Reisebericht Angola
Teil II - Die Landesmitte
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Teil II > Binga Bay - Cabo Ledo/Mangais 24.07. - 25.08.2017 2.198 km
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Die Stadt Benguela überrascht uns positiv. Zum einen, weil wir es nicht so schmutzig erleben wie Lubango, zum anderen weil es einer „ordentlichen“ Stadt vergleichbar ist. Die ganze Stadt ist geschmückt mit, im Wind wehenden, Fahnen, Angola ist voll im Wahlkampf. Im August wird ein neuer Präsident gewählt. Das Ergebnis steht zwar bereits fest, doch gewählt werden muss trotzdem. Wir passieren große Industriegebiete, ein (fast) neues Fußballstadion, den Flughafen, neue Bürogebäude, viele allerdings leer stehend. Im Hintergrund liegen die einfachen Häuser der normalen Bevölkerung.
Wir halten uns nicht weiter in Benguela auf und fahren weiter in die Nachbarstadt Lobito, einem der wichtigsten Häfen im Land. Auch hier empfangen uns abbröckelnde Häuserfassaden an ehemals kolonialen Prachtbauten, Zeugen aus einer anderen Zeit stehen zwischen modernen Geschäfts- und Bürogebäuden und ganz viel leerstehenden Gebäuden. Dazwischen Wohnblocks und offizielle Gebäude, deren Entstehen während einer sozialistischen Epoche sehr erkennbar ist. Auch diese Stadt wirkt lange nicht so schmutzig wie Lubango, wirkt aufgeräumter.
Das Zulu Restaurant gilt unter Reisenden als eine Art Treffpunkt, dort wollen wir hin. Wir fragen Louis, dem Besitzer, ob wir am Strand übernachten können. Doch er ist nicht davon abzubringen von uns pro Nacht 10 US$ zu verlangen, angeblich hat er mit zu vielen Reisenden schlechte Erfahrungen gemacht. 10US$ nur dafür, dass wir neben dem Restaurant am Strand stehen können?
In der Alfa Bar, die ebenfalls zum Zulu Restaurant gehört, nehmen wir zunächst mal Kontakt mit Mario auf. Mario ist ein Freund von Varito und Präsident des Angolanischen Landcruiser Clubs, zudem besitzt er in Lobito einen Reifenhandel. Er kommt zu uns in die Alfa Bar. Mario gelingt es, Louis davon abzubringen, von uns diese 10US$ zu verlangen. Wir dürfen bleiben solange wir wollen, kostenlos. Wow, super! Gemeinsam fahren wir zurück ins Zulu Restaurant und stoßen auf diesen Erfolg mit einem Bierchen an.
Mario, so scheint es, kennt hier jeden und alles. Noch am selben Abend kontaktiert er seinen Freund, Feliciano, von der Immigrationsbehörde „SME“, der sich auch kurze Zeit darauf in der Zulu Bar einfindet, um unsere Pässe zu checken und eine Visaverlängerung zu besprechen.
Am nächsten Morgen treffen wir, in fast schon konspirativer Manier, einen Vorgesetzten von Feliciano in Marios Werkstatt. Pässe, Passkopien, Fotos und €60 Euro in einem Umschlag liegen bereit. Mario und er formulieren noch einen Brief am PC und der Beantragungsprozess für das Verlängern des Visums ist erledigt. Alles ohne lästige notarielle Beglaubigung, ohne Antragsformular, ohne Unterschrift.
Jetzt können wir uns in Ruhe unserem defekten Reifen widmen. Mario’s Sohn fährt mit uns in eine LKW Reifenbude, um die Reparatur zu klären. Doch, welch ein Mist, die Winde unserer Motorradbox funktioniert nicht mehr. Sie dreht leer durch. Und hinter unserer Motorradbox hängt der Ersatzreifen. Das bedeutet Planänderung, zurück auf den Platz beim Zulu Restaurant, Winde ausbauen und reparieren. Klaus liegt den Rest des Nachmittags unter dem LKW. Welche Freude!
