Reisebericht Uganda Teil III - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Uganda

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Teil III >  Katunguru - Cyanika          15.10. - 09.11.2014           617 km

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In Kyambura kommen wir ganz zufällig bei Mehdi unter. Mehdi baut direkt an der Grenze zum QENP, an einer Abbruchkante, eine kleine Lodge. Er lädt uns ein bei ihm auf dem Grundstück zu stehen. Von der Baustelle aus sehen wir nicht viel, allerdings gibt es einen wunderschönen Aussichtsplatz, von dort hat man einen herrlichen Blick über die Savanne bis zu den beiden Seen. Das Wetter ist fantastisch. Am Morgen beim Frühstück auf unserem Aussichtsplatz sehen wir neben den Elefanten sogar die schneebedeckten Gipfel des Ruwenzoris. Ein klasse Bild.
 
Der Weg nach Südwesten, nach Ishasha, führt mitten durch den Park, es ist jedoch eine öffentliche Straße, so muss man keinen Eintritt bezahlen und sieht erneut jede Menge Wildtiere. Stellenweise hat man auch einen schönen Blick auf den Edward See. Leider sehen wir die „Baumlöwen“ nicht, die es so zahlreich in dieser Ecke Ugandas geben soll. Aber was soll’s. Wir wollen ja auch weiter in den Bwindi Impenetrable National Park. Unsere erste Station soll der kleine Ort Buhoma sein. Nur auf dem Weg dorthin müssen wir wieder mal unseren Reifen reparieren. Weiter geht es durch riesige Teeplantagen und gepflegte Ortschaften. Die Gegend wird bergiger. Am Nachmittag kommen wir in Buhoma an. Hier ist das Headquarter des Nationalparks und hier wollen wir uns über die Möglichkeiten zum Gorillatrekking erkundigen.
 
Wir buchen für November, dann kostet es pro Person „nur“ noch 350 US$ statt 600 US$. Wir buchen für Rushaga. Buhoma selbst ist an Touristen gewöhnt. Jede Menge Handwerk und Aktivitäten werden dem geneigten Touristen hier angetragen. Selbstverständlich alles in „harter Währung“ und zu „Muzungu-Preisen“, aber wer will es den Menschen verübeln, wenn sie geschäftstüchtig sind und etwas auf die Beine stellen. Schließlich kommen die Einkünfte der lokalen Bevölkerung zu Gute.

                                                  


Nach zwei Nächten in Buhoma fahren wir weiter. Teilweise führt der Weg steil bergauf und bergab über viele Serpentinen durch die bergige Landschaft des Nationalparks.
 
An den Steilhängen bauen die Batwa, so heißt das hier lebende Volk, Kaffee, Tee und Bananen an. Wir haben den Eindruck, hier winken die Menschen uns noch mehr und noch herzlicher zu als bisher in Uganda. Die Fahrt ist landschaftlich ein absolutes Highlight, auch wenn es schon wieder anfängt zu tröpfeln und wir wiedermal hoffen, dass es nicht schlimmer anfängt zu regnen. Wir kommen durch Gebiete im Regenwald, in denen der Farn so groß ist, wie bei uns die Laubbäume. Alles ist dicht und undurchdringlich bewachsen und es duftet, nein, es riecht nach Wald, nach feuchtem gesunden Wald.
 
Wir verbringen die Nacht auf 2400m in Ruhija. Das Dorf liegt auf einem Bergkamm. Von hier schaut man über den Regenwald, es zieht Nebel auf und es ist kalt.
Auf, bis auf wenige Ausnahmen, guter Erdstraße fahren wir weiter durch den tollen Regenwald, kommen in die Bambuszone, wo wir die Verwüstungen der Waldelefanten sehen, die Tiere selbst aber bekommen wir nicht zu sehen. Bald erreichen wir die Teerstraße Richtung Bunyonyi See.
 
