden. Die Schlucht wird immer enger. Wir machen uns erst mal gemütlich Mittagessen bevor wir uns zur Wanderung in das Wadi Qashan aufmachen. Der Weg geht zunächst gemütlich in Richtung Dorf, das man durchqueren muss um von dort hinunter in das Wadi zu gelangen. Die Schlucht wird immer enger, senkrechte Felswände über uns. Die Steine, über die wir klettern müssen werden immer größer. Irgendwann stehen wir vor einem Pool, der die ganze Breite der Schlucht einnimmt. Wir nicht feig, Hosen hochgekrempelt und rein in das kühle Nass. Mit so viel Wasser hatten wir nicht gerechnet und haben auch kein Badezeug dabei. Klaus geht weiter, bis er bis zur Brust im tiefen Wasser bei einem nächsten Steinkoloss, der ihm den Weg versperrt, angekommen ist. Wir geben auf und kehren um, der Weg zurück ist nicht weniger beschwerlich. Für diese Eskapade ist es bereits zu spät.
Am Rückweg machen wir noch einen Abstecher in die Ruinenstadt Tanuf. Bei einem Luftangriff wurde der Ort bei einem Luftangriff im Jebel Akhdar Krieg 1959 völlig verwüstet und nicht wieder aufgebaut, seitdem verfallen diese Lehmmauern zunehmen und bilden skurrile Formen. Die Menschen bauten daneben eine neue Stadt.
Jetzt aber schnell nach Nizwa, wir sollten vor dem Dunkelwerden noch dort ankommen. Dort findet jeden Freitagmorgen ein großer Tiermarkt statt und den wollen wir uns nicht entgehen lassen.





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