Reisebericht Togo - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Togo


Im Land der Lehmburgen




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Teil I >  Kara - Lomé / Tatale - Cinkassé                     1.160 km

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Freundlich geht es zu an der Grenze zu Togo. Gemütlich sitzen die Herren Beamten in Jogginghose und Unterhemd unter einem Baum, auf einem kleinen Tisch das, frisch mit Tinte getränkte, Stempelkissen und das dazugehörige Instrument. Wir dürfen uns aussuchen, wo der auf penibelste eingedruckte Einreisevermerk seinen Platz finden soll und schon geht es mit einem freundlichen „Bonne Route“ wieder weiter.

Außer der Teerstraße, auf der wir uns jetzt befinden, ist kaum ein Unterschied zu Ghana zu erkennen. Eine erste Polizeikontrolle „stürzt“ sich ungläubig und neugierig auf unser „Haus“ und erst ein Blick hinein lässt sie glauben, was wir ihnen erzählen.
 
In der ersten größeren Stadt Kara, fallen wir auf dem Markt regelrecht über Gurken, Paprika Salat und Obst her. Endlich wieder frische Sachen im Angebot. Sofort fällt auf, dass die Togolesen ein selbstbewusstes Volk sind, sie halten direkten Augenkontakt und dazu gibt es ein herzliches Lachen, viele Frauen fahren Motorrad und den Markt dominieren sie ohnehin.

Auf dem weiteren Weg ändert sich so langsam die Vegetation. Je nördlicher wir kommen, umso mehr weicht der dichte Wald der Gras- und Buschsavanne. Wir erreichen die äußersten Ausläufer der Sahel.
 
In der leicht hügeligen Landschaft nehmen wir darin verstreut liegende, kleine Gehöfte wahr. Die spitzen Strohdächer der vielen Rundhütten lugen aus den dichten Mais- und Sorghum-Feldern hervor. Und auf der sehr guten, geteerten Nord-Südverbindung schiebt sich der extreme Schwerlastverkehr vom Hafen in Lomé hoch nach Norden, nach Burkina Faso, während gleichzeitig genauso viele unbeladene Trucks von dort entgegenkommen. Wir sind uns auf dem Weg nach Koutammakou zu den berühmten Lehmbauten.


Koutammakou - das Land der Batammariba, ist eine hügelige Landschaft im Nordosten Togos, die sich allerdings auch über die Grenze ins benachbarte Benin ausdehnt. Seit dem 11. Jahrhundert sind die Batammariba hier heimisch, deren hohe, schlanke Turmhäuser aus Lehm – Takienta oder auch Tata genannt, eine charakteristische Landmarke darstellen.
 
Wenn auch Lehmhausarchitektur in Afrika nichts Ungewöhnliches ist – man denke nur an die Architektur von Timbuktu und Djenné in Mali –, so ist es gerade die „dramatische Gestalt“ der Takienta, die als außergewöhnlich zu bezeichnen ist. Das Volk lebte zu Beginn in Bäumen, dies jedoch bot in der Regenzeit und vor wilden Tieren keinen Schutz. Und so fand man auf der Suche nach besseren Möglichkeiten Unterschlupf unter Felsüberhängen und in Baobab-Bäumen. Inspiriert durch diese Entdeckung ersann man die Bauweise der doppelstöckigen Lehmburgen.
 
Ein Tata wird in mehreren Lagen gebaut. Wasser und Erde werden vermischt und nachdem das Fundament gebaut ist, wird eine ca. 20 – 30 cm hohe Mauer draufgesetzt. Man lässt diese über Nacht trocknen und legt am nächsten Tag die zweite Lage darauf. So führt man das fort, bis nach ca. drei Monaten, die Burg fertig ist. Die Anordnungen der Gehöfte repräsentieren eine besondere Sozialstruktur in der Sahel-Zone. Bis zu 20 zylindrische, miteinander verbundene „Gebäudezellen“ gehörten ursprünglich zu einem „Gehöft“, das von einer Lehmumwallung umschlossen war. Einige der zumeist zweigeschossigen Häuser haben ein flaches Dach, andere steile, konische Dächer. Die jeweiligen Gebäudegruppen – bis zu acht bilden heute eine Einheit – dienen nicht nur zu Wohnzwecken, sondern auch als Stallungen und Kornspeicher. Die meisten der Hausgruppen stehen in weitem Abstand voneinander. Es ist überliefert, man habe die Distanz nach der Reichweite eines Pfeils bestimmt. Die Bauweise war daher auch sinnvoll, um sich vor verfeindeten Stämmen und später auch vor den Kolonialmächten, zunächst den Deutschen und dann den Franzosen, zu schützen.

