Reisebericht Iran Teil V - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Iran
05.11. - 28.01.2013

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Teil V   >   Kerman - Bandar Abbas / Ausreise       
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Archäologische Funde in der Umgebung von Kerman haben erwiesen, dass durch den Südosten Irans schon im 3. Jtsd. v. Chr. eine wichtige Handelsverbindung zwischen Mesopotamien und der Indus-Kultur führte. Kerman war daher schon immer von Bedeutung wegen seiner Lage an diesem wichtigen Handelsweg von Zentraliran zum indischen Subkontinent, nach Afghanistan, sowie zum Persischen Golf. Die heutige Provinz Kerman verfügt über bedeutende Kupfervorkommen, die hier verhüttet werden, außerdem wurden leicht abbaubare Lagerstätten von Buntmetallen gefunden. Leider ist von der orientalischen Pracht Kermans nicht mehr viel zu sehen. Lediglich rund um den Bazar gibt es noch einige enge Gassen mit Lehmkuppelhäusern und Windtürmen. Wir erleben hier in Kerman auf gut 1800 m einen regelrechten Wintereinbruch. Eines Morgens liegt Schnee und die Temperatur ist auf –2 Grad gefallen. Und wie das Leben so spielt, fällt gerade hier unsere Heizung aus. Im Hinterhof des Hotel Akhvahan stehen wir sehr gut und nutzen die Zeit um unser Visum noch einmal zu verlängern. Das dauert allerdings ein paar Tage und so haben wir Zeit, einige Dinge aufzuarbeiten und das Wenige was es hier zu besichtigen gibt, anzuschauen. Im Hotel treffen wir Alex und Gill aus Bern. Die beiden jungen Männer sind aus Indien zurück in die Schweiz unterwegs und zwar auf Royal Enfield Motorrädern, die sie in Indien gekauft haben. Natürlich gibt es da viel zu erzählen und auszutauschen. Wir verbringen einen heiteren Abend miteinander. Nachdem wir unsere Pässe abgeholt haben, steuern wir nach Mahan. Ein kleines Städtchen ca. 40km östlich von Kerman. Hier steht ein Grabbau aus dem Jahre 1431, den Shah Abbas II einem berühmten Sufi-Meister widmete. Wunderschöne geschnitzte Holztüren aus Indien führen in die Innenhöfe und in das Mausoleum. Die Ausmalungen der Gewölbe im Inneren sind dezent, leuchten aber in satten Farben. Wir können auch das „40-Tage Haus", das Chellehkhaneh besichtigen. Es ist ein kleiner Raum, der vollständig mit Inschriften ausgemalt ist. In diesem Andachtsraum hat sich der Meister mehrmals im Jahr zu 40 Tage dauernden Meditationen zurückgezogen. Am nächsten Morgen überqueren wir das Kuhpaye Gebirge, eine schöne mit Schnee bestäubte Gebirgslandschaft. Seit Tagen hat es nachts Minusgrade. Am höchsten Punkt bei 2700m führt die Straße durch einen Tunnel, um sich auf der anderen Seite stetig nach unten bis auf 400m nach Shahdad zu winden, eine Oasenstadt auf dem Weg in die Wüste Lut. Wir fahren weiter in ein sogenanntes Dessert Camp am Rande der Wüste Lut. Hier wird die Wüste der Bevölkerung zugänglich gemacht. Es gibt Picknickplätze und einen Militärposten. Auch durch dieses Gebiet verlaufen Routen der Drogenschmuggler, die sich teils heftige Auseinandersetzungen mit der iranischen Polizei liefern. Abgesehen von unseren „Bewachern" sind wir hier völlig alleine. Wir wollen von hier Ausflüge in die Wüste unternehmen. Unsere "Silvesterfeier" krönen wir mit einer Flasche Sekt und thailändischen Ballons, die wir mit unseren besten Wünschen für ein glückliches, friedvolles Jahr 2013, begleitet von einigen Sternschnuppen, in den Sternenhimmel schicken. Ein grandioses Schauspiel in der mondbeleuchteten Nacht und dieser stillen, bizarr geformten Umgebung. Früh ist es hier zwar recht kalt, aber bereits zum Frühstück kann man wunderschön draußen im Windschatten des Autos sitzen. Wir verbringen einige Tage hier in dieser Ruhe. Beschäftigung haben wir genug. Man glaubt ja gar nicht, was es so alles zu tun gibt. Mit Wäsche waschen, Reparaturen, Fensterputzen, Kuchen backen, aber auch mit langen Spaziergängen durch die Kalouts vertreiben wir uns die Zeit. Der Wind, Sand und Wasser haben im Laufe der Jahrmillionen bizarre