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Reisebericht Mozambik
Der Süden
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Teil III > Giriyondo - Punta d'Ouro 21.12.2016 - 07.01.2017 951 km
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Der Krüger Nationalpark und der Great Limpopo Transfrontier Park (GLTP) sind zu einem grenzüberschreitenden Nationalpark zusammengefasst. Auf Mosambikanischer Seite ist der Park allerdings dicht bewachsen, wir sehen kaum Tiere, und die Infrastruktur vom Krüger darf man hier natürlich nicht erwarten, die Straße ist eine Wellblechpiste vom Feinsten. In dieser Region wurde während des Bürgerkrieges sehr stark gewildert und sogar heute wird noch gewildert, so dass es schwierig ist, Wild anzusiedeln.
Auf langweiliger Strecke, die durch Mopane und Dornbuschwald erst aus dem GLTP und dann vorbei durch die kleine Stadt Massingir ins Landesinnere führt, geht es Richtung Osten. Dabei passieren wir immer wieder die ärmlichen Behausungen der hiesigen Bevölkerung.
Wir sind froh, dass wir fahren, nur so und mit Klimaanlage sind die 42 Grad Außentemperatur einigermaßen zu ertragen. Dem Anschein nach, hat es vor kurzem geregnet, riesige Pfützen „stehen“ in den Senken. Doch nicht nur die Hitze spielt uns heute übel mit. Unser Hubdach lässt sich die ganze Nacht nicht öffnen. Wir schlafen in unseren Moskitozelten vor dem LKW.
Mitten in der Nacht, so kurz nach 3 Uhr ziehen die ersten Menschen, sich fröhlich unterhaltend, mit ihren Tieren auf die Felder, direkt an uns vorbei. Und grad so als stünden wir auf einem Marktplatz kommen ab jetzt weitere Menschen mit Tieren oder Arbeitsgeräten an uns vorbei, in aller Herrgottsfrüh. Klar, morgens ist es kühler, nur 31 Grad, man kann die Felder bestellen, später wird es einfach zu heiß. An uns stört sich niemand, im Gegenteil, wir schauen ganz verschlafen hinter unseren Moskitonetzen hervor, sie grüßen uns mit einem freundlichen „Bon Dia“ und gehen ihrer Wege, als wäre alles ganz selbstverständlich.
Die Straße durch das Landesinnere in Richtung Küste ist eine, mit Schlaglöchern gespickte, Katastrophe. Doch Mozambik ist eines unserer Lieblingsländer. Obwohl der Großteil der Bevölkerung wirklich sehr arm ist, sind die Menschen herzlich und zugänglich. Schwere körperliche Arbeit ist das Los der Bevölkerung, doch dabei sind sie lebenslustig, und das spürt man.
Leider wird unser Bewegungsradius durch die traurige Tatsache, dass sich Rebellen der beiden größten rivalisierenden politischen Parteien beschießen und dabei auch auf Touristen keine Rücksicht nehmen, eingeschränkt. So konzentrieren wir uns diesmal lediglich auf den südlichen Teil des Landes in Ergänzung zu unseren bisherigen Reisen durch den Rest des Landes.
In dem kleinen Dorf Chidenguele, am Indischen Ozean, weiß Matze einen Campingplatz auf dem wir uns für ein paar Tage niederlassen. Die Sunset Beach Lodge ist nichts Großartiges, aber angesichts der Uhrzeit das Beste was wir finden konnten. Wir verbringen den Weihnachtsabend hier und erhalten ein Erlebnis der besonderen Art. Schon als wir zum Essen aufbrechen ziehen schwarze Wolken über das Meer herein und gerade als wir sitzen beginnt der Sturm. Heftige Blitze und Donnerkrachen wüten über einen langen Zeitraum direkt über uns. Es ist ein richtiger Zyklon. Das Wasser steht knietief auf dem Campingplatz. Am nächsten Morgen erfahren wir das gesamte Unglück.
In 5 Stunden hat es sage und schreibe 300ml geregnet. Einige Personen haben aufgrund eines Blitzeinschlages in einem nahegelegenen Funkmast, Stromschläge, die durch die Erde gegangen sind abbekommen. Sie konnten sehen, wie sich der Strom, wie eine brennende Lunte durch die Erde windet. Der Strom ist komplett ausgefallen, die Wasserpumpe geht demzufolge nicht mehr, also gibt es auch kein Wasser mehr. Bei einigen Campern sind alle elektrischen Geräte durchgeschmort, weil der Blitz eingeschlagen hat. Bei uns ist Gott sei Dank nichts passiert, wir waren nicht am Strom. Es dauerte ein paar Tage, bis auf dem Platz wieder Normalität einkehrt.
