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Reisebericht Namibia II
Teil I
Der Süden
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Teil I > Alexander Bay - Windhoek 05.04. - 30.04.2017 2.545 km
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Rosh Pinah, unsere erste Stadt in Namibia, ist eine reine Versorgungsstadt, klein, staubig und trostlos, umgeben von vielen Diamanten Minen.
Wir „springen“ in den Spar, etwas Joghurt, Brot und Gemüse bräuchten wir, doch die Regale sind leer. Seit Tagen warten die Menschen auf Nachschub, heute irgendwann soll die Lieferung kommen. Wir warten nicht ab, wir disponieren um, noch zur Tankstelle und weiter geht’s. Zurück an den Oranje River, nur eben diesmal auf der anderen Seite entlang. Den Tag beenden wir am Fluss, einsam und völlig ungestört.
Die Fahrt entlang dem Oranje River in Richtung Aussenkehr ist landschaftlich einmalig. Der Fluss mäandert entlang der wilden Felsformationen, die wir auch schon auf der anderen Uferseite im Richtersveld Nationalpark bewundern konnten. Kurz vor dem kleinen Ort biegen wir ab in Richtung Ai-Ais, die Berge verschwinden und wir befinden uns in einer weiten Ebene, einer einsamen Wüste. Erst kurz vor Ai-Ais, was so viel heißt wie heiße Quelle, unserem Tagesziel, wird es wieder bergiger und steiniger. Wir genießen das Bad im Swimming Pool des Camping Platzes und fahren weiter an den beeindruckenden Fish River Canyon. Dieser gigantische „Graben“ ist der zweitgrößte Canyon der Welt und vor einigen Jahrtausenden durch Absenkung entstanden, der dahin mäandernde Fluss grub und gräbt sich noch immer weiter nach unten.
Abseits der Hauptroute, ziemlich abgelegen, erreichen wir nach teilweise mühsamer Anfahrt eine einsame Farm, oder besser gesagt eine ehemalige Farm. Heute gehört das Gelände der Gondwana Naturschutz Organisation und es werden ab dieser Farm ab Mitte April, dann wenn es kühler wird, geführte Touren in das Fish River Gebiet unternommen. Als Unterkünfte für betuchte Tourteilnehmer stehen dafür ein paar, direkt am Canyon gelegene, Camps zur Verfügung und genau zu einem, dem Horseshoe Camp, wollen wir. Noch hat es hier keine Gäste, alles ist leer und unaufgeräumt.
Nach einigen sehr zähen Verhandlungen per Telefon mit dem verantwortlichen Manager in einer Lodge, erhalten wir einen einigermaßen akzeptablen Preis, wo wir uns schon hierher gequält haben. Und nach weiteren, sehr schlechten, 8 Kilometern erreichen wir das Camp, das lediglich aus ein paar dürftigen Holzhütten und sanitären Anlagen, sowie einem Steinhaus mit Küche besteht. Es gibt kein Wasser, die Tanks werden erst gefüllt, wenn die ersten Gäste kommen.
Wir stehen genau an der Abbruchkante. Sehr beeindruckend, zieht der Fluss etwa 200m unter uns einen weiten Bogen. Landschaftlich hat sich dieser Abstecher in jedem Fall gelohnt. Nach einer ausgiebigen Morgenwanderung den Canyon entlang brechen wir am nächsten Tag wieder auf und genießen, nachdem wir nach 30 Kilometern das Ende des Farmgeländes erreicht haben, die sehr gute Pad nach Norden.
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Auf der Teerstraße nach Lüderitz merken wir, dass ein Reifenventil undicht ist und müssen daher gelegentlich nachpumpen, nicht weiter schlimm, doch Lüderitz erreichen wir erst im Dunkeln. Bevor wir uns am nächsten Morgen auf die deutsche Geschichte einlassen können, muss daher erst einmal der Reifen repariert werden. Das Reifenventil bricht tatsächlich komplett ab und muss ersetzt werden und zudem entdeckt der Handwerker auch noch ein kleines Loch in der Lauffläche.
Schnell ist alles erledigt und wir können die Hausfassaden der Jahrhundertwende und die noch erhaltenen alten deutschen Firmenaufschriften bewundern. Es ist schon bemerkenswert, was einige Visionäre vor mehr als 120 Jahren bewogen hat, sich in dieser Einsamkeit in der Wüste niederzulassen. Nicht zu vergessen, unter welchen Strapazen sie herkamen bzw. dann auch alles aufgebaut haben.
