Österreich bis Montenegro
Österreich - Slowenien - Kroatien - Bosnien - Montenegro
16.08. - 10.09.2011
Die ersten Wochen …..
Mittlerweile sind einige Wochen vergangen seit wir in Deutschland gestartet sind. Ganz langsam haben wir es angehen lassen. Wir sind gemütlich ins Salzburger Land gefahren, haben uns in Ruhe Hallstatt und den Dachstein angeschaut. Wir haben zwei Nächte in Graz verbracht, bevor wir über einen kleinen Grenzübergang, über das Flüsschen Mur, nach Slowenien gefahren sind.
Seitdem sind wir in den Balkanländern unterwegs. Es gibt immer noch Momente in denen wir denken - im Urlaub zu sein. Nein - wir sind auf unserer ersten Reise!
Kroatien
Da wir früher schon öfter in Kroatien, im ehemaligen Jugoslawien, unterwegs waren, entscheiden wir uns diesmal Kroatien sozusagen "von hinten" von Nord-Osten her "aufzurollen". Wir fahren Richtung "Pupuk Nationalpark". Dabei kommen wir quer durch die ehemaligen Kriegsgebiete. Von dieser traurigen Zeit gibt es hier noch viel zu sehen. Natürlich ist die Aufbruchstimmung zu spüren. Viele Ortschaften sind komplett neu gebaut. Alles in Ziegelbau, liebevoll mit Blumen geschmückt. Allerdings meinen wir, fast nur Senioren zu sehen, ältere Menschen, es sind kaum junge Leute auf den Strassen.
Die jetzigen Jungen waren damals noch Kinder, die Alten mit ihren von der Sonne gegerbten Gesichtern, sind noch älter geworden und plagen sich erneut, alles wieder aufzubauen. Die jetzigen Kinder kennen es nicht anders, die wachsen hier mit den heutigen Gegebenheiten auf.
Viele Häuser sind außen nicht verputzt. Wir fragen uns, was die Menschen hier vom Aufschwung Europas mitkriegen. Der Tourismus, wie an der Küste, ist hier nicht zu erkennen. Hier leben die Leute wohl von Landwirtschaft, hauptsächlich aber für die Eigenversorgung. Stehen mal ältere Häuser in den Reihen dazwischen, dann sieht man Einschüsse in den Hauswänden, in den Jalousien, die Leute leben weiter darin, haben teilweise die Löcher auch nur ausgespachtelt. Der Putz fällt weiter ab. In manchen Orten sehen wir Häuser mit ganzen Einschussreihen, insbesondere in der Nähe der Ortschaft Dulcovac. Und immer wieder sehen wir außerhalb der Ortschaften große Friedhöfe, neue Friedhöfe.
Bei diesen Bildern kommen die Erinnerungen hoch, an die Reportagen, die wir im Fernsehen über den schrecklichen Bürgerkrieg gesehen haben, der noch gar nicht solange her ist. Es schleicht sich so was wie Betroffenheit ein - schweigend sitzen wir nebeneinander. Krieg, weswegen? Wer hat angefangen? Warum? Wir wissen es nicht mehr.
Vom "Pupuk Nationalpark" fahren wir weiter. Wir wollen den Fluss "Save" entlang. Europas Dorf mit den meisten Storchennestern besuchen - Cipok. Wir kommen immer weiter in die ehemaligen Kriegsgebiete, die Zerstörungen an den Häusern werden immer schlimmer - teilweise sehen wir Kirchen mit weggeschossenen Kirchtürmen. Es ist beklemmend. Die alten Holzhäuser auf dieser Strecke den Fluss entlang, mit ihren hohen und spitzen Giebeln, erinnern an Langhäuser in Asien. Erneut viel Landwirtschaft mit riesig großen Maisfeldern.
