Reisebericht Angola Luanda und der Norden - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Angola


Teil III - Luanda und der Norden

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Teil III >  Cabo Ledo/Mangais - Noqui  25.08. - 24.09.2017          852 km

                 Cabinda                                  30.09. - 04.10.2017          140 km

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Die Wahl ist zum Großteil ausgezählt und es ist weitgehend ruhig geblieben. Wie erwartet hat die Partei des bisherigen Präsidenten gewonnen. So können wir uns endlich ruhigen Gewissens auf den Weg nach Luanda machen.

Wir sind gespannt, was uns in der 7 Millionen Stadt, der teuersten Stadt der Welt, erwartet. So viel Unterschiedliches haben wir schon gehört. Die Straße an der Uferlinie entlang ist gut. Bereits weit außerhalb des Stadtzentrums beginnen die einfachen Siedlungen mit den Straßenverkäufern, dazwischen immer wieder „bessere“ Häuser. Die Stadt empfängt uns mit dem üblichen Gestank und Gewusel einer Großstadt. Sie ist keine Schönheit, könnte es aber, zumindest stellenweise, durchaus werden. Vor Jahren bereits wurde in die Prachtstraße im Zentrum entlang des Ozeans investiert. Entstanden ist ein, mit Palmen gesäumter, Prachtboulevard entlang einer schönen Meeresbucht, dahinter vervollständigt eine Hochhausskyline den Anblick. Leider sind viele dieser Hochhäuser, der Wirtschaftskrise geschuldet, im Rohbau. Dazwischen stehen immer wieder schöne, teilweise sogar renovierte, Häuser aus der portugiesischen Kolonialzeit. Ganze Viertel mit neuen, schicken Wohnhäusern und Hotels stehen wie selbstverständlich neben Bretterbuden und Wellblechbaracken. Nirgendwo vorher haben wir Ähnliches gesehen. Immer wieder beschäftigt uns die Frage, wie diese Stadt funktioniert? Wer kann für ein „normales Haus“ 10.000US$ Miete bezahlen?

Bevor wir uns fest niederlassen, checken wir die neue Avenida Mall mit dem Calando Supermarkt. Doch wir dürfen mit dem LKW nicht durch die Einfahrtsschranke auf den Parkplatz. So fährt uns der Mall Direktor mit seinem Privatwagen zum nächsten Parkplatz und später mit unseren Einkäufen auch wieder zurück zum LKW. Nicht, ohne uns vorher noch auf eine Kuchenspezialität einzuladen. Was für ein toller Service!

Erst spät kommen wir im Yachthafen „Club Naval“ an. Die Besitzer haben ein Herz für Reisende und Erlauben kostenloses Parken, das Benutzen der Duschen und des Internets. Es ist der einzige Platz in Luanda, an dem man ruhigen Gewissens länger parken kann. Doch diese Nacht machen wir kein Auge zu. Von nebenan dröhnt laute Partymusik, die ganze Nacht bis morgens um 07.00 Uhr, es helfen auch keine Ohrstöpsel. Das kann ja heiter werden.

Mit verquollenen Augen treffen wir am nächsten Morgen unseren Freunde Kelse, den wir in Windhoek kennengelernt haben. Er holt uns zum Frühstück ab. Den späteren Sonntag nutzen wir, um mit dem Motorrad die Stadt zu erkunden bzw. die Botschaften der beiden Kongos ausfindig zu machen. Doch alle Angaben in den einschlägigen Internetseiten sind falsch. Ein Anruf bei der Deutschen Botschaft am nächsten Morgen hilft weiter. Beide Botschaften sind umgezogen. Die Demokratische Republik Kongo (DRC) sogar in einen, etwa 20km außerhalb des Stadtzentrums, gelegenen Stadtteil. Wieder einmal bewährt sich, dass wir unser kleines Moped dabei haben. Mit dem LKW würden wir durch den wuselnden Verkehr und die kleinen Nebenstraßen nicht so gut vom Fleck kommen.

Frohen Mutes machen wir uns auf den Weg nach Talatona, um gleich den ersten Dämpfer zu erfahren. Für Deutsche wird kein Visum ausgestellt, nur für hier Gemeldete. Wir wollen den Konsul sprechen, um unsere Situation zu schildern, hinterlassen ein Termingesuch. Auch am nächsten Tag versuchen wir freundlich aber hartnäckig zu bleiben. Doch wir hören nur das selbe, der Konsul ist nicht zu sprechen und Visum - no way!


