Reisebericht Gambia - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Gambia


... das kleinste Land





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Teil I >  Giboroh - Farafenni        28.01. - 09.02.2019      447 km

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In “The Gambia”, wie das Land offiziell genannt wird, spricht man wieder englisch und die Schulkinder tragen Schuluniformen. Gambia, dessen vorherrschende Religion der Islam ist, ist das kleinste afrikanische Land auf dem Kontinent und so sind die Distanzen zwischen den Zielen nicht ganz so riesig.
 
Wir fahren nach Gunjur ans Meer, es ist eines der Fischereizentren des Landes und die Chinesen, wie sollte es anders sein, haben hier eine ihrer vielen Fischfabriken in Betrieb. Hunderte Fischerboote, Pirogen in unterschiedlichen Größen sind hier ausgerüstet, um die Nacht über weit draußen auf dem Meer zu verbringen und am nächsten Morgen den reichen Fang in großen 50kg Plastikboxen entladen. Im Dauerlauf werden diese Kisten auf den Köpfen in die Fischfabrik balanciert, das salzige Meerwasser läuft den kräftigen Männern in die Augen, nicht wenige haben veritable Bindehautentzündungen.
 
Wir sprechen einige der jungen Arbeiter an, die gerade Pause machen und auf ihre Schicht warten. Die Fabrik verarbeitet den Fisch zu Fischmehl oder Fischöl und dieses wird dann containerweise nach China verschifft. Die Arbeitsbedingungen sind sehr schlecht, viele ArbeiterInnen sind krank vom Staub in der Fabrik und vom schweren Heben und Tragen. Viele der Männer haben Augenprobleme vom vielen Salzwasser das beim Schleppen aus den fischbeladenen Kisten über die Köpfe rinnt. Pro Kiste erhalten sie 1,25 Dalasi, das entspricht etwa 0,2 €ct. Irgendwie herrscht hier Arbeitslagerstimmung. Wir sind sehr erstaunt, dass insbesondere Senegalesen als Saisonarbeiter hierher kommen, um diese Arbeiten zu verrichten. Fotografieren ist hier strikt untersagt und wir sehen, wie wir kritisch durch die hohen Absperrungen beäugt werden. Man will hier kein Aufsehen.
 
Gunjur ist für uns kein Ort an dem wir bleiben wollen, so fahren wir weiter, an der Küste entlang, nach Sanjang. Auch hier gibt es eine chinesische Fischfabrik, doch die Anwohner wehren sich dagegen. Mit Erfolg, diese hier ist nur eingeschränkt in Betrieb.
 
Die Fischgründe vor den Küsten Senegals und Gambia sind zu dieser Jahreszeit die Besten im Atlantik. Zwei unterschiedliche Ströme, der eine kalt, der andere warm, sorgen für besondere Konditionen, daher auch der unglaubliche Fischreichtum vor den Küsten Senegals und Gambias. Das hat sich sogar bis nach China rumgesprochen.
 
Auch hier sind viele Arbeiter und Fischer aus Senegal. Sie wohnen in kleinen Hütten bei ihren Booten, sehr oft mit der ganzen Familie. Die Frauen versorgen die Fischer und nehmen die Fische aus, Händler kaufen und verkaufen in kleinen Hütten, Schiffsbauer reparieren alte und bauen neue Pirogen, es gibt Träger, Handlanger und Netzflicker. Jeder macht was er kann in der Hoffnung, dass genügend für ihn/sie dabei abfällt.
 