Die Felder schließen direkt an die Parkgrenze an. Der Druck auf die Region ist groß. Bevölkerungswachstum, Abholzung, Bewirtschaftung, diese Bergregion zählt zu den am dichtesten besiedelten Gebieten in Uganda überhaupt. Irgendwann in grauer Vorzeit war auch hier überall Regenwald. Die Zivilisation nimmt sich was sie braucht. An extrem steilen Hängen haken und bearbeiten die Menschen ihre Felder, es scheint ihnen mit dieser Subsistenzwirtschaft gut zu gehen. Viele Häuser sind neu.
 
Wir nehmen eine kleine Straße die uns direkt am Bunyonyi See, einer landschaftlich unglaublich schönen Strecke, entlang führt. Die Strecke ist allerdings sehr schmal und bei trockenem Wetter sicher auch kein Problem. Für uns jedoch war es unser bisher gefährlichstes Stück. Stellenweise hatten wir wirklich beide regelrecht Angst das Auto zu verlieren. Durch den vielen Regen in den letzten Tagen, rutschte teilweise der Hang ab, die Straße wurde noch enger. Wir konnten nicht passieren und die Erde musste von vielen Helfern aus den umliegenden Dörfern (natürlich gegen Entgelt) abgetragen und weggeschaufelt werden. Teilweise war auch der Straßenrand so durchweicht, dass wir die Befürchtung hatten, dass durch unser Gewicht der äußere Abhang wegen Unterspülungen nachgibt oder gar abbricht. Gottseidank ist dies nicht passiert, sondern der Boden hat oftmals „nur“ nachgegeben. Ein Scheissgefühl!
 
Dann wieder hatten wir einige sehr enge und schlammige Kurven vor uns, die wir nur mit Rangieren meistern konnten und dabei auch wieder Angst hatten abzurutschen. Kilometerlang war die Fahrerei wirklich Zentimeter Arbeit.
 
Zum Glück hat es nicht viel geregnet und wenn, dann auch nicht sehr lange. Am Abend stehen wir am Bunyonyi See im „Overlander Camp“ und es regnet. Wir bleiben ein paar Tage. Kurieren unsere Erkältung aus. Unternehmen können wir ohnehin, außer ein paar Dorfspaziergängen nicht sehr viel, da es mehr oder weniger jeden Tag regnet. Alles halb so schlimm.



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Am fünften Tag fahren wir weiter nach Kabale, der Provinzhauptstadt. Hier lassen wir endlich unseren Reifen flicken und füllen mal wieder unsere Vorräte auf. Etwa noch sechs Tage ohne gute Versorgung liegen noch vor uns. Von Kabale geht es zunächst an die Grenze zu Ruanda. Direkt hinter dem Schlagbaum, gibt es eine kleine Straße rechts ab hinauf in die Berge, direkt entlang der Grenze zu Ruanda. Auf dieser Straße umrunden wir den Bunyonyi See. Wir müssen uns ein wenig durchfragen, und wieder versteht man uns nicht so ganz. „Warum wollt ihr diese Straße fahren? Bleibt doch auf der Teerstraße, die ist viel besser und schneller!“ Aber heute ist das Wetter so schön und es hat schon drei Tage nicht geregnet, die Straße muss also gut sein. Es hat sich gelohnt, die wunderschöne Bergstrecke führt ca. 70km durch ein Hochtal wie es in Südtirol nicht schöner sein könnte.
 
Die Gegend ist sehr dicht besiedelt. Wir kommen uns vor, wie in der Landschaft einer Spielzeugeisenbahn! Auf 2.200 Meter werden an den Steilhängen Kartoffeln abgebaut. Die Leute müssen sich zum Aufsammeln nicht mal richtig bücken, so steil ist es. Die Menschen rund um den Bunyonyi See leben in Subsistenzwirtschaft. Sie ernähren sich von dem, was ihr Land hergibt und jeder versucht darüber hinaus, mit ein paar Nebeneinkünften, die der spärliche Fremdenverkehr bietet, über die Runden zu kommen. Plötzlich sehen wir den Bunyonyi See mit seinen vielen Inseln von oben. Postkartenidyll vom Feinsten!. Wunderschön und friedvoll liegt er unter uns in der Sonne. Am Abend sind wir wieder in Muko, dem Ausgangspunkt unserer Fahrt rund um diesen See.
 
