Die Akrobaten von Takaungu 02.08.2014
In Kilifi an der Küste erzählt uns ein junger Backpacker von einem kleinen Dorf, abgelegen der Hauptstraße, gelegen an einem schönen Creek mit einem kleinen aber feinen Strand, das bislang dem Einfluss des Tourismus widerstanden hat. Hört sich gut an, ist aber kaum zu glauben. Anschauen kostet ja nichts.
Von der Hauptstraße in Richtung Mombasa zweigt eine gut gepflegte Erdpiste entlang vieler Palmenhaine und Maisfelder in ein Dorf ab. Das Dorf liegt an einem wunderschönen Creek, hat aber seine besten Tage schon hinter sich, einige Häuser stehen leer oder sind am verfallen. Es gibt einen kleinen Fischmarkt und eine Ruine eines ehemaligen Sklavenhauses. Während der Zeit des arabischen Sklavenhandels war Takaungu für viele schwarze Sklaven Zwischenstation auf dem Weg nach Mombasa, um dort dann auf Schiffe „verfrachtet" zu werden.
Die Menschen leben hauptsächlich von ihren Feldern und vom Fischfang. Sie sind unglaublich nett. Viele winken uns zu und grüßen uns. Und als wir nach dem Strand fragen, erklären sie uns, dass es gar kein Problem ist, dort zu übernachten. Lediglich ein paar Fischer nutzen den schönen Strand am Morgen und am Abend, um von hier auf Tauchgang zu gehen. Es ist bereits Nachmittag als wir am Strand ankommen.
Warum sind hier so viele gut aussehende und gut gebaute junge Männer?
Das Rätsel löst sich schnell auf. Sie kommen auf uns zu, sprechen uns an, heißen uns willkommen.
Es sind Akrobaten. Ungefähr 30 junge Männer im Alter zwischen 17 und 26 Jahren haben sich zusammengefunden, um „dem Leben einen Sinn zu geben". Manche von ihnen gehen noch zur Schule, einige haben die Grundschule abgeschlossen, können aber keine weiterführende Schule besuchen, weil die Eltern das Geld dafür nicht aufbringen können. Wieder andere tauchen nachts, um zu fischen und mit dem Verkauf von Fisch ihre Familien zu unterstützen.
Sie alle haben ein paar Dinge gemeinsam: Sie sind Freunde, kennen sich seit sie denken können und, sie sehen für sich (fast) keine Perspektive, aus ihrem Leben etwas zu machen, eine Ausbildung oder einen Job zu bekommen. Und da ist eine andere Gemeinsamkeit: Sie lassen sich nicht hängen. Jeden Nachmittag, von Montag bis Freitag gegen 16:00 Uhr treffen sie sich alle, um gemeinsam zu trainieren. Darüber hinaus absolvieren sie morgens oder am Wochenende auch noch Kraft- und Ausdauertraining, um ihre Körper fit zu halten.
Es sind wirkliche Akrobaten und das machen sie mit Freude, diszipliniert und äußerst talentiert. Ihre Kunststücke sind sehenswert, die Jungs haben echt was drauf. Einige von ihnen waren schon mal in Indien und Russland zu einer Show. Es ist beeindruckend den Jungs zuzuschauen! Ihre Freude, Ihr Mut ist ansteckend. Für zwei Stunden können sie so ihre Probleme vergessen.
Einen Künstlernamen haben sie schon. Die Erfahreneren sind die „Zulu Brothers" und die jüngeren nennen sich „Junior Acrobatic Takaungu". Jetzt bräuchten Sie „nur" noch einen „Manager" und einige Aufträge, am besten von Hotels aus der Umgebung. Aber die Hotels und Resorts stehen leer, die Touristen bleiben weg. Es gab zu viele Terroranschläge und Überfälle auf Touristen und auch auf die einheimische Bevölkerung an der Küste Kenias.
Dies alles erfahren wir in wirklich guten Gesprächen mit einigen der Jungs abends am Lagerfeuer oder auch tagsüber, wenn sie vorbeikommen, um zu schauen, ob mit uns alles in Ordnung ist.
Wir wünschen David Charo, Jobble, Khamis Mungoma, Kandili, Salim, Amani, Khamis, David, Tanzi, Shuku, Ganza, Kazungu und allen anderen, diesen freundlichen und engagierten jungen Männern, dass sie sich ihre Kraft, ihre Freundschaft und ihre gegenseitige Unterstützung bewahren und vor allem, dass sie nicht resignieren und nicht aufgeben.
Viel Glück für die Zukunft!
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