Felsformationen geschaffen, die für die Wüste Lut typisch sein sollen. Kilometerlang verlaufen die Kalouts in gerader Ausdehnung, fast parallel zueinander. Die Zeit vergeht viel zu schnell! Nach sieben Tagen geht es weiter, auf Wellblechpisten durch die Ausläufer der Lut. In unserer Karte ist eine Piste eingezeichnet, sehr bald jedoch, der Weg endet in einem Dorf, müssen wir feststellen, dass es diese Piste nicht gibt. Genervt drehen wir wieder um, um auf direktem Weg durch die Berge nach Rayen zu fahren. Rayen ist ein nettes Städtchen mit einer sehr großen und gut erhaltenen alten Festung. Beindruckend, sich vorzustellen wie die Menschen hier vor Jahrhunderten gelebt und Handel betrieben haben. Von Rayen nehmen wir eine kleine geteerte Verbindungsstraße. Der Teerbelag endet bald und es geht auf einer engen, aber gut zu befahrenden Schotterpiste weiter. Zunächst fahren wir an einem großen Wadi entlang und dann durch eine immer staubiger werdende „Mondlandschaft". Bei Tahrud treffen wir wieder auf die 4-spurige Hauptverbindungsstraße in Richtung Bam, den östlichsten Punkt unserer Reise durch den Iran.

                                                  

Bam, alte Handelsstadt an der Seidenstraße. Am 26. Dezember 2003 hat ein verheerendes Erdbeben das Leben in dieser Stadt gehörig auf den Kopf gestellt. Es gab 30.000 Tote, ein riesiger Friedhof gibt trauriges Zeugnis darüber. Soweit die Fakten. Heute nach 9 Jahren sieht man die massiven Wunden und Narben dieses Unglücks immer noch sehr deutlich in dieser großflächigen Stadt. Diese gleicht eher einer riesigen Baustelle, baufällige Häuser, verrostete Eisenträgergerüste, die in die Luft ragen, Steinhaufen, Ruinen, Menschen, die aus Containern heraus ihre Geschäfte bewerkstelligen, dazwischen neue Häuser. Und dann ist hier Arg-e Bam, das alte Bam, die Weltkulturerbe-Stadt. Eine alte, sehr große Lehmstadt, die an der Seidenstraße nach Indien gelegen, Jahrhunderte lang Handel betrieben hatte. Dieses Denkmal wurde bei dem Erdbeben ebenfalls massiv zerstört und wird jetzt sysiphusartig wieder aufgebaut. Hier gelingt es nicht, durch die Straßen zu fahren ohne nachdenklich zu werden. Wie schaffen die Menschen das alles wieder neu aufzubauen? Welche Unterstützung erhalten sie? Gedankenvoll setzen wir bei starkem Sandsturm unsere Fahrt in Richtung Jiroft fort. Mühsam „stemmen" wir uns unter Vollgas im 7ten Gang (von 8) mit 70 km/h bei einem horrenden Diesel-Verbrauch von sage und schreibe 70 Ltr./100km dem Sturm entgegen. Dass es durch diese weite Steinebene auch noch leicht nach oben geht, ist für unser Vorwärtskommen nicht gerade förderlich. Vor uns liegt das Kuh-e Jebal Barez Gebirge in dunkle Wolken gehüllt. Nach dem Pass hört der Wind auf und es geht durch eine grandiose Bergwelt und viele Tunnels hinunter in die Ebene rund um Jiroft. Die Stadt, mit ihren großen Boulevards und den unzähligen riesigen, mit Palmen und Blumen bepflanzten, Kreisverkehren, durchqueren wir nur. Hinter der Stadt sehen wir hunderte Gewächshäuser und weite Anbauflächen für viele Arten Gemüse und Obst. Wir finden einen Schlafplatz abseits der Hauptstraße oberhalb von Kahnuj auf einem Berg in der Wüste mit einer grandiosen Aussicht in die Ebenen. Als ein Pickup mit Militär und Zivilpersonen vorbeikommt, fragen wir, ob wir die Nacht hier verbringen können. Kein Problem! Am nächsten Morgen wird die Freude am Reisen durch den Iran dann doch etwas getrübt dadurch, dass wir von der Polizei in Arrest genommen werden und einem Verhör unterzogen werden. Zufällig liegt oben auf dem Gipfel eine TV- und Radiosender Station. Wir müssen auf der Polizeistation in Kahnuj Rede und Antwort stehen. Was wir da auf dem Berg wollten? Warum wir nicht in einem Hotel schlafen? Warum wir da in der Wüste stehen und nicht in der Stadt? Wie lange wir schon im Iran sind? Immer wieder die gleichen Fragen. Die haben uns tatsächlich für Spione gehalten. Nach 2 Stunden war der Spuk vorbei. Mit Entschuldigungen erhalten wir unsere Pässe zurück