In Kisoro treffen wir zufällig Mariska und Jan wieder. Wir haben die beiden Holländer, die mit ihrem DAF-Truck unterwegs sind, ja schon im August in Pangani getroffen. Unkompliziert tun wir uns zusammen und machen uns gemeinsam auf den Weg zum wunderschönen Mutanda See. Dieser einmalig gelegene See, stellt sogar den Lake Bunyonyi in den Schatten. Im Hintergrund liegen die acht Vulkane der Virunga-Gebirgskette im Grenzgebiet zwischen Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo, einer davon ist der Muhavura, der mit stolzen 4.127 Metern der dritthöchste Vulkane ist, dazu die vielen kleinen Inselchen im See. Ein grandioser Anblick.
 
Wir „logieren“ im Hof der, von Hundertwasser inspirierten, Chamäleons Lodge. Ein bunter Fleck mitten in der Landschaft. Wir sind die einzigen Gäste und so gehört uns das Kaminzimmer am Abend ganz alleine. Wir verbringen zwei kurzweilige Tage dort, bevor wir uns nach Rushaga aufmachen. Mariska und Jan fahren weiter Richtung Norden.



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Unser Weg Richtung Bwindi Nationalpark ist erneut eine richtige Herausforderung, steil, sehr eng und rutschig. Wir fahren teilweise so langsam, dass alle Anzeigen auf 0 km/h stehen. Von dem lebhaften Ort Rubugiri aus geht es noch ein ganzes Stück in die Berge nach Rushaga, dem abgelegenen Ort am Bwindi Nationalpark, von wo aus wir unser Gorilla Trekking unternehmen werden. Der Ort wurde erst 2009 von den Behörden als Ausgangspunkt zu diesen Wanderungen dazu genommen, deshalb hat es dort bislang keinerlei touristische Infrastruktur.
 
Trotzdem sind wir am Morgen zum Treffpunkt nicht alleine. Touristen und sonst Interessierte werden in Kleinbussen aus den Lodges der umliegenden Gegend zum Ausgangspunkt gebracht. Fünf Gruppen à 8 Personen werden heute auf der Suche nach habituierten, heißt an Menschen gewöhnte, Gorillas durch den Regenwald marschieren. In den Bergen des Bwindi NP gibt es noch ca. 340 der mächtigen Menschenaffen, von denen 116 an Besucher gewöhnt wurden.
Nach einem kurzen Briefing werden wir einer Gruppe zugeteilt. Jeder Teilnehmer „erhält“ einen Träger und jede Gruppe hat zwei Sucher, die mit Macheten vorausgehen, einen Guide und dazu ein bewaffneter Militär, zur Sicherheit der Gruppe. Pünktlich um 08:30 Uhr marschieren wir mit reichlich Trinkwasser in den Rucksäcken und Bergstöcken in den Händen los.
 
Die ersten Minuten geht es einen schmalen Weg entlang, schnell hinein in den dichten Urwald, wir „werden“ immer kleiner. Oder liegt es daran, dass die Gewächse immer größer werden? An den steilen Hängen wachsen mächtige Baumstämme und Farne in luftige Höhen, dazwischen ranken Lianen und andere Pflanzen. Tarzan hätte seine wahre Freude hier. Die dunkle, schwere Erde duftet würzig, modrig und manchmal auch nach süßlicher Verwesung. Der Pfad ist schmal, stellenweise matschig. Das Landschaftserlebnis ist grandios.
 