Am Abend meldet sich Feliciano und entschuldigt sich dafür, dass unser Visum noch nicht unterschrieben ist. Sein Chef war wegen anderer Verpflichtungen unterwegs.
Die Reifenreparatur war dann doch einfacher als gedacht und wir sind froh, dass wir den Reifen erhalten konnten. In Angola einen neuen dieser Art zu bekommen, wäre wahrscheinlich aussichtlos. Zufrieden treffen wir uns mit Mario und seiner Frau zum Abendessen, bevor Mario am nächsten Morgen nach Luanda aufbricht. Wir verbringen noch einen Tag am Strand und kümmern uns um so profane Dinge wie Wäsche waschen und „Haushalt“. Das Visum, bzw. die Pässe mit dem neuen Visum werden Freitagnachmittag frei Haus geliefert. Was für ein Service!
Durch weite Industriegebiete rund um Lobito und dann Benguela verlassen wir die feuchte Gegend am Atlantik in Richtung Hochland.
Auch hier wird die Misere des Landes deutlich. Es schaut so aus, dass das Land auf einem ganz guten Weg war, doch jetzt alles stagniert. Immer wieder fahren wir an Rohbauten vorbei, leerstehenden Neubauten, sowie Bauprojekten jeglicher Art. Ist das Geld ausgegangen? Vieles ist dem Verfall preisgegeben, bereits wieder zugewachsen und überwuchert.
Durch karges, steiniges Buschland windet sich die Teerstraße langsam nach oben, vorbei an wenigen armseligen Behausungen, tausenden Baobabs, Aloen und Kakteen, die sich in bizarren Formen aus der buschigen Landschaft erheben. Wir sind mitten in der ariden Trockenheit des Südens und noch lange nicht in den tropischen Gebieten des Nordens. In den Straßengräben lagert der Schrott der letzten Jahre, verunfallte Autos, LKWs Container, Busse und auch Panzer und sonstiges Kriegsgerät. An den verblichenen Farben und am Zustand ist gut zu erkennen, dass auch vieles Hinterlassenschaften aus den Kriegsjahren sind. Alles Verwertbare hat schnell neue Besitzer gefunden, der Schrott bleibt liegen. Schrott ist Müll und Müll hat keinen Wert.
Langsam verändert sich die Landschaft, riesige Granitinselberge tauchen auf und es wird fruchtbarer. Wir sind im Gebiet der Ovimbundus, einem der ältesten Stämme Angolas. Seit Jahrhunderten leben sie in dieser Region, betreiben Landwirtschaft und Viehzucht.
Immer wieder überqueren wir eine neu gemachte Eisenbahntrasse, die den Hafen mit den östlichen Provinzen im Landesinneren verbindet. Rauch liegt in der Luft, von der häufigen Holzkohleproduktion und dem üblichen Brandroden der Felder. In den Ortschaften finden Wahlveranstaltungen statt. Jede Kappe, jedes T-Shirt sichert eine Stimme. Große Eukalyptuswälder, Mangobäume und Kaffeeanbau, prägen die Region rund um Ganda, eine fruchtbare mit vielen Flussläufen durchzogene Gegend. Vor dem langen Krieg war Angola eines der größten Kaffeeanbaugebiete Afrikas. Ob es je wieder soweit kommen wird bzw. kommen kann?
Die Schlafplatzsuche gestaltet sich schwierig, nirgends gehen von der Hauptstraße Seitenstraßen oder Wege ab. Es bliebe uns nur entweder direkt an der Hauptstraße oder in einem Ort zu übernachten. Beides nicht so wirklich unsere Option. Doch wir werden erhört. Eine kleine Wallfahrtskirche auf einem Hügel in der Nähe von Huambo mit tollem Weitblick über das Land ist für heute unser Ziel.