Heute versucht der kleine verschlafene Ort, dessen Jugendstilfassaden durchaus etwas unpassend in der afrikanischen Wüste anmuten, Schritt zu halten, oder besser gesagt, Anschluss zu finden mit Swakopmund. Es scheint ein mühsames Unterfangen, von dem touristischen Kuchen auch ein Stückchen abzubekommen. Viele der neugebauten Attraktionen, wie z.B. die neue Waterfront, stehen leer.
Wir machen auch einen Abstecher hinaus nach Cap Diaz. Auf einer, der Stadt vorgelagerten, Halbinsel, die der Stadt als Windschutz dient, ist der Ort an dem der Seefahrer Diaz seinerzeit Anker geworfen hat und in der großen Bucht Schutz vor den Stürmen gesucht hat. Heute steht an dieser Stelle ein einfaches steinernes Kreuz.
Doch wir sollten noch ein wenig länger in Lüderitz bleiben. Unser Kühlschrank funktioniert nicht mehr. Und da wir einige hundert Kilometer Wüste vor uns wissen, ist das der letzte Ort Zivilisation für ein paar Tage und die Chance ihn repariert zu bekommen.
Ein kleines Leck in den Kühlschlangen war wohl der Grund. Es wird gelötet und wieder befüllt, das war’s. Wenig Aufwand für den beachtlichen Betrag von 1000Namibische Dollar (70€).
Doch wir haben auch schon wieder Luftverlust am Vorderrad. Also, Kühlschrank eingebaut und erneut ab zum Reifenhändler, wo wir denselben Reifen abermals reparieren lassen.
Zufrieden, weil alles erledigt, machen wir uns auf den Weg Richtung Landesinnere. Wir wollen Ostern in Swakopmund bei unseren Freunden verbringen. Doch es kommt ganz anders. Ungefähr 60km hinter Lüderitz pfeift unser Reifenmonitor. Wir verlieren schon wieder Luft, diesmal hinten rechts. Wir pumpen auf, doch das Loch ist zu groß, also versuchen wir es zu flicken. Immer wieder beobachten wir, dass sich beim Befüllen die Decke des Reifens hebt. Es schaut so aus, als habe sich die innere Gummischicht abgelöst. Nach mehrmaligem Befüllen stehen wir kurz vor der kleinen Ortschaft Aus, wo wir eine Tankstelle wissen, eventuell gibt es dort Unterstützung. Also fahren wir am Abend noch dorthin. Um Übernachten zu können, baut Klaus den Wagenheber unter. Am nächsten Morgen, beim Befüllen des defekten Reifens, checkt Klaus natürlich auch die anderen Reifen und stellt fest, dass der Reifen vorne rechts auch kaum noch Luft hat. Und zu allem Überfluss funktioniert der Kühlschrank auch schon wieder nicht.
Mit all diesen Gründen entscheiden wir uns zurück nach Lüderitz zu fahren. Tatsächlich retten wir uns mit mehrmaligem Aufpumpen dorthin. Erst geben wir den Kühlschrank erneut ab. Die Kühlschlange hat ein zweites Loch, das einfach übersehen wurde. Es wird erneut gelötet und der Kühlschrank bleibt dann zum Test die Nacht über in der Werkstatt. Anschließend fahren wir erneut beim Reifenshop auf den Hof. Dieses Mal ist es ein größeres Unterfangen. Die beiden defekten Reifen müssen geflickt bzw. ausgetauscht werden, denn der von uns unterwegs reparierte Reifen ist nicht mehr zu retten. Es war die richtige Entscheidung hierher zurück zu fahren.
Denn, kaum sind wir am Abend an unserem Übernachtungsplatz angekommen, pfeift es schon wieder vorne rechts. Wir verlieren schon wieder Luft! Ein kleines Loch ist zu sehen. Unglaublich!
Am Abend treffen wir nette andere Reisende, ein junges französisches Paar, Samuel und Chloe, mit ihren beiden Jungs, Viktor und Noah. Wir haben uns bereits in Kapstadt kennengelernt.
Am nächsten Morgen, same procedure. Kühlschrank abholen, dieser hat die Nacht über gekühlt und sollte demnach nun in Ordnung sein, und dann zum Reifenladen, nochmals Reifen reparieren lassen. Die sind alles andere als begeistert, uns wieder zu sehen, doch es muss sein.
Endlich, gegen Mittag, können wir weiterfahren. Doch, erneut nach 60 km wieder dieses tsch-tsch-tsch-Geräusch! Nicht zu fassen!
