Reisebericht Südafrika Teil 3 - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Südafrika

Teil III


Eastern Cape und Garden Route


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Teil III >  Tela Bridge - Kapstadt      30.01. - 17.03.2017           2.922 km

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Wir sind wieder zurück in Südafrika.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich hier nicht viel von Lesotho, doch auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Häuser eingezäunt sind.

Zum ersten Mal seit Tagen knackt das Thermometer wieder die 30° Marke, wir haben viel an Höhe verloren und sind wieder auf 1570 m. Klaus regt sich wie immer über die, wie er sagt, unsinnigen Speedbumps auf, die uns bergauf sehr häufig den gerade aufgebauten Schwung nehmen und wegen denen wir sogar bergauf bremsen müssen.

In dieser Gegend gestaltet sich die Schlafplatzsuche eher schwierig, da alles eingezäunt ist. Doch wir haben ohnehin vor, in der Stadt Lady Grey auf den Joubertspass abzubiegen. Dieser Pass, der vor 100 Jahren von Farmern gebaut wurde, führt hinauf auf 2.235 m und bietet neben einem kleinen „Schlafplatz“ direkt auf der Kuppe, einen grandiosen Rundumblick. Die Straße ist stellenweise so schmal, dass die Lkw Spur geradeso passt. Die Fahrt lohnt sich richtig. Und auch die Strecke nach der Kuppe führt durch eine grandiose Landschaft, vorbei an großen Farmen mit feisten Schafen und Kühen, deren gepflegtes Fell in der Sonne glänzt.

Die kleineren Städte, wie Lady Grey und Dordrecht, wirken wie ausgestorben. Viele Häuser stehen leer und/oder verfallen. Am Rande der Städte sind große neue Siedlungen für die schwarze Bevölkerung entstanden.

Wir machen einen großen Sprung in Richtung Küste, durchqueren den Staat Eastern Cape, kommen dabei durch nette Städtchen, wie Fort Beaufort, Queenstown und Grahamstown, deren Namen die viktorianische, britische Vergangenheit erkennen lassen. An der Küste in Cannonrocks treffen wir wieder einmal unsere Freunde Conny und Tommy. Natürlich gibt es viel zu erzählen uns auszutauschen und so wird es ein lustiger und kurzweiliger Abend. Die beiden fahren am nächsten Morgen weiter nach Norden und wir machen uns auf den Weg in Richtung Süden, in den Addo National Park, der für seine großen Elefantenherden bekannt ist.

Wir stellen uns an eines der größeren Wasserlöcher, frühstücken und warten ab, was kommt. Und tatsächlich trudeln nacheinander ganze Herden an diesem Ort ein. Wir sehen und zählen an die 400 Elefanten an nur einem Wasserloch. Unglaublich, ein stetes Kommen und Gehen, ganz nah an uns vorbei. Die parkenden Autos wirken regelrecht klein neben diesen großen Tieren. Ein tolles Erlebnis!

Die Strecke zu unserem nächsten Halt, der Hafenstadt Port Elisabeth, "Pi-Ih", wie die Südafrikaner sagen, ist unspektakulär. Wir verbringen mal wieder ein paar (Büro-)Tage am Strand  PE ist die fünftgrößte Stadt Südafrikas, hier trifft Arm und Reich aufeinander. Wenn man hier die Shoppingzentren und Business Parks sieht, kann man nicht glauben, dass es dem Land wirtschaftlich schlecht geht. Entlang der des Indischen Ozeans wachsen die Dörfer und Städte. Viele wohlhabendere Großstädter aus dem Landesinneren haben an der Küste Ferienhäuser- oder Wohnungen. Aber auch viele Europäer zieht es, entweder für einige Monate oder für den Lebensabend, hierher in dieses angenehme Klima.  
 
In Jeffreys Bay, dem weltweit anerkannten Surfer-Eldorado, werden wir auf der Suche nach einem Schlafplatz, ganz spontan von einigen fröhlichen Männern, die sich zum Picknick an einem Park verabredet haben, zum Braai (Grillen) eingeladen. Es entwickeln sich nette und aufschlussreiche Gespräche.