Nach einigen Telefonaten mit der DR Kongo Botschaft in Berlin beantragen wir das Visum dort. Die Dame dort ist sehr freundlich und macht uns gute Hoffnungen, dass es auch klappen könnte, das Visum rechtzeitig hierher zu bekommen. Glücklicherweise haben wir für derartige Zwecke einen Pass in Deutschland deponiert. Alles läuft reibungslos, wir schicken den Papierkram per email nach Berlin und Klaus Schwester schickt den Pass dorthin.

Unser Freund Sebastian, den wir aus Lauca kennen, macht derweil Urlaub in Deutschland und kann unsere Post rechtzeitig nach Luanda mitbringen. So besorgen wir auch gleich unsere neuen Carnet des Passages beim ADAC. Alles scheint Bestens.

Zwischenzeitlich beschäftigen wir uns mit so spannenden Dingen wie dem Ausbohren abgebrochener Bolzen an der Motorradkiste, Erneuern von Dichtungen am Hubdach, Reinigen des Fahrerhauses, Gas tanken, Strecke recherchieren etc. etc.
Und weil wir uns gerade so richtig im Visa-Besorgungs-Modus befinden, holen wir uns auch gleich die Visa für Republik Kongo und für Gabun. Welch‘ angenehme Erfahrungen! Freundliches Lächeln und ein herzliches „Bonjour“ empfängt uns in beiden Büros. Wir erhalten auf alle unsere Fragen ausführlich Antwort und Information, was wir für die Anträge benötigen. Für die Rep. Kongo gibt es nur einen Knackpunkt, man muss den Gültigkeitstermin genau angeben, denn ab da zählt das Visum. Alles innerhalb weniger Tage abholbereit.

Zwischenzeitlich erhalten wir auch unsere Pässe von der Angolanischen Behörde mit der Visumsverlängerung zurück. Doch, oh Wunder, Klaus hat 6 Tage länger Visum bekommen als ich. Das verstehe wer will?

Die Botschaft der DR Kongo in Berlin macht einen super Job. Unsere Visa werden innerhalb nur 3 Tagen ausgestellt und zur Post gegeben und per Einschreiben zurück an Klaus Schwester geschickt. Prima, alles Bestens! Dachten wir und freuten uns schon, dass die Pässe somit rechtzeitig bei Sebastian ankommen werden. Doch, am nächsten Tag, als wir die Sendungsverfolgung nachschauen, sind die Pässe weg, verschwunden. Im Logistikzentrum Berlin Südwest wurden sie noch registriert, doch von dort nie weiter verschickt. Wir können es nicht glauben, telefonieren mit dem Kundenzentrum, überzeugen die Damen dort, dass wir uns keine 7-tägige Wartefrist bis zu einer Nachforschung leisten können, dass wir dringend unsere Pässe brauchen. Eine „Sondernachforschung“ wird gestartet, doch auch die kann Wochen dauern, heißt es.

Wir überlegen Alternativen, neue Szenarien, telefonieren erneut mit der Botschaft von DR Kongo in Berlin. Uns bleibt nur die Möglichkeit, andere Pässe von hier nach Deutschland zu schicken, ein neues Visum zu beantragen und die Pässe zurück nach Afrika schicken zu lassen. Natürlich muss ein zweites Visum auch erneut bezahlt werden. Unser Visum in Angola läuft allmählich ab, wir haben noch 10 Tage Zeit.


Wir nehmen Kontakt mit dem Büro in Lauca auf, fragen, ob jemand kurzfristig nach Deutschland fliegt. Wir haben Glück. Ein österreichischer Mitarbeiter, dessen Aufenthalt hier zu Ende ist, nimmt unsere Pässe mit nach Deutschland. Wir treffen ihn am Flughafen. Jetzt bleibt uns wieder nur zu warten. Die Visa von Republik Kongo und Gabun haben wir zwischenzeitlich abgeholt. Alles einfach, alles easy. Aus unserer Sicht ist Luanda für eine afrikanische Hauptstadt sehr sicher. Natürlich stehen überall vor allen Läden Security und Wachmänner. Doch selbst in den Vierteln rund um den Flughafen, wo Äthiopier, Eritreer, Westafrikaner usw. zusammenleben sind die Läden offen, nicht mit Gittern verrammelt, wie in ähnlichen Vierteln in Südafrika oder Namibia. Auch die Kassen in den Supermärkten haben keine Diebstahlschutzgitter. Und auch in den Wohngebieten sieht man selten Stacheldraht oder Elektrozäune. Alles ist „normal“. Wir fühlen uns nie, auch nur eine Sekunde unsicher und sind selbst nachts ab und zu mit dem Motorrad unterwegs. Angolaner sind stolze Menschen, stolz auf ihr Land und extrem freundlich und hilfsbereit.