Wir finden einen netten Platz etwas außerhalb des Fischerdorfes am Paradise Beach, jeden Morgen mache ich meine kleine Wanderung ins Dorf um unser Tapalapa, das gute hiesige Brot, zu besorgen. Die Leute kennen uns schon und grüßen freundlich, machen ihre Späßchen mit uns. Auch stellen sie Fragen, so z.B. warum wir soweit vom Ort weg stehen, warum wir uns „verstecken“ und nicht unter ihnen im Ort „wohnen“ schließlich sind wir doch hier, um das Land und die Menschen kennen zu lernen. Doch das „Leben“ im Dorf unter all diesen Fischern und den vielen Kindern für mehrere Tage wäre uns ein wenig zu turbulent. Wir genießen die Ruhe, die wir am Rande des Dorfes und des Geschehens haben und gehen ins Dorf und zu den Fischern, wenn uns danach ist. Setzen uns zu ihnen, versuchen Gespräche zu führen und Unbekanntes zu entdecken.


Recht entspannt verbringen wir 6 Tage am Strand von Sanjang. Leider haben wir ein Problem mit unserer Wasserpumpe, welches wir versuchen zu lösen. Es bleibt dennoch genügend Zeit für Spaziergänge und Chillen. Im Ort kennen uns bald alle. Wir kaufen unseren Fisch, Seezunge oder Seeteufel, direkt von der Piroge, oder von unseren „Privatfischern“ Mussa und Babukir, die uns jeden Abend ihren Fang an unserer Haustür präsentieren, und dann selbstverständlich auch ausnehmen. So lässt es sich leben.
 
Doch dann reichts auch wieder mit Strandleben. Wir wollen weiter und machen uns entlang der Küste auf den Weg nach Serekunda bzw. Banjul, der Hauptstadt des Landes. Serekunda ist das wirtschaftliche Zentrum Gambias und Banjul die Regierungshauptstadt mit dem wichtigen Hafen. Sehr bald schon tauchen an der Küste gepflegte Häuser, Hotelanlagen, Restaurants und viele Rohbauten auf. Der Tourismus boomt. Gambia ist Urlaubsland für weiße Europäer.
 
Noch gibt es keine Bettenburgen, alles geschieht in noch erträglichem Maße. Lediglich die sog. „Beach Boys“ oder „Bumsters“, so nennt man die jungen Männer, die versuchen mit Touristen Kontakt zu knüpfen, indem sie Hilfe jeglicher Art und Dienstleistungen anbieten, auf die Dauer recht lästig werden können. Wenn man gefühlte 100mal mit „whats your name? where are you from? angesprochen wird, nervt es irgendwann tierisch.
 
Banjul selbst, auf einer Halbinsel liegend, muss man nicht gesehen haben. Lediglich der große Hafen und ein schmutziger, stinkender Markt bleiben uns in Erinnerung. Die Supermärkte in Serekunda allerdings sind gut ausgestattet und so finden wir fast alles was wir brauchen. Übrigens gibt es in Gambia keine Plastiktüten zum Einkauf. Bei Bedarf kann man im Supermarkt Zellstoffbeutel kaufen.
 
Nachdem wir noch unseren Gastank gefüllt bekommen haben, brechen wir wieder auf in Richtung Osten, entlang dem Gambia River. Außerhalb der Stadt und ihres Einzugbereiches ist dann sehr schnell nichts mehr von dem Touristenrummel und der eher reichen Substanz zu erkennen. Die Häuser sind einfach, das Angebot auf den Märkten lässt die vielen importierten Gemüsesorten aus Marokko vermissen und weiße Touristen gibt es auch keine mehr. Von dem Fluss und seinen vielen Seitenarmen ist auf der gesamten Strecke leider nichts zu sehen. Die vielen Straßensperren lassen wir ohne weiteren Aufhebens hinter uns. Entweder sind sie nicht besetzt, oder wir werden einfach durchgewunken.
 
In Bintang, einem kleinen Dorf am größten Seitenarm des Flusses gelegen, finden wir einen hübschen Nachtplatz, an einem alten Anleger mitten im Dorf. Sofort sind wir von Kindern belagert. Mit ein paar Fischern, die gerade ihre Netze flicken, entwickelt sich ein gutes Gespräch. Ruhig erklären sie mir, dass sie seit dem letzten Regierungswechsel und der Abwahl des letzten Präsidenten keine Angst mehr haben müssen, es ist Frieden und Ruhe im Land eingekehrt. Sie können endlich in Frieden leben auch wenn es ein schweres Leben ist. Sie haben kein Geld und keine vernünftige Arbeit, doch der Diktator ist endlich weg.
 