Die jeweiligen, aus mehreren „Gehöften“ bestehenden Dörfer, in denen Klanstrukturen vorherrschend sind, liegen verstreut zwischen den Hügelketten. Zu jedem dieser Dörfer gehört neben den Lehmtürmen ein Zeremonienhaus mit einem Altar und einem angeschlossenen Friedhof.
 
Vor jedem Tata befindet sich stets ein Fetisch. Vorher wird das Haus nicht bezogen. Es gilt als unbewohnbar, solange es noch ohne den Segen der Götter ist. Die Menschen sind sehr abergläubisch.
 
Wir lassen uns Zeit, durchfahren das Gebiet fast an die Grenze zu Benin und bleiben dort außerhalb des „touristischen Einzugsbereiches“ an einer Schule zur Nacht stehen, um am nächsten Morgen gemächlich zurückzufahren. Wir sind weitab von den selbstberufenen Touristenguides, die einen direkt nach dem Schlagbaum als „weiße Sparschweine“ erkannt haben, und mit lautem Geschrei zu überzeugen versuchen, die großen und gut zugänglichen Lehmburgen anzufahren. Natürlich nicht ohne entsprechenden Preis zu verhandeln.
 
Wir konzentrieren uns auf die kleinen Dörfer, die einfachen, kleineren Tatas. Und tatsächlich werden wir eher zufällig von einem Bauern eingeladen sein Haus, seine Lehmburg, zu besichtigen.

Das Gebäude hat nur einen einzigen Eingang, der verschlossen werden kann. Fenster gibt es keine. Eng und dunkel geht es zu. Links und rechts neben der Tür, sind Gucklöcher eingebaut. Es ist extrem stickig vom immerwährenden Qualm des Feuers in den kleinen Wirtschaftsräumen im Erdgeschoss, wo auch die Tiere, wie z.B. Hühner, leben. Mittels einer halsbrecherischen Kletteraktion geht es nach oben auf das Dach, zu den Kornkammern und dem Schlafbereich, der sich im Freien befindet. Lediglich bei Regen schlüpft die gesamte Familie durch ein kleines Loch in eine kleine Kammer. 8 Personen wohnen in dieser „Burg“. Auch vom ersten Stock aus gibt es ein Guckloch nach unten, welches mit einem Stein abgedeckt ist, so dass man sehen kann, was dort vor sich geht.
 
Das Gebiet Koutammakou ist UNESCO Weltkulturerbe. Um die Traditionen und die Kultur zu erhalten, sind die Menschen verpflichtet, ein Haus in traditioneller Bauweise zu bauen, bevor sie ein “modernes” bauen dürfen. Das ist der Deal für diesen Status. Inwieweit das wohl immer funktioniert? Wir haben hier sehr viele sehr arme Menschen gesehen, teilweise nur mit Fetzen bekleidet, viele ohne Schuhe. Was wohl von den Eintrittsgeldern am Ende bei der Bevölkerung ankommt


Zufrieden und erstaunt ob dieser Lebensweise fahren wir weiter. Plötzlich bremst Klaus ab und bleibt stehen. Uns hat es den hinteren linken Reifen zerlegt, aber wie, wir stehen nur noch auf der Felge!
 
Es ist fast Mittag und es ist brütend heiß, doch der Reifen muss gewechselt werden. Wir sind froh, dass uns das hier passiert ist und nicht irgendwo auf der Teerstraße, das hätte auch übel ausgehen können. Die Arbeit macht uns bei dieser Hitze ganz schön zu schaffen und wir brauchen diesmal auch länger als sonst. Jede Kraftanstrengung fordert ihre Erholung. Ein paar helfende Hände halten dann auch an und packen das eine oder andere mit an. Nach einer absolut notwendigen Dusche, mitten auf der Straße, fahren wir weiter. Für heute reicht es.


