Reisebericht Botswana Teil II - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Botswana


Der unerschlossene Südwesten

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Teil I >  Mamuno - Ghanzi                         01.04. - 26.04.2016                         2.387 km.

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Es ist der 31. März und unser Namibia Visum endet heute. Die letzten Tage in Windhoek verlaufen ziemlich hektisch und so ganz anders als geplant. Daher besser der Reihe nach.
 
Ganz kurzfristig haben wir uns mit einigen guten Freunden aus Deutschland getroffen, die zurzeit hier in Windhoek sind. Michael, der versucht seinen Landcruiser für eine weitere Reise in Namibia startklar zu bekommen. Leonie und Matze, die hierher verschifft haben und bereits seit Monaten im südlichen Afrika reisen und Conny und Tommy, die von Europa die Westküste entlang hierher gefahren sind. Alle haben viel zu erzählen und so treffen wir uns mehrmals zu feuchtfröhlichen Abenden. Zu unseren illustren Runden gesellen sich auch immer andere Reisende dazu, die nicht weniger interessante Geschichten zu erzählen haben.
Ein paar Tage vor Abfahrt, wir sind dabei alles startklar zu machen, aus dem Haus wieder in unseren LKW einzuziehen, bricht unser Wasserfilter, den wir als Erstfilter zum Betanken benutzen. Eine Reparatur ist nicht möglich, er muss ersetzt werden. Dann gibt der SD-Karten-Leser an Klaus Handy den Geist auf. Also das Handy zur Reparatur bringen. Unser kleiner Mietwagen schaltet eines Morgens auf Notprogramm um und will nicht mehr als 2000 Umdrehungen leisten. Also müssen wir damit in die Werkstatt. Und zu guter Letzt versagt einer unserer Kühlschränke den Dienst, er kühlt nicht mehr. Wir brauchen einen neuen Kompressor samt Kühleinheit. Und die Lauferei durch Windhoek geht los. Das alles 3 Tage vor Ablauf des Visums.
Wir hetzen uns ab, fahren von Pontius zu Pilatus, doch wie so oft im Leben bekommen wir alles geregelt. Am Tag der Abfahrt um 11:00 Uhr können wir unseren reparierten Kühlschrank abholen. Na also! Jetzt noch einbauen, alles „fahrfest“ einpacken und verstauen, duschen und ab geht’s.
Es ist 16:00, endlich sitzen wir im Auto, ein wenig erschöpft aber glücklich, dass es endlich wieder losgeht. Wir verabschieden uns noch von Kerstin und Thomas und machen uns nach mehr als 3 Monaten Sesshaftigkeit in Windhoek wieder auf Tour.
 
Auf sehr guter Teerstraße kommen wir zügig voran. Doch 20 km vor der Grenze piepst unser Reifenmonitor. Wir haben einen platten Reifen. Der etwa 5cm lange Riss in der inneren Seitenwange ist schnell gefunden. Das auch noch, ausgerechnet jetzt! Es passt zu den letzten Tagen in Namibia. Mit dreimal Luft aufpumpen retten wir uns an die Grenze, wir müssen ja heute noch aus dem Land.
Der Grenzübergang bei Buitepos, Namibia bzw. Mamuno, Botswana läuft gänzlich ohne Schwierigkeiten ab. Die dauertelefonierende Dame an der Namibia Ausreise hat es nicht einmal gestört, dass unser Visum um einen Tag überzogen war. Lächelnd und quatschend drückt sie den Ausreisestempel 31.03. direkt neben das Visumsende 30.03. und wünscht gute Reise.

Auf Botswanaseite werden wir begrüßt wie an einem Stand einer Tourismus Messe. Ob wir denn schon einmal in diesem tollen Land gewesen seien, frägt uns die kleine zierliche Frau und drückt uns außer dem Einreisestempel gleich noch eine CD über Botswana und eine Broschüre in die Hand.
 
Es ist 23:00 Uhr als wir durch das Tor fahren. Wir sind in Botswana, jetzt haben wir wieder Zeit. Direkt vor der Zufahrt stellen wir uns auf den Parkplatz, sichern den LKW auf dem Wagenheber, essen noch eine Kleinigkeit und gehen todmüde zu Bett.