und dürfen weiterfahren. Ob es wirkliche eine TV Station war oder etwas anderes? Der Stapel Kopien die währenddessen von unseren Dokumenten gemacht wurde und das Protokoll des Verhörs wird eventuell in eine Akte „unter Beobachtung" geheftet werden, wer weiß? Starker Regen begleitet uns in Richtung Persischer Golf, nach Bandar Abbas. Richtung Küste werden die Kleider der Frauen bunter, sie tragen eine Art Pumphose, mit reichlichen Stickereien im Wadenbereich. Darüber bunte schenkellange Kleider und darüber dann einen seidigen bunten Chador. Die Männer tragen zunehmend weiße lange Gewänder und einen Turban. Wir nähern uns Arabien und der Einfluss ist schon spürbar. Als wir in Bandar Abbas ankommen hat es 24 Grad und es regnet nicht mehr. Der Winter liegt nun endgültig hinter uns. Am Abend, als wir gerade zum Essen gehen wollten, treffen wir Shahab. Oder besser, uns „fällt" ein parkendes Offroadgefährt ins Auge, ein olivgrüner, extrem hochgelegter Landcruiser, bekannt auch als „Bush-Taxi", ein wahrer Offroader. Und darin sitzt Shahab. Wir sprechen ihn an. Er begrüßt uns sofort sehr herzlich und wie sich herausstellt, ist er Iraner, lebt aber seit 25 Jahre in Schweden und kommt fast jedes Jahr in sein geliebtes Land zurück, um es in diesem Fahrzeug zu bereisen. Seine Augen glänzen als er davon berichtet. Aus dieser Begegnung entsteht ein sehr lustiger und unterhaltsamer Abend. Shahab fährt uns in ein Fischrestaurant und beschließt dann kurzerhand uns zu begleiten. Anschließend, wir haben einen guten ruhigen Platz am Meer etwas außerhalb der Stadt gefunden, sitzen wir noch weit bis nach Mitternacht zusammen. Wir reden über dies und das und tauschen Erlebtes aus. Der Start am nächsten Morgen macht als Folge dessen etwas mehr Mühe als sonst.




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Auf dem Weg zur Fähre nach Qeshm, der größten Insel im Persischen Golf, der Straße von Hormuz, holen wir uns in Vorbereitung unserer Weiterreise nach Dubai noch Informationen im Fährbüro. Die Abfertigung in Bandar-e Pol für die 30-minütige Überfahrt auf die Insel ähnelt einem Grenzübergang und dauert länger als die Einreise in den Iran. Wir haben mit unserem Vorhaben ein langes Wochenende erwischt. Am Samstag ist Feiertag und anscheinend sind alle auf den Beinen und warten auf die Fähre nach Qeshm. Nach insgesamt 4 Stunden kommen wir auf der Insel an. Es ist mittlerweile stockdunkel. Wir fahren noch ein Stück nach Dargahan und verbringen die erste Nacht irgendwo am Strand. In Qeshm, der gleichnamigen größten Stadt der Insel werden wir von Ali „aufgepickt". Ali spricht perfekt Deutsch, hat mehr als 10 Jahre in Deutschland gelebt und ist mit seiner deutschen Frau, Annelie, zurück in den Iran gekommen. Sie bauen sich hier eine neue Zukunft auf. Direkt am Strand entsteht eine Bar bzw. ein Restaurant. Wir verbringen gesellige Stunden zusammen und erfahren viel von der Insel und wie schwierig und trickreich es ist, im Iran mit den Behörden klarzukommen. Direkt neben der Baustelle können wir gut stehen. Am nächsten Morgen treffen wir Pablo, einen jungen Spanier aus Málaga, leider nur kurz, aber sehr interessant. Pablo ist zu Fuß unterwegs. Er kommt aus Thailand und Vietnam und will zurück nach Spanien. Er erzählt von seiner schwierigen und gefährlichen Passage durch Afghanistan. Dort musste er teilweise um sein Leben bangen, weil die Taliban sehr radikal mit Nicht-Moslems umgehen wie er sagt. Er erzählt wie er sich in lokalen Gewändern, mit Kopfbedeckung und Vollbart in der Menge der Einheimischen „versteckt" hat. Man muss erläutern, Pablo hat dunkelbraunen Teint, dunkle Haare und braune Augen. Sehr gut kann man sich vorstellen, dass er so "verkleidet in der Menschenmenge durchschlüpft". Nach ein paar Tagen bei Ali an der Baustelle wollen wir die Insel erkunden und weiter in den Südwesten fahren, dort soll es sehr ursprünglich und dünn besiedelt sein. Bald hinter Qeshm sehen wir bizarre Bergformationen, die darauf schließen lassen, dass hier