Irgendwie wirken die Menschen auf uns verschlmssen, sie reagieren nicht auf uns, auch wenn wir sie anlachen oder winken und versuchen Kontakt aufzunehmen, zurück kommt nur das Nötigste. Es scheint als wenn niemand von uns Fremden Notiz nimmt.
Auf der Suche nach einem Schlafplatz kommen wir durch ein Gebiet abseits der Strassen, in dem die Seitenwege gesperrt sind und immer wieder Schilder zu entziffern sind, auf denen vor Minen gewarnt wird. Ausgerechnet hier finden wir Platz in einem Dörfchen mit ca. 5 Häusern. Wir fragen vorsichtig nach, ob wir uns für eine Nacht auf eine Wiese stellen dürfen. Ein freundlicher älterer Mann zeigt uns einen "besseren" Platz. Einen Platz in dem Vorgarten eines verlassenen Hauses gleich neben seinem Haus. Dort können wir stehen gibt er uns zu verstehen. Kaum geparkt, kommt er schon mit einer Schüssel selbst angebauter Tomaten und einem Begrüßungsschnaps. Wir verstehen zwar kein Wort von dem was er spricht, aber das macht nichts, er plaudert munter drauflos und freut sich sichtlich, dass wir da sind. In der Dämmerung verabschiedet er sich höflich. Wir bleiben noch etwas draußen sitzen und sind platt von soviel Freundlichkeit.
Am nächsten Morgen, wir schlafen etwas aus, gehen wir uns verabschieden und werden gleich noch zu einem Mokka eingeladen. Natürlich haben wir ein kleines Gastgeschenk dabei für die Dame des Hauses. Die Beiden zeigen uns stolz ihren "Hof" und plaudern - einfach nett. Was die wohl alles mitgemacht haben die letzten 2 Jahrzehnte?
Bosnien
Der Grenzübergang ist völlig unproblematisch, keine übertriebene Kontrolle, sie wollen halt die Papiere und das Auto sehen und fragen, ob wir etwas zu verzollen haben.
Kyrillische Schriftzeichen auf den Wegweisern fallen uns zuerst auf, dann die Minarette. Alles schaut sehr gepflegt aus. Handel passiert mehr auf der Strasse - es hat 39 Grad im Schatten.
Auf der Strecke Banja Luka nach Jaicje fährt man schön an einem Fluss entlang, immer wieder kleine Stauseen dazwischen. Es ist landschaftlich sehr schön. Plötzlich trauen wir unseren Augen kaum! Müll in diesem Fluss! Und zwar nicht nur ein wenig sondern richtig viel, Unmengen von Plastikflaschen schwimmen in dem grünen Wasser, kilometerlang. Unglaublich! Man sieht ja schon immer wieder Müll die Böschungen hinunter gekippt, aber das hier ist der Hammer!
Nach einer Übernachtung in der Nähe von Donji Vakuf führt uns der Weg weiter nach Sarajevo.
Es fällt uns sehr auf, dass immer mehr Müll herumliegt - das ist hier anscheinend halt so - Plastik gehört offensichtlich zum aufkeimenden Wohlstand.
Vor Sarajevo der Ort Travnik - hier holen uns die Kriegszeichen wieder ein. Granatlöcher in den Häusern, große Wohnblocks nicht renoviert - überall Einschusslöcher - ziemlich runter gekommen. Dann Sarajevo eine Stadt der Gegensätze - hier haben wir das Gefühl die verschiedenen Kulturen leben friedlich zusammen. Sehr viele junge, gestylte Menschen, junge Männer, große Sonnenbrillen tragend, durchtrainiert, als wären sie gerade einer "Muckibude" entsprungen, dazwischen viele Menschen traditionell muslimisch gekleidet, Frauen mit Kopftuch und langen Kleidern. Viele Straßencafes, ebenso alles sehr "stylish" und modern. Offensichtlich achtet man hier sehr auf das Äußere. Sozialistische Plattenbauten stehen neben Moscheen und Kirchen in denen die Einschusslöcher der Granaten noch zu sehen sind, neben neuen Glaspalästen und neuen Hotels. Die Stadt leckt ihre Wunden nicht mehr, die schauen nach vorne, die Renovierung ist voll im Gang - Aufschwung eben.