Huambo, mit seinen vielen, in dem üblichen rosa gehaltenen, Regierungsgebäuden, ist trotz seiner Größe eine relativ aufgeräumte Stadt. Die Stadt besitzt historische Bedeutung, zum einen der traurigen Tatsache geschuldet, dass der von US Präsident Reagan unterstützte Kriegsantreiber und Rebell Savimbi hier seinen Wohnsitz hatte, zum anderen weil Huambo immer schon Königsstadt der Ovimbundus war. Und, unter den Portugiesen sollte Nova Lisboa, wie Huambo genannte wurde, Luanda als Hauptstadt ablösen. Heute ist die Stadt von dieser Bedeutung weit entfernt.
Wir verlassen die Stadt in Richtung Norden nach Bailundo, der eigentlichen „Königsstadt“. 2012 fand hier die letzte Krönungszeremonie statt. Wieder ist die Luft dunstig vom vielen Brandroden. Eine unerwartet gute Teerstraße bringt uns durch das hügelige Land, immer wieder vorbei an den Lehmziegelsiedlungen der Bevölkerung. Kinder spielen vor den Häusern, laufen den mit Schnüren zusammengewickelten Plastiktütenbällen hinterher. Hin und wieder bieten Frauen am Straßenrand Kartoffeln oder grüne Tomaten an. Das Angebot scheint spärlich, das braune dürre Gras steht hoch, lediglich die Bananenstauden tragen Früchte. Und immer wieder sehen wir verrostete Panzer in den Feldern liegen.
Ab Balucinga, dort wo die Hauptstraße von Kuito kreuzt, ist dann plötzlich alles anders. Die Straße gespickt mit tiefen Schlaglöchern, teilweise sehr tief und quer über die Fahrbahn. Beschleunigen ist nicht mehr möglich. Irgendwann verlieren sich auch noch die restlichen, spärlichen Teerflecken in tiefen Löchern und ausgefahrenen Gräben. Lediglich im Schritttempo schaukeln wir voran. Und wir haben noch ca. 180km vor uns.
In 4,5 Stunden schaffen wir ganze 57 km! In der kleinen Stadt, Mussende wird es kurzzeitig besser. Doch bereits nach 8 km hinter der Stadt geht die Schei… von vorne los. Zugegebenermaßen genervt halten wir an einem kleinen Steinbruch, um zu übernachten. Und wenn wir dachten es kann nicht schlimmer kommen, haben wir uns getäuscht. Am nächsten Tag wird der Straßenzustand noch übler, die Löcher noch tiefer, die Straße schmaler. Es ist mit Sicherheit eine der schlechtesten Strecken, die wir bisher gefahren sind. Und es nervt tierisch! Auch landschaftlich gibt es nichts mehr zusehen, dichtes hohes Gras, verkokelte Bäume, nur hin und wieder die fröhlichen, neugierigen Gesichter der Köhlerfamilien, die hier im Busch leben.
Endlich erreichen wir die Stadt Malanje, wo wir nach dem Überqueren der Brücke des breiten Rio Kwanza endlich auf die gute Teerstraße treffen. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ist sehr geschäftstüchtig. Doch auch hier sieht man viele Bauruinen, viele leerstehende Häuser und Geschäfte. Die Armut der Menschen macht sprachlos. Gestern erst haben wir zum ersten Mal Pumpbrunnen an der Strecke gesehen.
Wir kaufen auf dem großen Markt ein, das Angebot ist übersichtlich. Im Grunde bieten alle Frauen dasselbe an, Tomaten, Kartoffeln, Zwiebel, Paprika, Chili. Eine Gurke oder eine Aubergine ist schon etwas Besonderes. Das Obstangebot beschränkt sich auf Bananen.
Sogar hier in der Stadt haben viele kein fließendes Wasser, die Haushalte werden an zentralen Wasserstellen versorgt. Toiletten gibt es in den meisten Häusern ebenso nicht. Folglich sehen wir sehr oft Menschen in eindeutigen Positionen auf Feldern oder am Straßenrand sitzen und ihre Notdurft verrichten, selbst in der Stadt, am Straßenrand oder an Bushaltestellen.