                                                  


Im ersten Ort nach der Grenze, Charles Hill, einer kleinen Streusiedlung mit Tankstelle (kein ATM, kein Shop) lassen wir den Reifen reparieren. Geld konnten wir uns ein wenig an der Tankstelle besorgen, in dem wir anderer Leute Tankrechnung mit Kreditkarte bezahlen und im Gegenzug das Geld erhalten.

Jetzt kann es losgehen! Richtung Süden führt eine breite Schotterstraße durch scheinbar unbewohntes Gebiet lediglich ein paar kleine Dörfer mit neuen Häusern gibt es ab und zu. Diese „Dörfer“ sind das Ergebnis der Umsiedlungspolitik der Buschleute durch die Regierung. Im Verlauf der Reise werden wir ähnliche Umstände noch öfter sehen. Im Grunde ist die Strecke langweilig, Dornbusch und Akazien wechseln sich ab, hin und wieder ist ein Esel auf dem Weg. Wenn wir jedoch Menschen sehen, dann winken und lachen sie uns zu. Wir sind wieder in Afrika! Deutlich spürt man, dass die Menschen offensichtlich keine Probleme mit der Apartheidpolitik hatten. Sie sind zumeist sehr aufgeschlossen und selbstbewusst.

Hinter der kleinen Siedlung Ngwatle endet dann auch die gute Piste, übrig bleiben zwei ausgefahrene Sandspuren quer durch die „Western Woodlands“. Keine Menschenseele ist mehr zu sehen, vereinzelt ein paar Kühe, die das hohe Gras genießen. Die Regenzeit hat alles ringsum zum Blühen und Grünen gebracht. Wir befinden uns in einem Jagdgebiet, eine Pufferzone vor dem großen Kgalagadi Transfrontier Nationalpark. Hin und wieder sehen wir ein paar Springböcke und Kuh-Antilopen.
Und dann wieder – dieses eigenartige Geräusch! Tsch-tsch-tsch - immer im Takt der Reifenumdrehung, und es wird immer lauter. Wir haben schon wieder ein Loch im Reifen! Es ist derselbe Reifen, den wir haben reparieren lassen. Wir stehen im Gestrüpp auf 2 tiefen Sandspuren, die Situation ist gerade sehr ungünstig!

Mit x-mal Aufpumpen retten wir uns aus dem tiefen Sand und dem tiefen Gras in eine 20 km weiterliegende Salzpfanne auf einen kleinen Fleck steinigen Untergrundes. Hier wechseln wir den Reifen. So kommen wir am nächsten Morgen unbeschadet nach Hukuntsi, der Distrikthauptstadt, eine große Streusiedlung ohne Charme und ohne Struktur. Hier bringen wir erst einmal unser „Reifenchaos“ wieder in Ordnung. Der neue Ersatzreifen vom Dach kommt auf die Felge des kaputten Reifens und wird hinten links montiert. Das Ersatzrad, auch mit einem neuen Reifen, wird hinten rechts montiert. Somit haben wir zwei neue Reifen auf der Hinterachse. Der abgefahrene Reifen von hinten rechts wird jetzt unser Ersatzrad und der kaputte Reifen wird erneut repariert und kommt als Notreserve aufs Dach. Alles klar?

Auch in diesem Ort gibt es keinen ATM, und wir machen wieder unsere Aktionen an der Tankstelle. Noch ein wenig frisches Obst und Gemüse eingekauft und ab geht’s, gerüstet für die nächsten Tage ohne Versorgung, in den Kgalagadi Transfrontier Nationalpark. Durch tiefe Sandpisten steuern wir den Ostteil des Parks, die Mabuasehube Region, an. Vom Ranger am Eingangstor erfahren wir, dass es die letzten Wochen viel geregnet hat. Wir staunen nicht schlecht, als wir erfahren, was wir nicht zu hoffen gewagt hatten: Der Eintritt inkl. Camping in diesen äußerst beliebten Park kostet für uns beide 8 Euro (!)! Super!! Wir buchen erst einmal vier Nächte und schlagen uns auf engen Wegen durchs Dornengestrüpp. Gleich am ersten Tag können wir zwei junge männliche Löwen beobachten, die in der Mittagszeit genüsslich im Gras liegen.