Wir fahren weiter nach Mostar.
Auf sehr gut ausgebauter Strasse geht es von 770m Meereshöhe hinunter nach Konjic auf 280 Meter.
Unterwegs wieder nach einem Schlafplatz suchend, fahren wir ab von der Hauptstrasse, eine kleine Straße den Canyon entlang in den kleinen Ort Dreznica. Ein kleines Dorf sehr idyllisch gelegen in den Bergen. Wir fragen Leute, die uns entgegenkommen, ob wir hier irgendwo übernachten können. Wir haben Glück. Die sprechen sehr gut Deutsch. Später stellt sich heraus, sie kommen aus Wuppertal. "Bleiben Sie stehen wo Sie wollen, das hier ist Bosnien, kein Problem. Herzlich willkommen!" Wir finden einen Platz quasi mitten im Ort, an einem Flusslauf, das ist der einzige Ort neben dem Sportplatz der für uns gut zugänglich ist. Super! Die Menschen in den Gärten an den Häusern schauen und grüßen freundlich. "Nema Problema"!
Am nächsten Morgen geht es weiter nach Mostar. Wieder hat es 39 Grad im Schatten und strahlenden Sonnenschein. Mostar begeistert uns sehr. Wunderschön, dass, aber auch wie, hier alles wieder aufgebaut wurde, die alte Brücke und die Altstadt. Hier soll ja alles zerbombt gewesen sein. Wir schlendern durch die Altstadt, über die Brücke, wir besichtigen eine sehr alte Moschee aus dem 16ten Jahrhundert. Natürlich ist hier alles auf Touristen ausgerichtet, warum auch nicht. Immerhin ist die Stadt in die Liste der Unesco Weltkulturerbe aufgenommen worden. Die Bevölkerung profitiert davon. Es klingt schon komisch, vor dem Krieg war Mostar wahrscheinlich nicht so bekannt wie jetzt nach dem Wiederaufbau. Zwischen all dem Wiederaufgebauten sieht man immer noch Ruinen - ausgebrannte Häuser fast in jeder Größe, die dem Zerfall überlassen wurden.
Wir gehen noch einkaufen und fahren wieder weiter, über die Berge eine kleine Straße Richtung Sikori Brijeg wieder nach Kroatien. Wir wollen endlich ans Meer.
Insgesamt haben wir den Eindruck, dass wir in Bosnien nicht auffallen. Keiner beachtet uns sonderlich, sie lassen uns einfach sein. Natürlich schauen die Leute, aber sie gaffen nicht und sind auch nicht neugierig, wenn wir irgendwo stehen bleiben, sehr freundlich und natürlich.
An der Küste wieder in:
Kroatien
sieht die Sache natürlich schon wieder anders aus. Hier ist es touristisch durch und durch. Frei irgendwo stehen und übernachten ist hier nicht. Es ist zum einen verboten und zum andern schier nicht möglich. Und hier an der Küste ist es in diesem Zeitraum Ende August noch richtig voll. Die letzten Ferienwochen in Deutschland und Österreich sind noch zu spüren.
Also suchen wir einen Campingplatz aber auch das ist für uns nicht so einfach. Wir, d.h. unser "Shumba" sind zu groß bzw. zu hoch. Als es bereits dämmert erkennen wir einen "Beach-Parkplatz" für Badegäste - der scheint geeignet. Nach einigem Verhandeln dürfen wir hier stehen. Ein Traum! Keine fünf Meter vom Wasser entfernt.