Mit diesen Eindrücken fahren wir weiter zu den Calandula Wasserfällen. Freunde von Mario, Lena und ihr Mann Francisco, haben ein ehemaliges, total zugewachsenes und verfallenes, Hotel direkt gegenüber den Fällen wieder saniert und renoviert. Auf dem 6000ha großen Gelände soll ein Resort entstehen, mit Bungalows, Golfplatz, Pferden und einer große Schweinezucht. Schweinefleisch ist Mangelware in Angola und wird derzeit für teures Geld importiert. Dieses „Pousada“ war einst ein Touristenmagnet und so soll es wieder werden. Die Mannschaft hat in den letzten 3,5 Monaten Phantastisches geleistet.
Am Wochenende erwartet Lena Freunde aus Luanda zu Besuch und wir sind herzlich eingeladen, zu bleiben und dabei zu sein. Auch Lenas Angebot, die Waschmaschine nutzen zu dürfen, nehmen wir dankbar an. So lernen wir am Abend unter anderem den Energieminister des Landes mit seiner Frau und seinen Freunden kennen.
Angola braucht dringend Investoren, Menschen, wie Lena und Francisco, die hier zur Elite gehören. Dieses Land ist in sehr weiten Gebieten noch richtig kaputt. Doch wer von außerhalb würde in so ein korruptes System investieren?
Weite Teile, insbesondere den Osten, können wir aus zeitlichen Gründen nicht bereisen, dort sind die großen Diamanten Minen. Die Zustände, Infrastruktur, Versorgung dort müssen katastrophal sein. Unter anderem auch deshalb, weil der Nordosten an das Bürgerkriegsgebiet der Demokratischen Republik Kongo (DRC) angrenzt und viele Flüchtlinge Schutz und Einkommen auf der anderen Seite suchen.
Und ganz im Osten entlang dem Sambesi, bei den Lunde-Tschokwes, die wir schon in Westsambia besucht hatten, gibt es kaum noch Straßen. Überhaupt ist die schlechte Infrastruktur Angolas Hauptproblem. Straßen, wenn denn welche existieren, sind bis auf wenige Ausnahmen im Westteil des Landes, in einem katastrophalen Zustand. Viele Menschen sind ohne Wasserversorgung. Brunnen sind Mangelware, und das in einem der wasserreichsten Länder Afrikas.
Wir hätten so viele Fragen an den Energieminister Senior Borges, doch er ist privat zu Besuch mit seiner hochschwangeren Frau, so ergeben sich andere Themen. Gerade hat er, sozusagen auf dem Weg hierher nach Calandula einen Staudamm, ein großes Wasserprojekt eröffnet und er lädt uns ein, dieses zu besichtigen.
Nach drei tollen Tagen verlassen wir Lena und Francisco und ihr „Pousada Calandula“ mit einer Verabredung in der Tasche, uns auf ihrem Golfplatz in Mangais, in der Nähe von Luanda wieder zu sehen.
Die Menschen in Angola sind fantastisch. Sie gehen das Leben bei all der Armut mit Gelassenheit und Fröhlichkeit an. Glück definiert sich nach völlig anderen Maßstäben. Das Lachen der Menschen ist ansteckend und voller Herzlichkeit, Natürlichkeit. Auch auf den Märkten haben wir nie das Gefühl übervorteilt zu werden. Wir bezahlen trotz unserer weißen Haut dieselben Preise.
Die „schwarzen Steine“, die großen „Pedras Negras“ liegen im Dunst, als wir am Nachmittag vorbei kommen. Es sind mächtige Steingebilde mitten im angolanischen Busch. Aufgrund von Moos- und Algenschichten ändern die riesigen Felsen ihre Farben im Sonnenlicht und die Einheimischen sagen ihnen eine mystische Kraft nach, die wir nicht so recht spüren können. In jedem Fall aber sind sie ein ungewöhnlicher Anblick.
Weiter geht es, vorbei an einigen Zuckerrohrplantagen mit entsprechenden Produktionsstätten, der Einladung des Energieministers folgend, zum neuen Wasserkraftwerk in Lauca.