Je weiter wir nördlich kommen, umso mehr fällt uns eine hohe Militärpräsenz auf. Immer wieder sehen wir voll besetzte Militärlastwagen, alle Männer darauf in voller Kampfausrüstung gekleidet. Ein ähnliches Bild gibt es mittlerweile auch an den Straßenkontrollen. Wir lassen uns nicht irritieren und verfolgen weiter unseren Weg. An einer Schule, kurz vor der Grenze nach Burkina Faso, wir steuern gerade einen Schlafplatz an, passiert das nächste Malheur. In extrem weichem Untergrund sacken wir ruckzuck bis auf die Achsen ein. Es ging so schnell, dass nichts mehr zu machen war. Jetzt stehen wir erstmal hier und dies auch noch einigermaßen gerade, also erstmal schlafen und morgen früh schauen wir weiter.

Am nächsten Morgen, wir wollen gerade mit dem Schaufeln loslegen, kommen auch schon einige junge Männer zu uns, die tatkräftig mitanpacken. Und wir sind froh darüber. Den durchweichten Boden unter dem LKW abzutragen, sowie Äste, Steine und Baumstümpfe herbeizuschaffen ist richtig schwere Arbeit. Am Ende schieben alle noch gemeinsam den LKW an und nach 2 Stunden haben wir ihn frei und alle jubeln. Es ist immer wieder fantastisch wie die Menschen helfen, mit anpacken und sich dann mit einem freuen. Das macht richtig Spass!


Etwa 10km weiter bei Ponio erreichen wir den Grenzübergang nach Burkina Faso. Auch hier fällt uns wieder die enorme Militärpräsenz ins Auge. Doch unsere Pässe und unser Carnet werden arglos und ohne weiteren Kommentar gestempelt. Auf mein Fragen, was es denn mit dem vielen Militär auf sich hat, sagt man mir nur, ich solle in Burkina Faso nochmal fragen, es gäbe dort ein paar Probleme.
 
Der Grenzposten von Burkina Faso ist noch einmal 22km weiter. Schon als wir ankommen sind wir sehr erstaunt über die vielen, mit Sand gefüllten, großen Öl Tonnen und die breiten Reifenbarrikaden vor den Türen der Station. Ein eigenartiges Gefühl beschleicht uns. Noch bevor die beiden jungen Grenzpolizisten, ausgestattet  mit Maschinengewehren unsere Pässe stempeln, fragen sie uns wo wir hinwollen. Ohne Umschweife geben sie uns zu verstehen, dass wir auf keinen Fall in diese Richtung weiterfahren sollten. Der Osten und der Norden des Landes ist aktuell wegen akuter Überfall- und Angriffsgefahren zu meiden. Erst letzte Woche sei ein mit sieben Personen besetztes Militärfahrzeug mit Landminen angegriffen worden und alle Personen starben. Außerdem sei die Gefahr von Entführung sehr hoch. Man befürchtet ein sehr hohes Sicherheitsrisiko für uns. Sie empfehlen uns dringend umzukehren und einen sicheren Grenzübergang zur Hauptstadt und den Westen des Landes zu nehmen. Das Ganze passiert völlig unaufgeregt und sehr sachlich. Auf unsere Frage wer denn die Übeltäter seien, etwa Boko Haram oder/und IS ernten wir lediglich ein Lächeln und als Antwort „es ist eine Mischung aus allem, in jedem Fall jedoch gefährlich“.

Wir bedanken uns, drehen selbstverständlich um und fahren zurück nach Togo. Wir haben ja ein multiple-entry Visa. Die Polizei in Togo ist absolut nicht erstaunt, dass wir zurückkommen, ganz im Gegenteil. Als hätte man mit unserer Rückkehr gerechnet, sind die Einreise-Formalitäten schnell erledigt und wir fahren weiter zur Grenze nach Cinkassé.
 
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