Am Abend verlassen die Badegäste das Terrain und plötzlich sind wir ganz alleine, direkt am Meer. Am nächsten Morgen kommen die, meist einheimischen, Badegäste natürlich wieder. Aber was soll's, wir wollen schließlich ja auch in und ans Wasser. Wir bleiben noch eine Nacht - das ist einfach schön hier. Entspannung pur.
Wir wollten ja am Meer ein paar Tage "Urlaub" machen - so richtig entspannen. Jeden Tag fahren ist ja auch irgendwie anstrengend. Wir entscheiden uns für die Insel Peljesan. Ab Ploce geht eine Fähre, die werden wir nehmen. Die Küste hier im Süden Kroatiens ist wirklich wunderschön. Alles sehr gepflegt, viele Blumen, vieles neu bebaut, die Ortschaften alle auf Touristen eingerichtet. Teilweise sehen wir Schilder mit "Zimmer pro Person 10,- €". Gemütlich kommen wir voran, keine Hetze, immer weiter weg von der Betriebsamkeit, die uns zuhause im Griff hatte.
Das Entsorgen des Abwassers gestaltet sich etwas schwieriger. Wir wollen unser Altwasser nicht irgendwo hin kippen, haben große Hemmungen. Wiederbetanken mit Frischwasser dagegen ist kein Problem. In Ploce bekommen wir unseren Tank bei der örtlichen Feuerwehr voll gemacht.
Die haben wenigstens den richtigen Wasserdruck im Hydranten. Das freut uns und für die Männer ist das auch ein wenig Abwechslung.
Auf Peljesac einen Schlafplatz zu finden ist schwierig. Die Insel ist sehr bewachsen und hat auch viel unzugängliche Steilküste. Die Campingplätze sind ehrlich gesagt nicht der Hit. Schon spät und etwas genervt vom Suchen kommen wir per Zufall in Loviste im äußersten Norden der Insel an ein Restaurant für Segler.
Wunderschön in einer Bucht gelegen, sehr ruhig - hier führt nur eine kleine Schotterstrasse hin, draußen in der Bucht schöne Segelyachten vor Anker. Die Gäste kommen vom Wasser, - hier im Hof dürfen wir stehen - einzige Bedingung wir müssen hier essen. Das sollte kein Problem sein - wir haben ohnehin Hunger und so sparen wir uns heute das Kochen.
Am nächsten Tag geht's zurück in den südlichen Teil der Insel. Vielleicht haben wir ja dort Glück und finden ein nettes Plätzchen für
ein paar Tage Erholung. Auf unserer Karte sehen wir eine hübsche kleine Strasse, die uns eventuell zu einem schönen Stellplatz führen könnte. Als wir jedoch dahin kommen entpuppt sich diese Strasse, denn immerhin ist sie geteert, als eine Strasse, die gerade mal einen Meter breiter ist als unser LKW und in X Serpentinen von einem Berg nach unten zum Wasser führt. In keiner dieser Serpentinen können wir in einem Zug um die Kurve kommen, in jeder müssen wir vor und zurück manövrieren, dann erst geht es weiter.
Und als wir an einem parkenden Fahrzeug nicht mehr vorbei kommen, beschließen wir den Rest des Weges in das kleine Fischerdorf per pedes zu erkunden. Gott sei Dank, denn dort hätten wir nur schwer eine Möglichkeit zum Wenden gefunden. Stellplatz jedenfalls war für uns dort keiner vorhanden. Wir fahren teilweise zurück und sehen ein Hinweisschild auf halber Strecke in die Richtung nach oben "3 Tonnen" - Ups ! Wir haben etwas mehr als das 3-fache. Auf einem Waldweg biegen wir ab und orientieren uns in Richtung eines auf der Karte eingezeichneten Campingplatzes. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig. In einem abgelegenen sehr ruhigen Ort namens Brijesta gibt es tatsächlich einen Campingplatz. Sehr sauber und gepflegt, und kaum noch Gäste. Hier bleiben wir. Wir machen hier unsere Wäsche und was sonst noch so zu erledigen ist.