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Am nächsten Morgen machen wir uns auf in Richtung Baviaanskloof Nature Reserve. Die Hinfahrt führt uns durch die riesigen Ländereien und Plantagen der Familie Ferreira, Orangenbäume soweit das Auge reicht. War es am Meer bei 25° und Wind sehr angenehm, so ist es hier trocken und heiß bei 35°. Am Anfang ist die Schotterstraße entlang dem Fluss Kouga gut, dann wird sie enger und teilweise sehr schlecht. Es geht stetig hinauf in die bergige Landschaft und etwa ab der Mitte der Strecke müssen wir durch tiefhängende Dornenbüsche und Bäume, die unseren ohnehin schon malträtierten LKW mit weiteren Kampfspuren versehen. Es ist landschaftlich spektakulär und schön hier, doch nicht unbedingt LKW tauglich,  zu sehr müssen wir uns auf die enge, schlechte Piste und die tiefhängenden Bäume konzentrieren. Schließlich fängt es auch noch an zu regnen und wir beschließen, bei ungefähr nicht mal der Hälfte der Strecke nach 59km und 6 Stunden Fahrzeit zu übernachten.

Am nächsten Morgen, nur einen Kilometer vom Schlafplatz entfernt, geht dann die Arbeit erst richtig los. Der Weg wird so schmal, dass der LKW gerade mal so durchpasst, armdicke Äste wachsen zu tief, um darunter durchzukommen. Den ersten dicken Ast können wir noch mit der Handsäge kappen. Für den zweiten brauchen wir dann schon unsere Motorsäge. Das dritte Hindernis, gleich 300m weiter, versuchen wir mittels Abschleppgurt vom Baum zu reißen, doch der dicke Ast bricht nur zum Teil und dann kommt plötzlich der ganze Baum mitsamt der Wurzel aus der Erde, bis schließlich der 6 Tonnen Gurt reißt. Bis hierher haben wir für 2km 3 Stunden gebraucht! Was für ein Tag!

Jetzt müssten wir wieder sägen, doch hinter uns tauchen plötzlich Ranger auf. Endlich werden wir auch unseren Unmut los. Nirgendwo an der Zufahrt war eine Höhenangabe oder Ähnliches. Die Ranger kommen mit ihrem Landcruiser leicht an uns und dem Baum vorbei und versprechen Hilfe zu schicken. Also warten wir und tun besser nichts, nicht, dass wir uns noch Ärger einhandeln, weil wir uns die Straße freisägen.

Wir warten und warten, bis schließlich 2 junge Männer auf einem Motorrad ankommen, sauber gekleidet, ohne irgendeine Ausrüstung dabei zu haben. Einer von ihnen packt endlich mit an, und bricht bei den ersten Sägeversuchen gleich mal unser Sägeblatt ab. Wir arbeiten besser doch wieder selber. Schließlich und endlich sind wir durch, es ist 15.00 Uhr und wir haben den Großteil der Strecke noch vor uns. Doch an der nächsten Wasserdurchfahrt steht ein verzweifelter Motorradfahrer. Sein Motorrad springt nicht mehr an und seine Benzinleitungen lecken. Natürlich helfen wir ihm, er hat kein Telefon, kein Wasser bei sich, wollte „nur mal so“ ne Tour fahren. Die Probleme sind bald behoben und er kann weiter, er muss zurück nach Francisbay, das ist noch ein weiter Weg.

Nach 13,5 km und 6,5 Stunden sind wir am Westeingang, ab hier geht es besser, nur das üble Wellblech der Piste macht einem hier zu schaffen. Die Landschaft jedoch ist grandios. Wir fahren noch weiter bis in die kleine Stadt Uniondale und finden ein kleines gemütliches Restaurant in einer alten historischen Wassermühle, wo wir im Hinterhof auch übernachten können.

Heute haben wir uns das redlich verdient.


Uniondale ist ein verschlafener Ort mit gepflegten Kaphäusern, viele noch aus den frühen 1900 Jahren. Das Hinterland, wie soll es anders sein, Farmland, hauptsächlich Apfelanbau und Rinderzucht. Alles ist bergig und grün. Wir biegen ab in Richtung Avontuur auf eine sehr gepflegte Schotterstraße. Der Uniondale Poort und dann der beeindruckende Prince Alfred Pass gehören mit zu den ältesten Pässen des Landes und sind schön zu fahren. Der Ingenieur Thomas Baines hat Ende des 19ten Jahrhunderts diese Straße unter extremen Bedingungen in die steilen, felsigen Hänge und durch enge Schluchten gebaut. Eine Meisterleistung!

In Plettenberg Bay lassen wir Berge und Täler hinter uns, wir sind wieder am Ozean. Wir besuchen unseren Freund Petrus, und da der Ort "so groß“ ist, treffen wir ihn zufällig gleich am Ortseingang an einer Tankstelle. Welche Freude! An diesem Abend lernen wir noch andere nette Menschen kennen, es gibt viel zu erzählen und die Zeit vergeht viel zu schnell.