Während die Camps auf Südafrika Seite eingezäunt sind und einfache Versorgung bieten, gibt es auf Botswana Seite maximal einen Sonnenschutz. Die Camps sind so weit auseinander, dass man durchaus das Gefühl hat, gänzlich alleine in dieser Wildnis zu sein. Nach drei Tagen „Abgeschiedenheit“ machen wir uns auf in Richtung Südafrika. Der Nationalpark ist grenzübergreifend und man muss keine Passkontrollen durchlaufen.



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Unsere erste Erfahrung in Nossob, dem ersten Camp auf Südafrikanischer Seite: Angeblich sind die Camps voll, ohne Reservierung geht hier gar nichts! Alle Camps auf südafrikanischer Seite sind auf Monate ausgebucht. Wir erhalten für eine Nacht einen „Reserveplatz“ und haben Glück, für die zweite Nacht ziehen wir um zu Dave und Jeanet. Die beiden kommen aus Johannisburg und laden uns völlig unkompliziert ein, ihren Campingplatz mit uns zu teilen, was aufgrund der Größe problemlos möglich ist. So lernen wir uns kennen und haben einen kurzweiligen Abend miteinander. Als wir am nächsten Tag nach Twee Rivieren aufbrechen, verabreden wir uns für das Camp in Mata Mata und sie versprechen uns, dass wir dort ebenfalls den Platz mit ihnen teilen können.

Auf dem Weg nach dem südlichsten der Camps im „Kgalagadi“, nach Twee Rivieren, begegnen uns drei große Löwinnen auf der Straße. Das ist natürlich immer wieder ein Erlebnis und wir lassen uns Zeit die Tiere, die so völlig gewohnt an Fahrzeuge auf der Straße marschieren und immer wieder im Schatten liegen bleiben, zu beobachten.
Das Hauptquartier der Südafrikanischen Parkverwaltung nutzen wir um zu tanken, etwas Obst und Tomaten einzukaufen, mehr gibt es ohnehin nicht, und Wäsche zu waschen. Wir gönnen uns an einem Abend den Luxus des Restaurants und wir buchen Campingplätze für unseren weiteren Aufenthalt in der nördlichsten Region auf Botswana Seite. Vorausbuchen, etwas sehr Ungewöhnliches für uns. Auch hier lernen wir wieder nette Leute kennen, Hetti und Kobus, Weinbauern aus der Kap Region, die uns gleich mal zur Weinprobe einladen und interessant von ihrem Land erzählen.
Nach zwei Tagen machen wir uns auf nach Mata-Mata. Es ist das Camp im Nordwesten, das zugleich der Grenzübergang nach Namibia ist. Leider sehen wir nichts Besonderes auf dem Weg. Die Tiere finden überall Nahrung und Wasser und haben keine Notwendigkeit an die Wasserstellen zu kommen.

Bis wir auf eine Gruppe Fahrzeuge stoßen. Ein Mann mit riesigem Objektiv, bringt uns ins Bild. Ein Leopard sei im Feld. Und schon sehen wir sie. Eine junge etwa 2,5 Jahre alte Leopardin, dünn ist sie. Schleichend, nach Futter suchend, bewegt sie sich voran in Richtung der Straße. Sie huscht um die Fahrzeuge herum, die Gegendüne hinauf und wieder herunter, immer wieder legt sie sich in den Schatten, um dann zurück auf die Straße zu kommen. Schön ist sie! Schon geht das Gerangel der Fahrzeuge um den besten Blick, das beste Foto los. Wir haben da schon einen großen Vorteil, aus unserem Fahrerhaus sehen wir exklusiv.