Zurück zu unserer Visa-Odyssee. Der Pass ist in Berlin angekommen, innerhalb zwei Tagen ist das neue Visum ausgestellt, vom Botschafter unterzeichnet und per DHL Express auf dem Weg zu uns. Per WhatsApp erhalten wir Bescheid. Doch man glaubt es kaum, just an diesem Tag ruft unser Schwager an, um uns mitzuteilen, dass unsere verloren geglaubten Pässe bei ihm angekommen sind. Manchmal braucht ein Einschreiben in Deutschland halt etwas länger. Ist das zu fassen?

Doch jetzt ist es zu spät, wir brauchen den Pass aus Berlin, da unser Gabun Visum dort eingestempelt ist. Uns bleibt nur, die Daumen zu drücken und zu warten, dass die neuen Visa einigermaßen rechtzeitig ankommen.

36 Stunden später, morgens um 07.15 Uhr klingelt das Telefon, DHL Büro Luanda, ein Brief sei zur Abholung bereit. Jetzt ist alles gut. Wir haben noch 4 Tage um bis zur Grenze zu fahren, das reicht. Das ganze Theater hat uns zwei miese Wochen und 290 Euro gekostet. Jetzt noch packen, ein paar Dinge einkaufen, Wassertanks füllen und los geht es.
Vorbei am großen Hafengebiet, an den riesigen Öllagern vorbei, durch Staub und Dreck in die Industrie- und Wohngebiete auf der anderen Seite von Luanda. Wir wollen raus aus der Stadt, haben die Schnauze voll von Discomusik und Stadtlärm, wollen einfach mal wieder gut schlafen. So nett und hilfsbereit die Leute hier sind, für einen Langzeitaufenthalt ist Club Naval u.E. nicht geeignet.

Man kann nur schätzen, wie viele „Schiffsleichen“ an dem Strand vor Barro do Dande liegen. Die Schiffe werden hierher zum Verrotten gebracht, sozusagen ein Schrottplatz im Meer. Die Straße nach Norden ist gut, wir nehmen die Abkürzung in das Dorf Barro do Dande, um dem vielen Verkehr auf der Hauptstraße auszuweichen.

Die Fahrt ist nicht sehr aufregend. Die Häuser bzw. Hütten am Wegesrand sind noch kleiner und einfacher geworden, auf die Lehmziegelhäuser folgen die Buschgras bzw. die Holzhütten. Das Angebot an „Bushmeat“ wird mehr, für uns im Vorbeifahren ist jedoch schwer zu erkennen was da genau am Straßenrand hängt. In dieser buschigen Region ist die Besiedlung spärlich, ganz selten sehen wir ein Maniokfeld dazwischen.

Bei Nzeto verlassen wir die Küste in Richtung Landesinnere. Wir kommen gut voran und kaum, dass wir es merken hat sich Vegetation geändert. Hohe Bäume, dichte Büsche und es ist größtenteils saftig grün. Die letzte größere Stadt in Angola, Mbanza-Congo, spielte im Unabhängigkeitskrieg eine wichtige Rolle. Eine der wichtigsten und tödlichsten Schlachten fand hier statt. Etliche unscheinbare Friedhöfe entlang der Straße sind stumme Zeugen dieser furchtbaren Zeit. Es ist eine, so scheint es, sich stets erweiternde Stadt, ohne wirklichen Kern. Von hier sind es nur noch wenige Kilometer in den DR Kongo und man sieht diese Nähe den Gesichtern der Menschen an. Das ehemalige Königreich Kongo reichte bis hierhin nach Angola.

Wir tanken nochmals voll, es ist die letzte Tankstelle auf Angolaseite. Dunkle Wolken am Himmel verheißen nichts Gutes. Wir wissen, die Regenzeit steht vor der Türe.

Wir rätseln immer noch welchen Grenzübergang wir nehmen sollen. Wir entscheiden uns letztendlich für den kurvenreichen Weg nach Matadi, der uns durch eine schöne hügelige Landschaft führt, die für die immer schlechter werdende Straße entschädigt, ebenso wie die vielen freundlichen Menschen, deren „Amica oder Amico“ Rufe uns in den Ohren klingen. Auch der ständig nach oben zeigende Daumen der Menschen, der so typisch ist in Angola, begleitet uns bis zur Grenze.

Sehr bald endet die, bis auf wenige Ausnahmen, gute Teerstraße und wird zu einer, drücken wir es mal freundlich aus, echt afrikanischen Piste. Wir holpern und schaukeln in Richtung der Grenzstadt Noqui. Feinster Pudersand steckt in jeder Ritze, nicht nur am LKW.