In „Plett“ beginnt die mondäne und touristische Garden Route. Hier leben auch viele deutsche Rentner, die das angenehme Klima zu schätzen wissen. Modeläden, Immobilienmakler, Einrichtungsgeschäfte und Souvenirshops haben sich auf diese zahlungskräftige Klientel eingestellt. Ein Platz an dem man gut leben kann.

Knysna empfängt uns mit Townships, Holz und Wellblechsiedlungen, die am Rande der wohlhabenden Stadt immer größer werden. Knysna ist fast schon deutsch, hier gibt es sogar einen „German Shop“ mit Original Deutscher Ware. Wir verbringen einige Tage bei Martina und Phillip in „Littlewood Garden“.  Wir erkunden die schöne Umgebung, putzen mal wieder ordentlich durch und machen ein paar Besorgungen, bevor wir uns auf den weiteren Weg nach Süden machen.

Anstelle der langweiligen Schnellstraße, der N2, nehmen wir trotz Nieselregens die alte Verbindung, die echte Gardenroute, die „Seven Passes Road“. Gut ausgebaut und landschaftlich sehr reizvoll führt sie von Knysna durch reiche Vegetation, vorbei an schön gelegene Farmen nach George.

Vor etwa einem halben Jahr sind unsere Freunde, Bronwyn und Keith, von Nordmozambik zurück nach Südafrika, hierher nach George, gezogen und jetzt sind sie gerade dabei, ihr neues Zuhause zu renovieren und einzurichten. Es wird ein herzliches Wiedersehen! Es gibt soviel zu erzählen, immerhin ist es schon mehr als ein Jahr zurück, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Keith hat auch gleich eine tolle Überraschung für uns. Seine Mutter ist gerade in Kapstadt bei seinem Bruder und wir können in ihrem Haus wohnen. WOW! Das ist fantastisch, unglaublich! Wir sind ganz überwältigt als wir das erfahren. Das gibt uns eine gute Gelegenheit in aller Ruhe einige Dinge am LKW und unseren wichtigsten Papierkram zu erledigen.
Natürlich kochen wir auch einmal so richtig auf und laden Bronwyn und Keith zu einem echt bayrischen Abend ein. Wir verbringen eine tolle Zeit mit unseren Freunden, gehen zum Bowling und zum Squash, und als Florence, Keith' Mutter, wieder zurückkommt, machen wir mit ihr einen Ausflug in die Umgebung und nach Wilderness. Was für eine Herzlichkeit uns hier entgegengebracht wird!

Doch irgendwann müssen wir auch wieder weiter. Wir sind gespannt, ob, wann und wo wir uns wiedersehen. Auf jeden Fall bleiben wir in Kontakt. Keine Frage!


Wir nehmen die Route landeinwärts durch die Berge nach Oudtshoorn. Schon hinter den Bergen von George beginnt die karge trockene Landschaft der kleinen Karoo und das Thermometer klettert. Das Land zwischen Oudtshoorn und Calitzdorp ist Halbwüste, es ist flach, trocken und heiß bei 37°. Plötzlich nehmen wir um uns herum ein eigenartiges Licht wahr, irgendwo brennt es und der starke Wind verteilt den Rauch landeinwärts, so dass die Sonne nicht mehr richtig durchkommt. Es ist eine eigenartige Stimmung. Bei der Dürre entstehen immer wieder Flächenbrände. Das Land braucht dringend Regen.

Das Elend der schwarzen Bevölkerung sticht in dem kleinen Städtchen Calitzdorp deutlich hervor. Die Wellblechhütten der Einheimischen stehen direkt neben kleinen, nett dekorierten weißen Kaphäusern. Wir bleiben auf der R62 und fahren weiter hinauf in die schroffe karge Bergwelt, um dann in Amalienstein auf eine sehr gute Schotterstraße, den sogenannten Seweweeksport, die Siebenwochenpforte, abzubiegen. Es ist einer der Top 10 Pässe Südafrikas. Wir passieren fantastische Felsformationen, die von der Entstehungsgeschichte erzählen, und erreichen am Ende des Passes die große Karoo, eine einsame trockene Landschaft mit wenigen Farmen, deren Dämme fast alle leer sind.  Eine sehr sehenswerte Strecke!