Unsere Weihnachtslaune wird getrübt durch die Tatsache, dass unser Hubdach immer noch nicht funktioniert. Glücklicherweise haben wir uns bereits einen Ersatzmotor aus Deutschland besorgt, den müssen wir jetzt einbauen. Doch der Einbau ist schwierig. Wir müssen einen Schrank fast komplett auseinandernehmen. Aber wir machen Fortschritte, in kleinen Schritten kommen wir voran und nach drei Tagen funktioniert das Dach wieder.
Nachdem wir den Hubdachmotor erfolgreich eingebaut haben, verlassen wir die Sunset Beach Lodge. Die Managerin gibt uns auf ihre „freundliche“ Art zu verstehen, dass wir abreisen müssen, weil sie den Platz braucht. Wir sind nicht böse, wir haben uns hier eh nicht so wohlgefühlt. In Richtung Süden werden wir schon etwas finden, wo wir ein paar Tage bleiben können. Doch es wird schwierig. Zum einen haben wir oft große Probleme mit dem Truck durch die Bäume und Büsche überhaupt ans Meer zu kommen. Zum anderen sind die südafrikanischen Besitzer oder Pächter oftmals unfreundlich und stinkig, so erlebt in Xaixai im Montego Camp.
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Doch wir lassen uns die Laune nicht versauen und fahren weiter Richtung Süden. Der Himmel ist schon wieder schwarz. Viele der weiten Felder stehen schon vielerorts unter Wasser, die Wege und Einfahrten neben den Teerstraßen sind aufgeweicht und schlammig.
Immer wieder stellen wir uns die Frage, ob es den Menschen hier im Süden besser geht, als denen im Norden. Im Grunde müsste es ja so sein. Der Tourismus boomt in der Region, zumindest in den Ferienzeiten entlang dem Meer und sicher partizipieren dann viele daran. Und doch ist das Land arm, wir sehen viele verfallene Häuser und auch Rohbauten, die schon wieder verfallen. Die meisten Familien jedoch leben auch hier im Süden vom Handel und Ackerbau.
Und auch hier erleben wir immer wieder diese unglaubliche Freundlichkeit und Herzlichkeit. Sehen Gesten, wie Daumen nach oben, hören „tutto bae“, „alles ok“ Rufe und empfangen das, für Afrika typische, offene und herzliche Lachen. Die Fröhlichkeit steckt an und passt einfach zu den bunten Tüchern und Gewändern. Wie immer versorgen wir uns hauptsächlich an den Ständen am Straßenrand mit Obst wie Grenadillen, Ananas, Mangos und auch Cashews. Es ist so schade, dass die Regenzeit so hartnäckig ist. Bei einer Temperatur von 29 Grad lässt sich die hohe Luftfeuchtigkeit von 87% gut aushalten. Wäre es heißer, die Erde würde dampfen, und trotzdem ist alles feucht, die Handtücher und die Kleider trocknen nicht mehr richtig.
Mit „Jays“ finden wir dann einen netten Platz. Die Besitzerin ist eine nette ältere Dame mit der wir gleich gut klar kommen. Hier feiern wir auch Sylvester mit sehr netten Leuten aus Südafrika. Ganze 5 Tage bleiben wir am Strand von Macaneta, unternehmen lange Strandspaziergänge und arbeiten an unseren „Baustellen“.
Das Wetter hat sich auch wieder beruhigt. Es ist zwar wieder heißer, doch regnet es kaum noch. Unser nächster Stopp ist Maputo, die riesige Hauptstadt des Landes. Bereits die Peripherie der Stadt zeigt uns teilweise ein neues Gesicht, große, doch ansehnliche neue Wohnviertel und neue zweispurige Straßen. Der Speckgürtel außerhalb der Stadt mausert sich, wir sehen viele moderne Einfamilienhäuser, es schaut aus, als wäre ein Bauboom ausgebrochen.
Wir kennen die Uferpromenade entlang der Costa del Sol noch als Sandpiste. Heute ist sie komplett bis Macaneta durchgebaut, geteert und zweispurig. Die wenigen Straßenhändler wollen gar nicht mehr so recht zu den modernen Shoppingmalls und Häusern und der neuen Uferpromenade ins Bild passen.
Wir werden neugierig auf die Stadt, doch fürs erste ist der neue bekannte Fischmarkt unser Ziel von dem wir schon gehört haben. Natürlich gibt es hinter all dem Glanz auch noch die einfachen Wohngebiete, Hütten und Steinhäuser. Auch diese afrikanische Großstadt ist konfrontiert mit der Landflucht. Die Einwohnerzahlen nehmen kontinuierlich zu. In der Stadt erwarten viele ein besseres Leben.
An dem Fischmarkt fahren wir zuerst gleich mal vorbei, weil wir das was wir sehen für ein riesiges Restaurant halten. Wir drehen um und werden gleich auf dem Parkplatz von vielen Schleppern angebaggert. In der Halle selbst, sind wir dann ziemlich enttäuscht, das Angebot ist klein, an jedem Stand etwas gleiche. Und wir empfinden es teuer. Bei den Fischern am Strand haben wir viel weniger für das Kilo Fisch bezahlt. Doch weil wir schon mal hier sind nehmen wir Fisch und Tiger Prawns mit. Wer weiß, wann wir wieder frischen Fisch bekommen werden.