Als wir am nächsten Morgen Wasser tanken wollen, werden wir sehr unverschämt zu einer „Donation“ aufgefordert, indem man vorgibt der Chef de Village will bezahlt werden. Wie sich herausstellt, war dieser „Chef de village“ ein Bauarbeiter und es ein plumper Versuch uns übers Ohr zu hauen. Wir haben immer wieder das Gefühl die weiße Melkkuh zu sein. In Gambia hören wir sehr oft, die Hautfarbe sei nicht wichtig, die Menschen sind doch alle gleich. Doch wenn es ums Geld geht…


Es wird ein trüber Tag. Es bläst der Saharawind, der sog. Harmattan und bringt viel Sand in die Luft. Der feine Staub legt sich in jede kleine Ritze, die Haut, die Lippen, alles fühlt sich belegt und trocken an. Auf der Suche nach einem Buschcamp am Fluss geraten wir nichtsahnend in ein Tsetsegebiet und ergreifen bereits „verbissen“ schnellstens wieder die Flucht. Die Fahrt durch den dichten Busch hat außer vielen neuen Kratzern am Fahrzeug nichts gebracht. Uns fällt auf, dass fast an jedem der kleinen Dörfer ein Schild mit dem Dorfnamen steht. Darunter steht dann noch geschrieben: „We are a baby friendly community“ Der Sinn dahinter erschließt sich uns nicht wirklich. Kinder hat es ja ohnehin viele, soll das noch zusätzlich ermunternd wirken? Gibt es denn nicht schon genug hungrige Kinder in Gambia zu füttern?
 
Ansonsten ist die Fahrerei nach Osten, entlang dem Fluss sehr eintönig und uninteressant. Vom Fluss selbst gibt es ohnehin nichts zu sehen. Wer nicht muss, kann sich die Strecke getrost sparen.
 
Um weiter nach Senegal zu fahren, müssen wir den breiten Gambia River überqueren. Bislang war dafür eine nicht sehr zuverlässige Fähre mit langen Wartezeiten nötig. Eben heute ist sie wieder defekt und soll repariert werden. Bis wann? Only Allah knows!
 
Doch seit zwei Wochen ist die neugebaute Senegambia Bridge eingeweiht. Die Zufahrten zur Brücke sind noch nicht alle fertiggestellt und für Trucks ist die Brücke auch noch nicht geöffnet. Wir versuchen trotzdem unser Glück und mit viel Geduld und glaubwürdigen Verniedlichungen unseres Zwölftonners unseres Trucks bekommen wir nach 15 Minuten und 14.000CFA €20 eine Genehmigung die Brücke zu befahren. Lächerlich ist das Hauptargument warum man uns nicht fahren lassen wollte: „We think your truck can not climb the bridge.“ Haaaa?? So ein Schmarrn! Immer mal wieder solche Schoten. Die Brücke jedenfalls ist fertig und gut, und auch für LKWs zu befahren. Auf der anderen Seite des Flusses stehen ungefähr 55 voll beladene Trucks und warten auf die Reparatur der Fähre. Das ist Afrika!

Wir gönnen uns noch ein paar Tage Ruhe am Fluss in Balingho, einem kleinen Fischerdorf, um dann in Farafenni, einem kleinen bunten Marktflecken und unserer letzten Stadt in Gambia unsere letzten Dalasi auszugeben. Nur 5 Kilometer weiter passieren wir die Grenze zurück
nach Senegal.
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BILDERGALERIEN:  

   >> Gambia
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    >> Senegal II - Der Norden

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