Nach 3 Nächten fahren wir weiter nach Dubrovnik. Diese Stadt reizt mich schon sehr lange. Ein riesiges Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen und hinter einem Hügel liegt sie nun, die schöne Altstadt von Dubrovnik. Eigentlich haben wir vor auf den Campingplatz der Stadt zu fahren. Aber als wir den sehen und dann noch die Preise hören, € 45,--/Nacht, fahren wir weiter. Irgendwo in der Umgebung wird es schon einen kleinen schönen, schnuckeligen und günstigeren Stellplatz geben. Wir finden, weiter in Richtung Süden, in Plat einen einfachen, sauberen Platz der uns nur € 14.- kostet.
Zwar auch nicht direkt am Wasser - ein paar Treppen muss man hinunter laufen, aber sehr schön gelegen, mit einer kleinen Taverne in der Bucht. Hier gefällt es uns. Wir packen zum ersten Mal unser Motorrad runter, fahren am Abend die zehn Kilometer nach Dubrovnik und lassen uns treiben. Tagsüber am Meer, abends in der Stadt, was will man mehr. Ein Bierchen aus der Flasche - an einem der vielen Brunnen auf einem Platz vor einem 5 Sterne Hotel - wir genießen es, nicht an diesem Trubel teilnehmen zu müssen. In den Restaurants, die übrigens alle sehr gut aussehen, stehen die Tische dicht an dicht, und werden mit Sicherheit mehrmals am Abend besetzt. Wir genießen einfach die Ruhe auf unserem Platz.
Mit dem Motorrad haben wir auch die Gelegenheit etwas die Umgebung von Dubrovnik zu erkunden. Wir fahren auf den Aussichtsberg, auf den auch eine Gondel führt. Oben natürlich wieder ein exklusives Lokal in dem "man" seinen Sun-Downer einnimmt.
In einer alten Festung befindet sich ein Museum über die Zerstörung und den Häuserkampf während des Krieges in Dubrovnik. Wir sind zu spät am Abend - leider, es soll sehr interessant sein.
Unser Ausflug führt uns auch in die "Nobel-/Villengegend" von Dubrovnik ans Südende der Stadt. Wunderschöne mediterrane Häuser mit Terrassen und Blick auf die Sonnenuntergänge und die Altstadt. Und gerade in dieser Ecke stand bis zum Krieg das beste Hotel der Stadt, Hotel Belvedere. Ein riesiges Gebäude, verschmiert mit Graffities. Während des Krieges, so erzählt uns ein Mann, ist es total ausgebrannt und zerstört worden.
Es gehört mehreren Besitzern, aber diese werden sich über die weitere Verwendung des Komplexes nicht einig. Das Grundstück alleine muss ein Vermögen wert sein.
Nach fünf Tagen Ruhe wollen wir weiter. Aber gerade an unserem letzten Tag wird Klaus von der Polizei vom morgendlich Brot holen "heimgebracht". 1000,-- Kuna (ca. €140,--) für Fahren ohne Helm. Auch wenn es nur ein paar Kurven waren, die Herren sind unerbittlich. Ärgerlich, aber was soll's, schon passiert, und sie haben ja recht! Das Wetter ist wieder traumhaft - bis heute hatten wir nur einmal Regen - in der Nacht - kann es schöner sein?
Auf unserem Weg von Dubrovnik kommend fahren wir ein kurzes Stück durch Bosnien um dann nach:
Montenegro
zu wechseln. Es ist ein relativ großer und moderner Übergang. Man hat uns vor den Grenzübergängen nach Montenegro gewarnt und dass man hier gerne "Sonntagsgeld" machen würde. Das können wir ganz und gar nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil. Die Abfertigung in Vilusi geht wie am Schnürchen. Alle sind nett und freundlich und für die Umweltplakette bezahlen wir ganze € 10,--. Das ist die Rate für PKW's, Wohnmobil kostet € 30.- und für Fahrzeuge unserer Größe werden auch gerne mal € 80.- und mehr verlangt. Glück gehabt. Wir kleben sie ein und fahren weiter.