vor langer Zeit Meerboden war. Weit sollten wir an diesem Tag nicht kommen. Nach ca. 70 km sehen wir bei einem Fotostopp, dass unsere Motorradkiste ganz schief hängt. Zwei Schrauben sind gebrochen und so senkt sich die Kiste samt Inhalt in furchterregender Schräglage zu Boden. Dazu hat sich auch noch die dazugehörige Seilwinde verabschiedet. Aber wir hatten Glück im Unglück! Wir haben den Schaden rechtzeitig bemerkt und konnten daher die Kiste während wir stehen absenken und so haben wir sie nicht während der Fahrt verloren. Es ist schon Spätnachmittag und gleich dunkel, heute können wir nichts mehr unternehmen. Wir stehen, wie es sich gehört, brav am Straßenrand und zufällig auch noch gut in der Waage, so dass wir problemlos, ohne weiteres Rangieren zu Abend essen und schlafen können. Auch ohne Panne wäre es uns an diesem Standort nicht langweilig geworden. In der Nacht rasen ca. 10 Pickups, beladen mit großen Fässern, ohne Nummernschild, mit nur einem Scheinwerfer vorne und ohne Licht hinten, erst in die eine Richtung und nach ca. einer Stunde wieder zurück. Dieses Szenario wiederholt sich am nächsten frühen Morgen. Erst haben wir uns verwundert gefragt was das soll, schnell war aber klar: sie bringen Diesel zu Schnellbooten, diese bringen den Diesel zu Tankern draußen im Golf. Der Dieselschmuggel boomt auf der Insel. Es ist ein lukratives Geschäft in dem mit großer Wahrscheinlichkeit auch ein paar Behörden die Augen zudrücken. Die Korruption stinkt zum Himmel. Auf der Insel ist wegen des Schmuggels der Diesel für die Bewohner mittels Tankkarten rationiert. Wir besitzen jedoch keine Tankkarte. So haben wir, bevor wir in den Westen aufgebrochen sind, der lokalen Ölbehörde einen Besuch abgestattet. Alis’ Bruder hat uns diesen Kontakt vermittelt. Wir schildern dem Chef unser Problem und dieser ist so freundlich, uns eine Tankkarte zu organisieren, mit der wir an 3 Tagen jeweils 60 Liter zum Preis von knapp 0,04 Euro/Liter bekommen. Nachdem wir unsere Motorradkiste ausgeladen haben, schaffen wir es innerhalb eines Tages, die Winde zu reparieren und die Kiste mit viel Aufwand so zu positionieren, dass wir die gebrochenen Schrauben ersetzen können. Die sonst so gastfreundlichen Iraner fahren neugierig im Schritttempo vorbei. Nur ein Motorradfahrer hält an und legt kurzzeitig mit Hand an. In der Dämmerung fahren wir im Konvoi, ich mit dem Motorrad, Klaus mit dem LKW, zurück nach Qeshm. Den nächsten Tag „verplempern" wir mit erkundigen und warten, um letztlich zu erfahren, dass es auf der Insel keine geeignete Reparaturmöglichkeit für unser Problem gibt. Unsere provisorische Reparatur ist allerdings so stabil, dass wir unser Vorhaben in den weitgehend unbewohnten Teil der Insel zu fahren, wieder aufnehmen. Auch dieses Mal sollten wir nicht weit kommen. Als wir nach 30km in einem Dorf nach Brot fragen, hören wir ein lautes Zischen aus dem Reifen hinten rechts. Aus einem bereits alten Riss in der Seitenwand des Reifens tritt immer dann Luft aus, wenn der Riss unten ist. Es hält gerade noch so gut, dass wir uns mit mehrmaligem Wiederaufpumpen zurück in die Stadt retten können. Wir versuchen eine Reifenbude zu finden, Fehlanzeige. In der ganzen Stadt gibt es keine LKW-Werkstatt. Wir erinnern uns, dass wir bei der Fahrt in die Stadt ein Firmengelände mit Baumaschinen und LKWs gesehen haben. Dorthin fahren wir. Gerne ist man uns behilflich, das Rad zu wechseln. Am nächsten Morgen suchen wir eine PKW-Reifenwerkstatt auf. Dort montieren wir mit deren Hilfe unseren zweiten Ersatzreifen auf die Felge des kaputten Rades, um wieder ein funktionsfähiges Ersatzrad zu haben. Aller guten Dinge sind 3! Wir starten erneut in den Westen der Insel und finden am Spätnachmittag einen schönen Stellplatz oberhalb eines langen Sandstrandes. Die Zufahrt ist kurz aber so steil, dass wir mit der Motorradbox im Sand schleifen. Gemütlich gönnen wir uns einen „Sundowner", während die Sonne als roter Feuerball ins "Wasser fällt". So schön kann das Leben sein!