Dann, einen kurzen Blick vorausschauend, nimmt sie einen Baum in Augenschein, auf dem sich ein riesiges Webervogelnest befindet, einen Meter neben unserem Beifahrerfenster. Mit wenigen Zügen klettert sie gewandt senkrecht nach oben. Wir können sie nicht mehr sehen. Doch plötzlich nehmen wir ein Plumpsen und ein Rütteln unseres LKW’s wahr. Sie ist aus dem Nest auf unser Dach gefallen! Der Leopard ist auf unserem Fahrzeug! Und wir können es nicht sehen! Die Menschen in den Autos um uns herum knipsen wie wild. Klaus lugt vorsichtig aus dem Fenster nach oben, im gleichen Moment schaut die junge Leopardin nach unten in sein Gesicht. Wir spüren wie unruhig sie hin und her läuft. Die schwarze Fläche der Solarpanele müsste ziemlich aufgeheizt sein. Die Katze auf dem heißen LKW-Dach!

Erst nach einiger Zeit verlässt sie das Dach nach hinten über die Motorradkiste und erholt sich, heftig atmend und ganz geschafft von ihrem Abenteuer, langgestreckt unter dem LKW. Erst nach einer Zeit macht sie sich wieder auf zurück in das Feld, weiter auf der Suche nach Beute. Was für ein Erlebnis!. Das scheint es tatsächlich nicht so oft zu sehen zu geben.

Natürlich bitten wir die Menschen um uns herum, uns ihre Fotos zuzuschicken. Ein Paar aus George, Genie und Tienie, ist gleich in Mata Mata bereit, uns ihre SD Card zu geben. Tolle Bilder, wir sind begeistert.



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Es ist lange her, dass wir hier in diesem Camp waren, es hat sich sehr verändert, es ist viel größer geworden. Man darf zu Fuß die Grenze überqueren und in einem Farmladen auf namibischer Seite einkaufen. Natürlich nutzen wir das, um hervorragendes Springbockfilet und Biltong zu kaufen. Auch haben wir hier Zugriff auf das namibische Telefonnetz und können endlich mal wieder unsere Emails checken und ein paar Dinge erledigen.

Viele der Südafrikaner sind sehr nett und sehr interessiert an uns. Immer wieder werden wir angesprochen. Wir lernen viele interessante Menschen mit ihren Geschichten und ihren Erfahrungen kennen. Wir sitzen zusammen, erzählen immer wieder aufs Neue unsere Geschichte und beantworten viele Fragen. So ergeben sich viele Kontakte, von denen sich einige sogar vertiefen lassen. Manche laden uns auch ein, sie zu besuchen, wenn wir in die Gegend kommen. Sie meinen es wirklich ernst. Selten haben wir so offene und zugängliche Menschen kennengelernt!

Wir verabschieden uns und verlassen die Zivilisation der südafrikanischen Camps erneut in Richtung Botswana. Dort erwarten uns wieder tiefsandige enge Spuren und nicht eingezäunte „Campingplätze“, ohne Wasser und ohne Toilette, eben nichts, nur Wildnis, Natur pur! Genau so lieben wir es. Sechs Tage bleiben wir in dem Gebiet, das sich Kaa nennt. Völlig alleine, in sechs Tagen sehen wir zwei Fahrzeuge, genießen wir es, Zeit zu haben und in unseren Hängematten zu liegen und zu lesen. Nachts hören wir hin und wieder Löwen und Hyänen schreien, ansonsten passiert nichts.

Nach insgesamt drei Wochen verlassen wir den KTP im äußersten Nordosten. Mit einem Schnitt von 20km/h schaukeln wir auf der welligen Piste zurück in die Zivilisation nach Hukuntsi. Wüsste man nicht, dass man den Park verlassen hat, an der Landschaft oder an der Tierwelt könnte man es nicht festmachen. Weite Grasebenen mit vielen Akazienbäumen wechseln sich ab mit kleineren und größeren Salzpfannen. Es ist ein touristisch völlig unerschlossenes Gebiet. Hier sollte man nur mit genügend Wasser, Treibstoff und Nahrungsmittel herfahren. Hilfe kann man hier nicht erwarten. Immer noch ist es tagsüber sehr heiß, wir messen 33 Grad doch nachts kühlt es angenehm auf ca. 14 Grad ab. Der Winter steht vor der Türe.
Die drei Wochen im Park sind wir 1.290 km gefahren, haben 608 Liter Diesel verbraucht, dies entspricht einem Durchschnittsverbrauch von 47,13 ltr/100km. Tiefer Sand schluckt.



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