In der ersten größeren Stadt stellen wir mit Erstaunen fest, dass Montenegro den Euro als Währung hat. Wir wussten das nicht. Warum gerade Montenegro? Dieses kleine Land? Wir gehen Einkaufen und sind komplett überrascht als wir in einen Supermarkt kommen, der ein tolles Angebot hat und einen Service bietet, den wir in anderen Ländern noch nicht festgestellt haben: Hier werden die Einkaufswagen sogar geleert, die Ware auf das Band gelegt, in die Kasse getippt und am Ende wird eingepackt. Dafür sind 3 Damen pro Kasse beschäftigt.
In Niksic halten wir bei einem "Gomisteri". Wir haben seit einiger Zeit einen langen Nagel im Reifen, der sollte entfernt werden. Wir selbst haben ihn vorsichtshalber nicht angerührt, wer weiß wie weit der drin steckt. Und wir hatten recht. Kaum haben die Männer den Nagel mit der Zange entfernt, geht auch schon die Luft aus dem Reifen. Aber kein Problem mit Händen und Füßen erklärt der nette junge Mann, dass man innen im Reifen einen Flecken anbringt und der Reifen dann wieder in Ordnung ist. Gesagt getan - wir kommen auch sofort dran, obwohl es bereits kurx vor 18 Uhr ist. Innerhalb einer dreiviertel Stunde ist der Reifen runter, geflickt und wieder drauf - die machen echt gute Arbeit. Das ganze kostet uns € 15.--.
Wir sind schon spät dran - wieder heißt es Schlafplatz suchen. Die Strasse führt immer höher in die Berge. Auf einer Art Hochebene sehen wir nur noch einige Bauernhäuser verstreut stehen und Schafherden. Wir fahren einen Schotterweg ab und dieser führt uns zu einem Schafgehege. Den Schäfer, der gerade seine Tiere zusammen treibt, fragen wir, ob wir auf diesem Grund übernachten dürfen. Nema Problema - er zeigt in die Landschaft, wir können stehen wo wir wollen, und erklärt uns noch sehr ausführlich, dass er gestern ein Schaf verloren hat. Ein Wolf hätte es gerissen und bindet während er erzählt seine großen starken Hunde an das Gehege fest - hoffentlich fest - die schauen nicht aus, als wären sie sehr freundlich auf uns zu sprechen.
Am nächsten Morgen werden wir mit einem Schulterklopfen und einem festen Händedruck verabschiedet. Wir waren einfach willkommen und hat uns einfach sein lassen, ohne Neugier - einfach Jedem das Seine.
Gemütlich geht es weiter bergauf, Richtung Savnik. Im Nationalpark Durmitor sieht man so richtig, dass das Land im Aufbau ist. Hier im Skigebiet werden Bungalows und Hütten gebaut, jede Menge.
Es wird schon Nachfrage geben. Die Häuschen sind teilweise richtig aufwändig und edel gestaltet. Wir fahren weiter Richtung Tara-Schlucht. Eine Landschaft wie in Oberbayern begleitet uns. Und dann stehen wir vor einer wunderschönen alten Brücke. Eine Rundbogen-Konstruktion über eine tiefe Schlucht, darunter fließt ein Flüsschen.
Man hatte uns schon gesagt, dass es wenig geregnet hat diesen Sommer und dass in den Flüssen wenig Wasser ist. Hier sieht man es deutlich. Wir fahren den Fluss Tara entlang. In einer Schlucht folgen wir später dann dem Fluss Morica. Wir bedauern, dass wir nicht im Durmitor gehalten haben und wandern gegangen sind. Hier in der Schlucht finden wir nur schwer einen Schlafplatz. Tatsächlich geht dann ein Arbeitsweg nach unten zum Fluss. Hier wird Schotter ausgehoben und anscheinend sind jetzt Ferien, aber hier können wir stehen, direkt am Wasser in der Schlucht, auch nicht schlecht.