Als wir dort ankommen, werden wir bei voller Verpflegung im Gästehaus untergebracht. Es ist eine wirklich große Baustelle, 9000 Mitarbeiter arbeiteten hier zu Spitzenzeiten. Gerade wurde die erste Turbine in Betrieb genommen, fünf weitere Folgen. In dem Projekt sind auch eine deutsche und eine österreichische Firma involviert und einer der deutschen Kollegen kommt aus Heidenheim. Wie klein die Welt doch ist. Einen Tag werden wir durch, über und in die gesamte Baustelle geführt. Wir steigen in das Innere der Rotoren, erleben das Aufsetzen eines Generators auf dem Rotor, sehen wie die Staumauer mit Beton ausgegossen wird. Es ist ein sehr interessanter, grandioser Tag und wir lernen tolle junge Menschen kennen, die unter nicht immer einfachen Bedingungen und Gegebenheiten weitab jeglicher Städte oder Abwechslung in dem Lager leben. Vielen Dank an das ganze Team für die offene und herzliche Aufnahme – und einen ganz besonderen Dank an den Herrn Energieminister Borges für die Einladung. Mit der Gewissheit neue Freunde gefunden zu haben, verabschieden wir uns. Mehr dazu hier
Die Hochspannungsleitung, die wir von der Straße aus sehen, begleitet uns ein langes Stück, bis wir von der Hauptstraße abbiegen und auf einer schmalen Naturstraße durch eine wunderschöne hügelige Landschaft und ein sehr fruchtbares Gebiet fahren. Inmitten dieser Beschaulichkeit direkt am Rio Kwanza, wird ein neues Diamantengebiet erschlossen. Die Felder sind abgesteckt und die Wachposten platziert. Wir halten uns nicht auf, gibt ohnehin nichts zu sehen, und fahren weiter in die Berge.
Landschaftlich wunderschön, durch dichten tropischen Wald mit Bambus, Palmen und Bananenstauden. Die Piste ist sehr eng und sehr ausgewaschen, eine anstrengende, aber wunderschöne Strecke. Immer wieder passieren wir kleine Weiler und Felder mit Maniok und vielen Affenbrotbäumen. So erreichen wir den kleinen Ort Cabuta. Hier liegt eine der größten Kaffeeplantagen des Landes. Heute ist die Plantage nur noch ein Schatten des einstigen Wohlstandes. Die Kaffeeproduktion wurde fast, die angeschlossene Palmölfabrikation ganz eingestellt. Es ist traurig. Leider lässt man uns auf dem Gelände der Kaffeefarm, zu dem auch ein kleines Hotel gehört, nicht übernachten. Wir weichen aus an die ehemalige Palmölfabrik.
Die Besichtigung der Kaffeeplantage ist frustrierend, die Maschinen gebaut in 2004, verstauben und verrotten, die Plantage überwuchert, es wird nur noch marginal produziert. Im Lager stehen noch ein paar Kisten Kaffee und wir können tatsächlich davon welchen kaufen. Er ist übrigens sehr lecker.
Wenn hier jemand investieren würde? Eine Gründungstafel weist auf den Deutschen Max Kronheimer hin. Ein stolzes Herrenhaus, etwas entfernt von den Plantagen gelegen, lässt die gute Zeit erahnen, als Angola noch wichtiger Kaffeeproduzent war. Einige Familien leben auf dem Gelände, es scheint als passten sie auf, bis der Besitzer wieder kommt.
Wir machen uns weiter auf den Weg durch diese wunderschöne Bergregion, auf einer, von der letzten Regenzeit sehr ausgewaschenen Piste, immer vorbei an ärmlichsten Lehmziegel-Behausungen. In der Region rund um Calula, wo wir wieder auf die Überbleibsel einer Teerstraße treffen, gibt es mehrere Kaffeeanbaugebiete, die auch noch betrieben werden.