Wir sind ja immer noch im Iran, wie soll es also anders sein, wir bekommen in der Nacht gegen 24.00 Uhr Besuch vom Militär. Dieses Mal gibt es kein langes Palaver, sie geben sich schnell mit der Information "Touristen" zufrieden und ziehen wieder ab. Da schaut die Situation am nächsten Morgen, wir wollten mal so richtig ausschlafen, schon ganz anders aus. Recht unsanft klopft jemand um 09:00 Uhr an die Türe. Unsere „Freunde vom Militär" teilen uns mit, dass wir hier weg müssen. Die Strandzufahrt wird zugeschüttet. Im Hintergrund steht wartend mit laufendem Motor bereits der Caterpillar. Grummelnd packen wir zusammen. Nicht mal Zeit um uns richtig zu waschen haben wir. Mit kleinen verschlafenen Augen machen wir uns vom Acker. Als hätte er es nicht erwarten können, schiebt der Caterpillar direkt hinter uns die ersten Felsbrocken in die Zufahrt. Die Suche nach einem Stellplatz geht von vorne los. In einem kleinen Dorf am Weg besorgen wir uns frischen Fisch fürs Abendessen direkt am Meer von den Fischern und dann holen wir unser Frühstück und was sonst noch so am Morgen ansteht nach. Schon besser gelaunt machen wir uns auf, die gesamte Westküste zu umfahren. Eine grandiose Wüstenlandschaft mit bizarren Gesteinsformationen, die sich mit Sanddünen abwechseln, erwartet uns hier, im Hintergrund glitzert das türkisblaue Wasser des Persischen Golfs. Am frühen Nachmittag finden wir tatsächlich, bereits wieder auf der Südseite, eine Zufahrt zum Strand. Eng und beschwerlich, wir passen gerade so durch. In dieser Nacht kommt direkt am LKW ein Schmuggler-Pickup vorbei, um bei Ebbe am Sandstrand entlang im Dunkel zu verschwinden. Erst nach geraumer Zeit kommt er zurück. Tagsüber können wir den Strand für uns alleine genießen. Einheimische kommen in ihren Pickups nur zu bestimmten Zeiten hierher, um „gewisse Dinge" zu organisieren bei denen wir nicht weiter stören. Und wir lassen uns auch nicht aus der Ruhe bringen, machen bereits vor dem Frühstück lange Strandspaziergänge und beobachten die Delphine bei ihren Wasserspielen. Wir machen einfach ein paar Tage Urlaub vom Reisen.




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Auf unserem weiteren Weg über die Insel besichtigen wir eine Salzhöhle und eine Dhau Werft. Die Schiffe, die hier gebaut werden, werden aus Glasfaser gebaut, das wenige Holz, das dafür z.B. für Verstrebungen gebraucht wird, kommt über Dubai aus Österreich. In dem kleinen Ort Tabl, am Mangrovenwald, fragen wir uns durch zu einem Fischer, von dem wir fangfrischen Fisch erstehen können, den wir am Abend bei einer guten Flasche Weißwein genießen. Leider bekommen wir bei einer Bootstour am nächsten Morgen durch den Mangrovenwald nicht viel zu sehen, das hätten wir uns wirklich (er-)sparen können, wir waren zu spät dran, die Ebbe hatte schon eingesetzt und wir konnten nur auf den großen Kanälen „dahinbrausen". Am Nachmittag wechseln wir unseren Standort nach Shib Deraz, auf die Südseite der Insel, wo wir auf einem Bootsausflug an der Insel Hemgan vorbei, hinaus ins offene Meer, hunderte Delphine beobachten können. Lustig spielen sie mit unserem Boot, schwimmen und springen um die Wette. Es sind einfach herrliche Tiere! Unsere letzte Station auf Qeshm ist der Ort Laft, mit seiner Altstadt aus Lehm und einem alten Naturhafen, in dem viele riesige Dhaus liegen und auf die Flut warten. Laft, so scheint es uns, hat die größte Dichte an Windtürmen im Iran, und jeder schaut anders aus. Wir finden einen schönen Platz direkt oberhalb der Altstadt. Von dort haben wir einen himmlischen Blick über das Meer hinaus, in die untergehende Sonne – Postkartenidylle pur!