An einer Abfahrt müssen wir warten. Man sagt uns, dass sich unten in einer Kurve 15 LKW mit Überseecontainern stauen, weil einer von ihnen, die Steigung nicht bewältigen kann. Es dauert einige Zeit bis dieser von einem anderen LKW eher brachial hochgezerrt ist und daraufhin alle anderen 14 den Berg mit Vollgas hinter sich bringen können.

Kurz bevor es dunkel wird, wir sind schon auf Suche nach einem Platz für die Nacht, treffen wir an einer Steigung auf drei Kieslaster. Zwei von ihnen stecken fest und ein dritter ist dabei, einen davon zu bergen. Einer davon hängt hier bereits seit 3 Tagen. Flehend bitten sie uns um Hilfe. Wie soll das denn gehen? Sollen wir mit unseren 12 Tonnen diese vollbeladenen 36 Tonnen Monster den Berg hinaufschleppen? Natürlich helfen wir! Und, es klappt.

Als wir den Trucks zu deren Schlafplatz nach Noqui folgen, ist es bereits stockdunkel. Vor den Häusern brennen kleine Feuerchen, die Menschen sitzen dort zusammen. Hat jemand einen Fernseher, dann versammelt sich die Menschenmenge um dieses Haus.

Erst am nächsten Morgen, und zwar sehr früh, erkennen wir wo wir gelandet sind. Wir stehen direkt im Ort Noqui, am Fluss Kongo auf einem großen Fußballplatz neben einer Kirche. Es ist 06.00 Uhr morgens und das Fußballtraining beginnt. Darum werden wir nachdrücklich gebeten, unser Fahrzeug um zu parken. Die Linien müssen neu gezogen werden, es ist Sonntag, das Spiel beginnt bald. Ab 07.00 Uhr hält es im Bett sowieso niemand mehr aus. In der Kirche spielt eine Band in einer dröhnenden Lautstärke, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Die Trucks von letzter Nacht verlassen hupend und winkend einer nach dem anderen den Parkplatz in Richtung Grenze DR Kongo. Und wir ganz schnell hinterher. Nichts wie weg hier!


Nach dem Transit durch den DR Kongo erreichen wir die letzte angolanische Provinz Cabinda. Sie begrüßt uns mit einer guten Teerstraße und Müll, wie soll es in Angola anders sein. Den DR Kongo fanden wir sauberer. Doch Cabinda ist für uns ja auch nur Durchgangsstation.

Wir fahren in die gleichnamige Stadt, wo wir an der katholischen Mission stehen können. Pfarrer Futi ist ein netter, lustiger Mensch und meint nur: „Bleibt solange ihr wollt“. Völlig unbehelligt stehen wir neben der Kirche und lauschen morgens und abends den Gesängen der Chöre.

Im nahegelegenen Supermarkt erledigen wir noch ein paar Einkäufe, bevor wir uns auf den Weg machen, auch Angola endgültig adieu zu sagen.
Vorbei an den Öllagern der ausländischen Firmen, abgeschirmt mit aufwändigen Sicherheitsanlagen fahren wir nordwärts. Aus der winzigen Enklave Cabinda kommt der größte Teil des Erdöls Angolas. Vor der Ölkrise waren es angeblich allein von hier 900.000 Barrel zum Marktwert von 45 Millionen US Dollar am Tag. Dabei ist Cabinda die ärmste Provinz Angolas. Von den Öl-Dollars kommt hier so gut wie nichts an. Das und auch, dass sich viele Menschen in Cabinda vom Mutterland im Stich gelassen und ausgebeutet sehen, hat dazu geführt, dass Rebellenaktivitäten im Gange sind sich abspalten zu wollen. Erst vor kurzem kam es daher wieder zu Unruhen.

Wir bekommen davon nichts mit, genießen die perfekte Straße und staunen über die vielen, mit edlen Baumstämmen beladenen Holztransporte. Je weiter wir nördlich kommen, umso dichter und grüner wird die Vegetation. Der Himmel ist Wolken verhangen, doch immer wieder kommen Sonnenstrahlen durch. An einem der vielen Polizeiposten in einem kleinen Dorf übernachten wir ein letztes Mal in Angola. Sofort sind wir von lachenden neugierigen Kindern umzingelt. Und auch der Dorfvorsteher, der Soba, kommt auf einen Handschlag und gibt uns sein offizielles OK. Wir werden diese freundlichen Menschen vermissen.

Der Grenzübertritt in Massabi ist auf beiden Seiten schnell erledigt und so sind wir mittags bereits in der Republik Kongo.

Adeus Angola, tudo de bom!



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    >> DR Kongo - Transit durch den Westen

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BILDERGALERIEN - Angola

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