Am nächsten Morgen finden wir "Free-Wifi" an einer Tankstelle. Wir erledigen einige Dinge im InterNet. Ist schon klasse heutzutage, wie schnell und problemlos das mittlerweile funktioniert.
Über Podgorica geht es weiter an den Skhodra See. Wir haben gelesen wie wunderschön es da sein soll und uns eine Route ausgesucht, den See an der Küste entlang zu befahren. Als wir nach dem Weg fragen, schaut man uns etwas mitleidig an und meint, dass das mit unserem Fahrzeug nicht zu befahren ginge. Die Straße sei zu klein, zu gefährlich für LKWs. Wir versuchen es trotzdem - passieren ein max. 5 Tonnen Schild und befinden uns auf einer kleinen, immerhin geteerten, allerdings mit vielen Schlaglöchern ausgestatteten, Küstenstrasse. Wir passen gerade so drauf. Es gibt immer wieder Ausweichstellen und solange die Bergüberhänge nicht zu niedrig sind, sollten wir kein Problem haben. Langsam geht es vorwärts in Richtung Levico. Ein traumhafter Ausblick über den See, die Küste entlang, kleine Inseln im See - fantastisch.
Als es Zeit wird, an die Nacht zu denken, sehen wir einen kleinen muslimischen Ort, Murici, unten in Seenähe.
Kurzerhand biegen wir ab und fahren die Schotterstrasse hinunter. Das letzte Stück checken wir zu Fuß ab, es hängt ein Schlauch über die Strasse, da kommen wir nie durch. Ein Bewohner deutet uns: ja ja, schon richtig, immer runter zum Wasser - Nema Problema. Also probieren wir es. Natürlich bleiben wir an dem Schlauch stehen, es kommt eine junge Frau die, flink und gewandt, auf den gegenüberliegenden Misthaufen steigt und von dort den Schlauch soweit nach oben zieht, dass wir unten durchfahren können. So pragmatisch kann man ein Problem lösen, wenn man weiß, wo man hinlangen muss. Wir hätten wohl mit Stangen und aufs Auto klettern etc. unser Glück versucht. Unten am Wasser angekommen sehen wir im Grunde nur einen Parkplatz. Aber dieser wird wohl auch hin und wieder als Stellplatz vermietet, für 5 Euro die Nacht. Es ist schön hier. Wir treffen ein Hamburger Paar mit einem VW-Bus und sitzen abends gemütlich zusammen.
Am nächsten Morgen kommen Kuh und Esel zum Trinken am See vorbei, und da Sonntag ist, auch jede Menge Badegäste. Wir bleiben noch eine Nacht so idyllisch ist es hier: Kuhglocken, Enten, Esel, einheimische Fischer, die mit den Booten raus fahren - einfach herrlich. Auf der gegenüberliegenden Insel ist ein Kloster - per Schiff werden die Lebensmittel dorthin verbracht.
So schön es auch ist, es soll weiter gehen nach Albanien - die Berge können wir von hier aus schon sehen. Weiter auf der schmalen Küstenstrasse genießen wir den Ausblick und die tolle Landschaft. Montenegro war wunderschön, der Abstecher hat sich in jedem Fall gelohnt. Ein schönes Land, sehr, sehr freundliche Menschen, äußerst angenehm zu bereisen.
Die Grenze nach Albanien passieren wir wieder ohne Probleme - wir werden einfach an der Schlange vorbei gewunken - Passkontrolle, das war es. Wir sind in > Albanien.
Mehr darüber in der 2. Etappe
Tina & Klaus
Shumba - die Weltenbummler
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