In dieser kargen Landschaft liegt Montagu. Hier beginnt das Weinland. Montagu selbst ist ein schönes, sehr gepflegtes Städtchen, dessen Umland zum Verweilen einlädt. Zwischen Montagu, Ashton und Robertson liegen viele Weinfarmen, deren Namen aus den Weinregalen der Supermärkte bekannt sind. Natürlich nutzen auch wir die Gunst der Stunde, testen und kaufen "lekker Wyne". Es ist alles grün, es wächst und gedeiht, hier hat es Wasser und das wird natürlich auch zur Bewässerung verwendet. Doch bereits 30km weiter in Richtung Küste ist es schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Weite Felder sind braun, sandig und strohtrocken. Seit Monaten, bzw. seit Jahren hat es nicht mehr genug geregnet. Wir sehen nur noch Schafe auf den riesigen Weideflächen.

Die Landschaft ist unspektakulär und so erreichen wir am Abend Cape l'Agulhas, den südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents und zugleich den Ort, an dem der Indische Ozean und der Atlantik zusammenkommen. Unser erstes größeres Teilziel unserer Weltreise ist erreicht. Bis hierher waren wir 1.642 Tage, oder 378 Wochen, oder 54 Monate oder 4,5 Jahre unterwegs und haben 83.043 Kilometer hinter uns gebracht. Ab jetzt geht es, zumindest auf diesem Kontinent, nur noch nach Norden.

Wir bleiben an der Küste, durchqueren den Cape l'Agulhas Nationalpark, fahren durch Feuchtgebiete und Farmland in Richtung Gaansbaai und Hermanus auf der sogenannten Walroute. Zu den entsprechenden Jahreszeiten kann man in der riesigen Bucht Buckelwale beobachten. Jetzt ist leider keine Saison dafür. Von unserer Motorradreise im Jahr 1999 haben wir Hermanus noch als kleines Städtchen in Erinnerung. Heute ist es eine mondäne Stadt, mit Shopping Malls, vielen Neubaugebieten und Rentnersiedlungen, in denen auch viele Deutsche wohnen. Leider hüllen sich die dahinterliegenden Bergketten in dicke graue Wolken und auch über dem Meer braut sich etwas zusammen und es beginnt leicht zu regnen.

Unsere Freunde, Lindsay und Adriano, wohnen in Somerset West, einer kleinen Stadt kurz vor Kapstadt. Wir haben uns 10 Monate nicht gesehen und freuen uns über das Wiedersehen. Bei ihnen verbringen wir ebenfalls eine fantastische Zeit! Beide sind Rugbyfans und da kommen wir natürlich nicht umhin am Wochenende ins Stadion zu gehen. Wir beide haben keine Ahnung von Rugby, doch die Regeln sind schnell erklärt und es macht richtig Spaß!

Somerset West liegt direkt im Weinanbaugebiet, Stellenbosch und Franschhoek sind nicht weit weg. Zu Klaus' Geburtstag organisiere ich über Adriano einen PKW, mit dem wir durch diese fantastische Landschaft cruisen und an dem einen oder anderen Weingut anhalten, um Weine zu verkosten und einen tollen Tag zu verbringen. Ansonsten nutzen wir die Zeit natürlich auch, um bei MAN in Kapstadt unseren "Shumba"  so richtig durchchecken zu lassen. Die mehr als 80.000 km bis hierher haben natürlich Spuren hinterlassen, und das eine oder andere muss ersetzt werden, bevor wir die lange Reise entlang der Westküste nach Norden antreten. Die Zeit vergeht wie im Flug und nach 10 Tagen verabschieden wir uns  von unseren Freunden. Wir müssen weiter, das ablaufende Visum treibt uns. Wir hätten noch viel länger bleiben können.

Durch kleine Städte wie Muizenberg und Simonstown fahren wir ans Kap der guten Hoffnung. Es ist unser dritter Besuch am Kap, doch noch nie haben wir es so voll erlebt, Reisegruppe über Reisegruppe. Die Menschen stehen Schlange und drängeln, um ein Foto mit der berühmten Holztafel zu ergattern. Freundlich bitten wir einen französischen Mann, der an einem Fahrzeug lehnt, ein Stück zur Seite zu gehen, damit wir ein Foto mit dem LKW machen können und erhalten als Antwort ein einfaches aber sehr deutliches "non". Er bewegt sich tatsächlich nicht einen Zentimeter zur Seite. Unglaublich! Wir brauchen einige Zeit, bis wir das verdaut haben.


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