Es geht bergauf und bergab, teilweise steil, teilweise gemütlich, dann später so richtig durch den Busch. Unser Führer steht in ständigem Funkkontakt mit den zwei Suchern, die seit Sonnenaufgang den Gorillas in einigem Abstand folgen. Nach mehr als einer Stunde Wanderung, warten wir auf einer kleinen Lichtung fast eine Stunde im dichten Regenwald, bis wir von den Suchern Bescheid bekommen, dass Gorillas gesichtet wurden.
 
Schnell bewaffnen wir uns mit den Kameras, lassen unsere Rucksäcke und Stöcke zurück bei den Trägern. Hinter dieser Lichtung gibt es keine Pfade mehr. Mit kraftvollen Hieben werden für uns mit den Macheten kleine Schneisen ins Dickicht geschlagen. Wir kämpfen uns durch das immer dichter werdende Buschwerk, die Nase im Wind, dem Gestank hinterher. Dann werden wir aufgefordert, zu schweigen, noch ein paar Meter geht es weiter durch dichtes Gestrüpp.



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Dann liegt er da, das dominierende Männchen der Sippe, der Silberrücken, auf dem Selbigen, und lässt sich von drei Mädels das Fell kraulen bzw. lausen, völlig entspannt. Bis auf 7 Meter dürfen wir ran. Die Tiere zeigen sich völlig unbeeindruckt von unserer Anwesenheit. Der gewaltige Gorilla nimmt kaum Notiz von uns. Er blickt kurz auf, brummt überlegen und lässt dann wieder seinen mächtigen Kopf auf die Brust sinken. Sein blau schimmerndes Fell ist am Rücken silbergrau. Seine kraftvollen Hände ruhen auf seinem Bauch. Es sind vertraute Gebärden, die wir beobachten. Wie die einen anschauen, die Mimik, die Gestik, ihre Körpersprache, jede Bewegung erscheint auf eine beruhigende und gleichzeitig ergreifende Art und Weise menschlich zu sein. Alles wirkt ganz arg vertraut.
 
Der „Dicke“ wälzt sich einmal um die eigene Achse, die Mädels verschwinden im Dickicht, dann setzt er sich auf und frisst ganz gelangweilt weiter. Doch dann plötzlich erhebt er sich und stampft direkt durch unsere Gruppe, keinen Meter entfernt, in eine andere Richtung.
 
War es das schon? Nein, wir hören andere kommen. Sie trotten durchs Unterholz direkt auf uns zu. Ihr Fell berührt unsere Beine, sie halten sich partout nicht an den Mindestabstand von sieben Metern ein, den die Nationalparksatzung vorschreibt. Sieht man sie nicht, riechen tut man sie gewiss. Wir gehen hinter ihnen her um eine Biegung. Plötzlich haben wir eine ganz Familie mit ca. 12 Mitgliedern vor uns, einen angehenden Silberrücken, ältere und jüngere Weibchen, ein halbwüchsiges Männchen und wir sehen ein Weibchen und nach genauerem Hinsehen, entdecken wir auch das Junge, das sich an das Fell seiner Mutter schmiegt. Das Kleine schaut uns neugierig, aber ohne Angst, aus großen, runden Augen an. Sie fressen, toben und beobachten uns.
 
Eine Stunde dürfen wir bei den Menschenaffen bleiben. Es ist, wieder mal, so eine Begegnung, die Maßstäbe zurechtrückt. Einer der Momente, der uns als kleines Teilstück eines großartigen Gesamten entlarvt. Da wandert man schwitzend durch den Regenwald, um am Ende in ein Affengesicht zu schauen, dessen bloße Anwesenheit dir die Flügel stutzt. Solche Momente helfen einem sich zu justieren, sollte man sich selbst zu wichtig zu nehmen. 



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Uganda I  - Suam - Kidepo Valley National Park

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