Es gibt kaum Straßen, die direkt an den See führen. Die Hauptversorgung der wenigen an den Ufern gelegenen Dörfer erfolgt ohnehin auf dem Seeweg. Der 60km lange Abstecher zu dem kleinen Ort Kipili ist eine Ausnahme und führt durch unbewohnte, dicht bewachsene Natur. Immer wieder halten wir uns vor Augen, wie abgelegen wir hier sind und unter welch widrigen Bedingungen die Menschen in dieser Region leben. Je weiter wir Richtung See kommen, wird das Land offener und flacher, es gibt mehr Häuser und Menschen. Und dann stehen wir vor einem Kleinod, der Kipili Lakeshore Lodge, ein gepflegter Campingplatz, ein Restaurant, mehrere Bungalows und ein toller Sandstrand… und Touristen. Alles ist sehr sauber und gepflegt, die Lodge ist unter südafrikanischer Leitung. Wir haben lange, lange nicht mehr so viele Touristen auf einem Fleck gesehen. Zwanzig Personen 12 Südafrikaner und 8 Deutsche, unter anderem Susi, Paul, Astrid und Hans. Es wird ein feuchtfröhlicher Abend! Die Lodge ist längst kein Geheimtipp mehr und sie ist auch kein Schnäppchen. Camping kostet pro Person 14 US$, 3 Gänge Menü 25,-- US$ und es werden gegen Dollar natürlich auch jede Menge Aktivitäten, wie Schnorcheln, Kanufahren, Sundowner Cruise angeboten.
Wir erledigen wieder mal Reparaturen. Unsere Toilettenpumpe hat den Geist aufgegeben. Wieder einmal haben wir keine Zeit zum Faulenzen und Genießen an diesem traumhaften Stück Erde.
Nachdem wir nach 4 Tagen unsere Reparatur endlich erledigt haben, unternehmen wir wenigstens noch eine kleine Wanderung. Wir besichtigen die Ruine einer alten Klosteranlage, eine der ältesten Kirchen Tansanias. Relativ gut erhalten liegt sie auf einem Hügel und thront über dem See.
Erst am Nachmittag fahren wir los, kommen aber an diesem Tag noch bis in die nächste größere Stadt Sumbawanga. Eine kleine, quirlige Stadt, mit regem Treiben an allen Ecken und überall auf den Straßen. Viele kleine bunte Tuk-Tuks (3-rädige Motorradtaxis) wuseln durch die Stadt.
Die weitere Region ist landwirtschaftlich geprägt, große Felder, auf denen dürrer Mais und vertrocknete Sonnenblumen stehen, dazwischen immer wieder kleine Streusiedlungen. Das Straßenbild bestimmen die vielen Frauen in ihren bunten Gewändern und Tüchern und, immer wieder Kinder, Kinder, Kinder. Geburtenkontrolle, Familienplanung? Fehlanzeige! Ist das ein Teil des afrikanischen Problems?
Die weite Landschaft ist grandios, die gute Teerstraße auch. Bis auf die vielen Speedbumps…, in jeder kleinen Siedlung sind es gefühlt 10 Stück, das nervt. Wir passieren Tunduma, die quirlige Grenzstadt zu Sambia. Hier geht’s richtig zu. Unmengen LKWs stehen auf den Parkplätzen, der explodierenden Stadt. Entweder sie werden gerade repariert, be- oder entladen, oder sie parken einfach nur. Ware stapelt sich entlang der Straßen und eine lange Autoschlange windet sich durch die Stadt in Richtung sambische Grenze. Wir haben unseren Spaß mit den Menschen auf der Straße, die mit uns schäkern und sich nur allzu gern fotografieren lassen und dazu posieren.
Und dann machen wir zum ersten Mal unsere Erfahrungen mit Wiegebrücken in Tansania. Gleich hinter Tunduma in Richtung Mbeya kommt eine, schließlich geht der gesamte Schwerlastverkehr von und nach Sambia hier vorbei. Hiermit seien alle Fahrer, mit Fahrzeugen > 3,5 Tonnen gewarnt, an solchen Wiegebrücken vorbei zu fahren. Wir haben in Tansania ca. 10 derartige Wiegebrücken passiert. Anfangs haben wir immer noch brav angehalten und wurden durch gewunken, da wir ein Privatfahrzeug, bzw. ein Wohnmobil sind. Doch hier in Tunduma, hat man uns daraufhin verfolgt und zurück begleitet, mit der Aussage, alle Fahrzeuge müssen hier gewogen werden. Als Strafe für das Vorbeifahren sollten uns dann 2000 US$ in Rechnung gestellt werden, zahlbar innerhalb von 3 Tagen, für jeden Tag Verzug nochmals 20US$. Sollten wir damit nicht einverstanden sein, stünde uns jederzeit ein Weg der Beschwerde beim Verkehrsminister in Daressalam offen. Nach etwa 90 Minuten ernsten Gespräches, Bitten und Betteln, wohlwollend und sauer, hat man uns dann nach telefonischer Rücksprache mit „Oben“ gehen lassen. Vor dieser Wiegebrücke stehen keine Schilder, dass man, sollte man schwerer als 3,5 Ton sein, durchfahren muss, es wird lediglich auf die Wiegebrücke hingewiesen. Am besten immer durchfahren, Ihr könnte Euch eine Menge Ärger sparen.
In Richtung Mbeya wird das Land immer grüner und fruchtbarer, die Ausblicke sagenhaft. Nach wie vor bewegen wir uns auf ca. 1700 Meter. Die Polizei wird zunehmend frecher und dreister. Zweimal werden wir angehalten, angeblich wegen zu schnellem Fahrens und beide Male angeblich in einer 50er Zone. Von wegen 50kmh! Nirgends war ein Schild zu sehen. Der erste Posten sieht es direkt ein, und meint: „Sorry, unser Fehler. Ja, du hast recht, da ist kein Schild“. Der zweite Posten ist da schon anders, steigt fast ins Auto und will sein „Geschenk“. Wo denn sein „Geschenk“ sei? Direkt nach Geld zu fragen, würde ja bedeuten, dass er bestechlich sei…. versuchen kann man es ja…
In Mbeya ist, obwohl die Stadt so groß ist, die Versorgung schlechter als erwartet. Es gibt kaum einen vernünftigen Supermarkt. Man muss sich seine Sachen von Laden zu Laden „zusammen suchen“.