Auf einer im Wiederaufbau befindlichen Palmölplantage, der Fazenda Tabango, finden wir einen Übernachtungsplatz. Nach Auskunft des Wachmannes gehört diese Farm dem Chef der Nationalversammlung. Tja, und das ist genau das Problem des Landes. Die führenden Herrschaften haben die Filetstücke unter sich aufgeteilt und kassieren den Profit. Was bleibt denn da noch für die normale Bevölkerung?
Auf einem „abenteuerlichen Fleckerlteppich von Teerstraße“ setzen wir unsere Fahrt in Richtung Dondo fort, wo wir auf die Hauptverbindungsstrasse nach Luanda treffen. Diese Hauptverbindung ist in einem katastrophalen Zustand. Da hilft auch der schöne Anblick der tausend Affenbrotbäume nicht darüber hinweg.
Wir verlassen die Hauptstraße, um auf einer kurvenreichen, durch dicht bewachsenen Urwald führenden Straße in Richtung Süden zu fahren, nicht direkt nach Luanda, sondern an den Atlantik nach Cabo Ledo, dem Surfstrand Angolas. Unterwegs wird „Bushmeat“, Affen und Antilopen, am Straßenrand angeboten, tausende Baobabs und Kandelaber Kakteen säumen den Straßenrand. Dass wir auf dieser Route Angolas besten Nationalpark „Kissama“ durchqueren, merken wir nicht einmal, keinerlei Hinweise deuten daraufhin.
Etwa 80km südlich von Luanda treffen wir auf die Nord-Süd Verbindung am Atlantik, hier liegt Cabo Ledo, ein beliebtes Ausflugsziel der Städter, mit einem schönen breiten Sandstrand und kristallklarem Wasser. Gezwungenermaßen verbringen wir ein paar Tage hier. Wir liegen beide mit einer veritablen Erkältung, Fieber und Gliederschmerzen im Bett. Nur ganz langsam fangen wir an, wieder Strandspaziergänge zu machen.
Eines Nachmittags, wir dösen gerade vor uns hin, hält ein Wagen direkt neben uns. Ein Mann steigt aus. Was will der von uns? Doch schnell erkennen wir unseren Freund Dio aus Lubango. Er hatte in Luanda zu tun und ist auf dem Weg nach Benguela, und legte bei seinem Freund Paolo einen Zwischenstopp ein. Paolo ist der Besitzer von der Lodge „Carpe Diem“ in Cabo Ledo und von dem Strandabschnitt an dem wir stehen.
Dio wird begleitet von Daniel, er ist Portugiese und lebt seit 15 Jahren in Angola. Auch Daniel ist ein Freund von Paulo und arbeitet sehr eng mit ihm zusammen. Außerdem leitet er Steinbrüche für den Straßenbau quer durch das Land. Was für eine Überraschung! Wir begleiten die beiden in die wunderschöne Lodge „Carpe Diem“ auf der anderen Seite der Bucht. Bei einigen Bierchen und einem leckeren Oktopus Reistopf feiern wir zudem Daniels Geburtstag.
Wir verabreden uns noch zu einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen bevor Dio seine Fahrt nach Lobito weiter aufnimmt und wir zu unseren Freunden Lena und Francisco aufbrechen. Die beiden besitzen in Mangais am Rio Kwanza ein Golf Resort und sind dabei es weiter auszubauen. Wir sind herzlich eingeladen in dieser fantastisch grünen Umgebung ein paar Tage zu verbringen. Leider sind die beiden noch in Calandula am Wasserfall. Das Hotel dort wurde vor ein paar Tagen offiziell eröffnet.
Für uns ist es ein idealer Ort, um unsere Erkältung endgültig auszukurieren. Wir nutzen den Pool und machen lange Spaziergänge über den Golfplatz. Am Wochenende ist der Golfplatz voll, schon morgens um 06.00 Uhr starten die ersten Spieler. Man merkt die Nähe zu Luanda, die Stadt ist nur 70km entfernt und Mangais, sowie eben auch Cabo Ledo sind die Naherholungsgebiete der Städter.