Das Restaurant schockt uns dann regelrecht. Die verlangen locker das 3-4 fache des Preises wie in den bisherigen Restaurants. Enttäuscht ziehen wir von dannen, ohne zu essen.
Je weiter wir in die Stadt kommen-bzw. ins Zentrum kommen umso mehr zeigt sich Maputo‘s wahres Gesicht, wie wir es kennen, alte, teilweise sozialistische, Bauten, tiefe Schlaglöcher, Müll, Straßenkinder und Straßenhändler. Ja, das Stadtbild wird dominiert von tausenden von Händlern mit ihren Bergen von Waren. Die Stadt ist noch voller geworden. Den schönen gepflegten Bahnhof erkennen wir wieder, das alte Fort, das ein Museum ist, wird quasi erdrückt von neuen modernen Gebäuden, von Telefongesellschaften, Banken und Hotels. Die Straßen sind voller Schlaglöcher, der Verkehr ist chaotisch. Maputo pulsiert, es ist ein einziges Gewusel. Die Stadt hat viele Facetten, Moscheen, Kirchen Hindutempel nebeneinander und dann wieder rhythmische Musik aus den Bars und Läden, fast schon südamerikanisch. Wir sind leider zu spät dran um in der Stadt einen sicheren Standplatz zu suchen, wir entscheiden uns mit der Fähre auf die andere Seite des Meeresarmes überzusetzen. Doch ich bin mir sicher es hätte sich gelohnt, die Stadt mit ihren Künstlervierteln näher kennenzulernen. An dem Meeresarm, hinter dem Hafen, ragen neue Brückenpfeiler in den Himmel, noch in diesem Jahr soll die neue Brücke über den Meeresarm in Richtung Süden fertig sein. China sei Dank.
In einem kleinen Strandrestaurant in Katembe genießen wir den Blick auf die nächtliche Skyline von Maputo. Fantastisch, nicht nur der Ausblick, nein, auch das Essen, der Fisch, die Prawns und die Muscheln. Mit mehr als 30 € inklusive Getränken ist es nicht billig, doch es hat sich gelohnt. Die Preise passen überein mit den Fischpreisen am Großmarkt und wir rätseln, wie das kommt. Wie soll die lokale Bevölkerung das bezahlen?
Wir machen uns auf den Weg nach Süden, an die sogenannte Goldküste. Die ersten 10km sind schrecklich, gespickt mit großen Schlaglöchern und schlammig. Bis wir bei Msima die neue Teerstraße erreichen, eine Erholung. Doch bereits nach 20km, bei Bela Vista, ist das Vergnügen wieder zu Ende. Der Ort mit dem schönen Namen ist ein typischer „Mozambik-Ort“. Bestehend aus vielen verfallenen Häusern aus besseren Zeiten, eine breite Avenida, die auf den zugewachsenen und verwilderten Exerzier-, bzw. Paradeplatz führt und einige kleine Läden, sogenannte Barracas und wegen der Hitze nur wenige Menschen auf der Straße.
Weiter südlich geht es über viele Dünen und tiefsandige Spuren nach Punta d’Ouro, einer kleinen Stadt am Meer. Wir sind baff, sprachlos!! Bereits am Ortseingang kommen uns Südafrikanische Pickups entgegen, mit „extrem gut gelaunten“ Menschen auf den Ladeflächen und Pärchen auf Quads hinterher. Der kleine Ort ist voller Klamotten- und Souvenirverkäufer und im Hintergrund laut dröhnende Quads. Wir haben schon gewusst, dass Punta ein Urlaubsort der Südafrikaner ist und auch, dass gerade über Weihnachten und Neujahr hier der „Papst boxt“. Aber was wir sehen übersteigt unsere Vorstellungen und ist vor allem nicht das, was wir uns in Mozambik (oder auch in anderen Ländern) vorstellen. Klar, die hier lebenden Menschen verdienen an diesem Tumult und an dem Konsum. Doch entsteht nicht auch ein Bild „die Weißen sind so“ und zwar grundsätzlich? Das hier hat mit Mozambik nichts zu tun, wir wissen, dass das Land anders ist. Die Natur traumhaft schön, die Menschen sehr freundlich, locker und lebenslustig.
Wir gönnen uns ein Abendessen in einem portugiesischen Lokal und verlassen den Urlaubsort am nächsten Morgen bei Regen in Richtung Südafrika.
Dieses Mal war die von uns bereiste Strecke nur ein kleiner Auszug. Das Land hat so viel mehr zu bieten. Wir haben es in unserem ersten Teil schon ausführlich beschrieben. Dieses große arme Land mit den politischen Konflikten ist eines unserer Lieblingsländer, definitiv.
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BILDERGALERIEN
Mozambik II -
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