Der Reifen vorne rechts hat ein Loch, auch hier kommt der Draht von innen nach außen und die obere Gummischicht hebt sich beim Aufpumpen. Wir müssen wechseln. Mittlerweile ist es Nachmittag und so retten wir uns zu dem Aussichtspunkt der Wildpferde, dort können wir dann auch gleich übernachten. Eine gewisse Routine haben wir für das wechseln der Reifen mittlerweile entwickelt und so ist das Ganze nach circa einer Stunde erledigt. Das heutige Bierchen somit schwer verdient.
Jetzt haben wir keinen Ersatzreifen mehr. Wir hoffen inständig, dass wir mit den jetzigen Reifen nach Windhoek kommen, dort haben wir nagelneue Reifen auf Lager. Immerhin, der Kühlschrank funktioniert wieder prima.
Drei ungeplante Nächte liegen hinter uns, hoffentlich erreichen wir unsere Freunde noch. Guter Dinge geht es am nächsten Morgen wieder auf die Pad! Auf guter Sandpiste fahren wir durch eine weite, wunderbare Landschaft mit vielen Tafelbergen in die Tirasberge. Rechter Hand liegen die bizarren Felsformationen der Berge, links leuchten die roten Dünen der Namib. In dieser Gegend ist alles Farmland. Die hiesigen Farmer haben sich zusammengeschlossen, um die Einzigartigkeit der Region zu schützen. Der Jahre andauernde Wassermangel zwingt die Farmer zu besonderen Maßnahmen. Hier findet keine Überweidung statt. Wild, Rind und Schaf teilen sich das trockene Land in aller möglichen Ausgewogenheit. Hinzu wurden Gastbetriebe entwickelt, die zusätzliches Einkommen bieten welches ersetzt, was wegen der Dürre im Land wegbricht. Kilometer um Kilometer ist hier nichts, außer weit abgelegene Farmen, Wüste und Berge, insgesamt ein grandioses Farbenspiel. Die Landschaft zieht uns in ihren Bann.
Es ist Osterwochenende. Die Camps auf der Route sind alle ausgebucht und das Farmland ist eingezäunt. Es gestaltet sich nicht so einfach einen Schlafplatz zu finden.
Wir besichtigen Schloss Duwisib. Das Schloss ist eher eine kleine Burg, doch damit hat sich ein gewisser Herr Hansheinrich von Wolf, ein deutscher Adeliger, im Jahre 1909 ein Herrenhaus in der Weite und Abgeschiedenheit der Wüste Namibias geschaffen. Das Gebäude wird für den Tourismus erhalten und heute kann man die teuren französischen Barockschränke, die türkischen Beistelltischchen und allerhand Gemälde in den Räumen bewundern. Auf uns wirkt das Ganze ein wenig wie „König Ludwig in der Namib“. Gleich um die Ecke finden wir ein geeignetes Stück Land wo wir die Nacht verbringen können.
Die weitere Strecke durch die Namib Wüste ist erneut einfach nur herrlich, unbeschreiblich schön, bizarre Bergformationen, rote Sanddünen, dazwischen Zebras, Gemsböcke und Springböcke. Wir waren lange nicht hier, doch es ist uns schnell klar, was uns in diesem dünn besiedelten Land so fasziniert. Vor langer Zeit ist in Namibia der Gedanke und das Ziel, ein anderes Leben führen zu wollen, entstanden. Wir sind verliebt in dieses Land.
Die Strecke nach Swakopmund führt uns vorbei an riesigen Farmen weiter in die raue Gebirgslandschaft des Gaub und Kuiseb Canyon. Allein die Aussicht entschädigt für den materialmordenden Zustand der Straße. Tiefe Spurrillen und starkes Wellblech zeichnen diese Schotterstraße aus. Der Fluss Kuiseb, der im Landesinneren entspringt, führt dieses Jahr Wasser, das ist nicht in jedem Jahr der Fall. Der Wasserhaushalt von Walvis Bay und Swakopmund wird aus den Reservoirs des Kuiseb gespeist.
Erst als wir die schroffe Berglandschaft hinter uns lassen und hinunter in den Namib Naukluft Park einfahren, wird auch die breite Piste besser. Wir müssen die ganze Strecke unsere Autofenster geschlossen halten, ständiger Verkehr in beide Richtungen, der dicke Staubwolken hinter sich herzieht, zwingt uns dazu. Je näher wir nach Walvis Bay kommen, umso wärmer wird es.