Doch wegen unserer zweiten Visaverlängerung fahren wir nach einigen Tagen zurück nach Cabo Ledo. Daniel hat einen sehr guten Freund bei der SME, der Immigration Behörde, und will uns helfen auch die zweite Visaverlängerung unkompliziert zu besorgen. Zudem steht die Präsidentschaftswahl vor der Tür und mit wem wir auch sprechen, alle raten uns davon ab, während dieser Tage nach Luanda zu fahren. Für Angola ist es erst die dritte demokratische Wahl und man weiß nicht, ob es zu Ausschreitungen kommt. Also halten wir uns besser raus und bleiben vor der Stadt.
In Cabo Ledo ist Warten angesagt. Paulo, der Besitzer von Carpe Diem hat natürlich ebenfalls sehr engen Kontakt zur örtlichen Immigrationsbehörde und so werden auch hier unsere Pässe und Anträge bei einem Frühstück im Restaurant von Senor Sardine, dem Chef der SME und Freund von Daniel höchstpersönlich abgeholt. Das Visum sollen wir in ein paar Tagen zurückerhalten. Kein Schlange stehen vor Amtsschaltern, sondern Späßchen beim morgendlichen Kaffee. Kurios ist allerdings, dass die zweite Verlängerung das Doppelte wie die erste kostet. Doch Nachfragen tut in diesen Ländern niemand, man gibt lediglich noch einen Briefumschlag zu dem Geld.
Paulo hat uns ebenfalls sehr ans Herz gelegt, nicht nach Luanda weiter zu fahren während dieser Woche der Wahl. Heute zum Beispiel, einen Tag vorher, ist „Reflection Day“. Heute haben bereits viele frei, um zu überlegen, wen sie wählen wollen und am Tag nach der Wahl muss man feiern, da ist dann auch frei. In der Stadt ist folglich nicht viel zu erleben, die Geschäfte und Behörden haben geschlossen. Und ob es friedlich bleibt, hängt stark von dem Ausgang der Wahl ab. Nach der ersten Wahl, so sagt Paulo, hatte Angola viele Jahre Bürgerkrieg. Natürlich erwartet das dieses Mal niemand, doch weiß man nie, welche Unzufriedenheit oder Erwartungen an so einem Wahltag befriedigt, bzw. nicht befriedigt werden und wie es ausschlägt.
Folglich organisieren wir ein klein wenig drum herum. Nehmen uns Zeit, um uns auszukurieren und unsere Erkältungen weg zu bekommen, recherchieren Informationen zu unserer Weiterreise und lassen auch einfach mal alle 4 gerade sein. Und wieder haben wir Zeit um erneut zurück nach Mangais zu fahren, um Lena und Francisco nochmals zu treffen. Extra zur Wahl sind sie aus Calandula hergekommen und schon wieder auf dem Sprung, diesmal nach Spanien, um bei einem Poloturnier zu zusehen. Francisco ist nebenbei auch Polospieler und züchtet Polopferde. Doch diesmal bleibt ein wenig Zeit für ein nettes Beisammensein und Gespräche.
Wir haben mit Golf bislang nichts am Hut, doch die beiden überzeugen uns, Golf wenigstens mal auszuprobieren und stellen uns einen Trainer zur Verfügung. Zunächst üben wir auf der Drivingranch die (Ab-)Schläge und später gehen wir mit einer netten Familie, die ebenfalls Anfänger sind, über den Platz.
Es macht richtig Spaß. Wir feuern uns gegenseitig an und freuen uns über jeden Ball, der annähernd so etwas wie eine Flugbahn erreicht, und auch über jedes Einlochen. Für fünf Bahnen haben wir fast 5 Stunden gebraucht. Macht nichts, eigentlich wollten wir heute nach Luanda aufbrechen, nur ein paar Schläge üben, doch mittlerweile sitzen wir bei einem kalten Bier und genießen die nette Gesellschaft. Fahren wir eben morgen.
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>> Angola- Luanda und der Norden
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BILDERGALERIEN - Angola
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