Wieder zurück in Bandar Abbas treffen wir Mohammad, den Freund von Ali aus Qeshm. Er wird uns bei der Organisation der Fähre in die Emirate behilflich sein und so werden wir die nächsten Tage bis zur Abfahrt bei ihm verbringen. Bandar Abbas ist der wichtigste und der größte Hafen Irans an der Straße von Hormuz. Vor der Stadt liegen hunderte Tanker vor Anker, 30% des Weltöls durchfahren diese geopolitische Straße im Persischen Golf. Das Embargo schlägt auch hier zu. Die Schiffe dienen mittlerweile auch als Lager, so kann die Produktion weiterlaufen denn Devisen sind für das Öl derzeit nicht zu bekommen. Natürlich wollen wir bevor wir abfahren unsere Tanks noch voll machen. Dieses jedoch gestaltet sich nicht ganz einfach. Die Dieselversorgung rund um Bandar Abbas ist so schlecht, dass die LKW Fahrer stundenlang anstehen, um Diesel zu bekommen. Es gibt im Umfeld der Stadt nur 2 Tankstellen und so fahren wir an knapp 100 LKW, die auf 6 Spuren verteilt stehen und warten, vorbei und checken die Lage. Getankt werden kann hier nur mit einer Dieselkarte und diese haben wir nicht. Nach einigem Palaver ist das kein Problem mehr, der Tankwart organisiert eine Karte oder die iranischen Truckfahrer, lassen uns auf ihre Karte mittanken. Selbstredend, dass wir vorne an die Schlange ranfahren und nicht warten müssen. Mit Mohammad freunden wir uns die paar Tage richtig an. Er ist ein richtig netter und feiner Kerl, hilft uns mit Rat und Tat wo er nur kann. Wir haben viel Spaß miteinander, gehen gemeinsam essen und sitzen plaudernd bis in die Nacht hinein bei Espresso zusammen und „versorgen" ihn nebenbei mit allem möglichem an Musik. Ein echt schöner Abschluss. Dank seiner Verhandlungskünste zahlen wir für die Überfahrt für den Truck statt 800 US$ nur 600 US$ und pro Person 1,3 Mio Rial was umgerechnet 31€ entspricht. Unsere Fähre geht um 09:Uhr abends trotzdem ist es wichtig, so gegen 09:00 Uhr im Hafen zu sein, die Büros schließen um 14:00 Uhr. Und diese Zeit braucht man auch, denn es folgt eine unglaubliche Lauferei kreuz und quer durch das Hafengelände. Insgesamt 23 Stationen müssen für irgendwelche Unterschriften abgelaufen werden und nach etwas mehr als 5 Stunden, und weitere 550.000 Rial (14€) für die Hafengebühr ärmer, sind wir dann endlich fertig und stehen mit dem LKW vor dem Schiff. Die Zeit bis zur Abfahrt am Abend nutzen wir, um mit unserem Freund nochmal in die Stadt zu fahren, genüsslich ein Eis zu schlürfen und anschließend gemeinsam essen zu gehen. Mohammad lässt uns nicht aus den Augen und fährt sogar wieder mit uns zurück in den Hafen, um uns zu verabschieden. Kurz nach 22:00 Uhr legt die Fähre ab. Die Überfahrt ist ruhig, das Schiff nur halb besetzt, so hat jeder von uns eine Bank zum Schlafen. Bei der Abfahrt sind wir schon ein wenig betrübt, der Iran liegt jetzt endgültig hinter uns. Doch am nächsten Morgen, als wir aus dem Fenster schauen, ist diese Trübsal auch schon wieder vorüber. Wir sehen die Skyline von Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten vor uns. Dort wartet etwas Neues auf uns.

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