Die Wiedersehensfreude mit unseren Freunden in Swakopmund ist groß. Lindsay und Adriano verbringen gemeinsam mit Sohn Nicolas die Ostertage am Meer. Lange sitzen wir abends im Vorgarten ihres Ferienhauses am Lagerfeuer. Wir haben jede Menge Gesprächsstoff und unternehmen auch Ausflüge in die Umgebung, so vergehen die wenigen gemeinsamen Tage wie im Flug. Mit einer kleinen Träne im Augenwinkel trennen wir uns nach diesem sehr angenehmen und vergnüglichen Wochenende uns von unseren südafrikanischen Freunden. Natürlich begleitet von viel Spekulation, wann und wo wir uns wieder sehen werden.
Noch am selben Nachmittag treffen wir uns abermals mit Conny und Tommy, mit denen wir ebenfalls zwei weitere Tage in Swakopmund verbringen, bevor es uns endlich weiterzieht. Unsere weitere Reise will vorbereitet werden und die Regenzeit an der Westküste wird auf unser „Trödeln“ keine Rücksicht nehmen.
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Über die herrliche Bosua Pass Strecke erklimmen wir, nachdem wir die Namib verlassen haben, das 1700m hoch gelegene Khomas Hochland, in dem auch Windhoek liegt. Alles ist grün und frisch, so wie es aussieht, hatte Namibia endlich eine gute Regenzeit, die Dämme sollten sich wieder etwas gefüllt haben.
Windhoek ist uns mittlerweile richtig vertraut. Da wir im letzten Jahr ein paar Monate hier verbracht haben, kennen wir mittlerweile viele nette Menschen. Es ist fast ein wenig wie Heim kommen.
Die ersten Tage verbringen wir auf dem Campingplatz der Stadt, dem Urban Camp. Dieser Ort ist mittlerweile ein richtiger Treffpunkt für Reisende. Und so kommt es, daß wir völlig unerwartet und nicht abgesprochen unseren Freund Dave aus Louis Trichardt hier treffen. Er hat einige Verwandte zu Besuch und bereitet eine kurze Tour mit ihnen vor. Das ist ja mal ein richtiger Zufall!
Natürlich verabreden wir uns auch gleich mit unsere Freunden, Kerstin und Thomas. Es gibt so viel zu berichten, schließlich ist es bereits ein Jahr her, dass wir ihr Haus gehütet haben. Und wie der Zufall es will, erhalten wir bei Bekannten unserer Freunde die Möglichkeit, ein kleines Apartment in der Stadt zu beziehen, und sogar unser Shumba hat Platz auf dem Grundstück. So können wir in aller Ruhe unsere Dinge erledigen, den Truck auf Vordermann bringen und unsere Weiterreise vorbereiten.
Es gibt sehr viel zu tun und die Wochen in Windhoek vergehen viel zu schnell. Wir werden so oft angesprochen, ihr seid doch im Urlaub, was habt ihr denn da schon viel zu tun? Meistens antworten wir mit einer Gegenfrage: Was macht Ihr denn zu Hause? Was habt Ihr denn in Eurem Alltag alles zu tun?
Wir verbringen unsere Zeit hauptsächlich mit Organisieren. Arzttermine wahrnehmen, Impfungen auffrischen, LKW Ausmisten, Reifen wechseln, Wäsche waschen, Visa besorgen, was sich meist zeitaufwendig gestaltet, Einkäufe erledigen, von der Schraube und Ersatzteile für den Truck bis zur „Seife“. Soll heißen Vorräte anlegen, für die Länder in denen es viele Dinge nicht mehr oder nur sehr viel teurer zu erstehen gibt. Dann will auch unser Motorrad mal zum Service und der Truck muss richtig durchgeputzt werden, auch in den kleinen Ritzen hat sich der Staub festgesetzt. Dazu kommen jede Menge kleinere Reparaturen in und am Truck, die wir schon länger vor uns herschieben. Nicht zu vergessen, jede Menge Planung, Recherche für die Weiterreise und „Bürokram“. Ja und ganz wichtig, Menschen treffen und sprechen, Freunde, andere Reisende, sich Zeit für interessante Begegnungen nehmen.
Ingeborg und Arnulf, unsere „Hausherren“ haben uns ganz lieb aufgenommen und unterstützen uns in vieler Hinsicht. Sie leihen uns sogar ihren PKW, wenn wir mal etwas Sperriges zu transportieren haben. Und ihre beiden Boxerhunde sorgen dafür, dass wir nicht zu viel Arbeiten, die wollen zwischendurch auch spielen.
Kurzum, Windhoek ist ein idealer Standort für derartige Erledigungen.
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BILDERGALERIEN - Namibia II
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